ist, wird auch hier ausgeblendet. Die Übergangspliase wird als Feld von Übergangserscheinungen gezeichnet.
Es ist die Transformation über Miscli- und liybride Zustände, in denen sich das Böse des Kapitals in das Gute der produktiven Macht hineinmischt. IVNs Darstellungsweise erinnert in ihrer mythisch-naiven Neigung nicht wenig an die neueren HollywoodFabrikate, in denen das Böse in das Gute der Macht hineinwirkt, wie etwa die neueren Episoden von »Star Wars«. Auch dort ist die Mythisierung des Wegs hybrider Macht auf dem Weg zum Guten Dauerthema. Richtig bedenklich sind die bildliaften Darstellungen, die die NG0s als Übergangserscheinung unter der imperialen Füllrung der USA zum Repräsentanten der »lebendigen Kraft« stilisieren (»vital force«, Vitalkraft), die dem »Volk« zugrunde liegen und ihr Feld im »Humus« der Biomacht finden. »Hier, auf der allgemeinsten und breitesten Stufe, koinzidieren (d.ii. fallen zusammen, D.H.) die politischen Aktivitäten der NG0s mit den Funktionsabläufen des Empire«, ... sie stehen »jenseits der Politi k«, auf demTerrainderBiomacht-es gelitumBelangedesLebens selbst.« (320-325) Anders: Vitalkraft des Volks, Lebensbelange, Erdkraft der Biomacht und »Reich« fallen in eins. Man muss eine derartige Mythenproduktion auf dem Hintergrund der kalten Technizität der Unterwerfungsprozesse unter knallharte Richtlinien von Wolilverhalten und Good Government betrachten, von denen NG0s, militarisierte Sozialarbeit, Kleinkrediteprogramme und l@/Weltbank in ihrem Zusammenspiel die Überlebensgarantien von liunderten Millionen abhängig machen.
Diese Übergangsformen werden affirmativ an Polybios Modell des antiken Empire (Gleichzeitigkeit von Monarchie, Aristokratie, Demokratie) und den oben schon analysierten Konstrukten von »Subjektivität« weiterentwickelt. Die LeserInnen werden auch nicht vom Propagandamytlios der »one world« verschont, wonach »Erste und dritte Welt, Zentrum und Peripherie, Norden und Süden (... ) heute ineinander iiber(gehen)«: die historisch beispiellosen Strategien des harten greiizbewehrten Gefälles von liegemonialen High-Tech-Kathedralen (»Cluster«-Regionen der Metropolen) über Maquiladoras bis zu periplieren Hungerlagem werden nicht erörtert und ideologisch zu nur »graduellen und nicht prinzipiellen« Unterschieden eingesclimolzen. (344)
Ich sehe keinen Grund, dieses Sammelsurium aus der postmodernen Mytlienkiste hier ausgiebig zu kommentieren, mit dem
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IVN den Übergang szeniscii vollziehen. im Bucliplan kommt es auch nicht auf sie an, sie füllen eine Lücke. Das Ergebnis ist gesetzt, EntwiCklungslinien haben nur einen mehr oder weniger illu-
strativen Charakter.
Gesetzt heißt: ideell, aber nicht wirklich da. Als gesetztes und zugleich unerfülltes Sein bedarf es auch der Verwirklichung. Einer nüchtemen Analyse des historischen Prozesses und seiner Tendenzen mögen IVN ihre Botschaft nicht anvertrauen. Sie wollen das »Gesetzte« durchsetzen . Wie? Zwar taucht gegen Schluss unvermittelt der Begriff »Verfassungsprojekt« auf, denn »sicherlich 1-nuss es einen Augenblick geben, an dein Wiederaneignung und Selbstorganisation eine Schwelle erreichen und zu einem realen Ereignis werden.« Warten ist die Medizin, warten auf das Ereignis » ... der revolutionären Erhebung einer mächtigen Organisation«. 1-1/N sagen nicht welche. Aber wenn wir dem Hinweis auf Machiavelli/Althusser folgen, dann ist es die »fürsti iche« einer diktatorisch-hegemonialen Partei der Eliten. Das ist wenigstens konkret. Darüber könnte man diskutieren. Aber ebenso schnell wie dieser fromme Wunsch auftaucht, lassen H/N ihn wieder in den trübeii Wogen ihrer Gefülilssoße verschwinden. Die letzen 60 Seiten werden beherrscht vorn propandistiscii-prophetischen Gestus
mit einem geradezu wagnerianischen Pathos.
Das Schlussepos erzählt uns: die totalisierte Produktivität mit ihrem Kern in der immateriellen Arbeit ist in ihrer »biopolitischen Existenz« nur noch durch das rein äußerliche »imperiale Korni-nando« mit seinen Instrumenten Atombombe, Geld und Äther (der Medien) gefesselt und ausgebeutet. Nachdem es die historische Aufgabe der Entfaltung der Biomaclit erfüllt hat, ist
»das Empire (ist) die vollendete Form der Biomacht, es ist die vollständige Inversion (Umkehrung) der Macht des Lebens.@, (353, 354, 357) «Das Empire bildet sich vor diesem Horizoiit heraus, iii den unsere Körper und Köpfe cingebctiet sind. (... ) Es ist die natürlichste Sache der Welt, dass die Welt politisch eins zu scin scheint, dass der Markt global Lind Macht universell organisiert ist. Imperiale Politik artikuliert das Seiii in seiner globalen Ausdehnung - ein riesiger Ozean, nur von Wellen und
der Strömung bewegt.- (362)
Dieses Sein ist »unermesslicii«, »außerhalb des Maßes, die »fortwährende Erneuerung und schöpferische Kraft der Menschheit selbst« (362-364) und »verweist jenseits des Maßes auf die Lebendigkeit des Produktionszusammenhangs, darauf, dass Ar-
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