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Die Leiche schrieb am 16.4. 2008 um 19:59:44 Uhr über

RAF

Es ist nicht uninteressant zu wissen, wie der moderne Mythos vom Jagdpiloten entstanden ist, der heute noch 8/10 SF-Produktionen beglückt. Das war 1940 gewesen, als die Wehrmacht gerade Frankreich, die Benelux-Länder, Dänemark und Norwegen überrannt hatte. Polen, Österreich und die Tschechoslowakei hatte man schon zuvor gefrühstückt. Hitler stand auf dem Höhepunkt seines aussenpolitischen Erfolges und seiner Macht: Nie war er begeisterter von den Deutschen gefeiert worden, als nach dem fulminanten Sieg über Frankreich - das Trauma des ersten Weltkrieges, der »Dolchsstoß«, die »Schmach von Versailles« etc. pp - alles schien wie weggeblasen.

Und Großbritannien stand alleine da in ganz Europa - im Hintergrund zwar einen kriegswilligen Präsidenten der USA, doch keineswegs einen einwandfrei kriegsbereiten Kongreß. Zwischen der Wehrmacht mit ihren seinerzeit völlig unbezwingbaren Panzerdivisionen stand nur der Ärmelkanal, die Flotte, und die RAF. Die britische Armee gab es kaum noch. Alle moderne Ausrüstung war in Dünkirchen geblieben, zehntausende in Frankreich gefangen, der Rest über die ganze Welt verteilt. Die britische Handelsflotte ging langsam vor den Torpedorohren der U-Boote zugrunde - wie schon einmal. Die große britische Schlachtflotte versteckte sich größtenteils in Schottland, stets auf die Ausfahrten der deutschen Überseeschiffe lauernd. Und die Luftwaffe schickte sich derweil an, England sturmreif zu bomben. Die Marine hatte die Luftherrschaft über dem Kanal für eine Landung gefordert - also sollte die britische Luftwaffe zerschlagen werden - ab dem »Adlertag« im Sommer 1940.

In diesem Sommer wurde die britische Insel von ein paar tausend, meist recht jungen Piloten des RAF Fighter Command ausgefochten, die pausenlos, mitunter ein halbes dutzend Mal am Tag immer wieder gegen einen anfangs deutlich überlegenen Gegner aufstiegen. Winston Churchill fasste es später in die Worte: Niemals zuvor verdankten so viele so wenigen so viel.

Bereits im Winter 40/41 begann sich das Blatt zu wenden, als die britische Rüstungsproduktion angelaufen war, der überlegene Spitfire-Jäger die ältere »Hurricane« ersetzte, und 1941 dann traten die USA in den Krieg ein, Hitler überviel Russland.

Aber in diesem zweiten Halbjahr 1940 hing das Schicksal Großbritanniens an diesen paar tausend Jagdfliegern. Hätten sie versagt - so wie die französische Luftwaffe versagt hatte - so wäre die Schlachtflotte ein schutzloses Opfer der Luftwaffenbomber geworden, wäre eine deutsche Invasion realistisch durchführbar und militärisch mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit erfolgreich gewesen. Denn zu Lande waren seinerzeit kaum ein halbes Dutzend einsatzfähige Divisionen verfügbar gewesen, die zudem von der siegesgewissen, technisch und taktisch weit überlegenen Wehrmacht hinweggefegt worden wären.

Auch wir verdanken diesen Jagdfliegern der RAF mit hoher Wahrscheinlichkeit sehr viel - daran sollte man sich dann und wann erinnern.


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