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Killjoy.Nisi schrieb am 5.6. 2020 um 12:51:18 Uhr über

Farbe

Verloren und nicht verirrt. Gefunden. Sicher am Rand der Klippe. Genau da will ich stehen, genau hier wollte ich immer hin. Ein Wunsch weiter gegeben von Jahr zu Jahr. Den Wunsch den Wind in den Haare zu spüren und runter auf etwas magisches Blicken zu können.
Doch der Wind weht nicht durch meine Haare wie ich es mir vorgestellt habe, er *zieht* an ihnen. Zieht mich Schritt für Schritt weiter nach vorn.
Oder drängt er mich zurück?
Es haben doch immer alle gewusst, dass ich hier enden werde. Ich habe doch immer gewusst, dass ich hier enden werde. Ich habe alles dafür getan. Hier bin ich nun und will springen und will zurück laufen. Es ist anstrengend hier zu stehen.
Deswegen setze ich mich hin. Ich muss ein wenig sitzen. Meine Füße ein paar Minuten baumeln lassen und die kalte Luft einziehen.
Sie schreien hinter mir alle mögliche Worte die keine Sinn ergeben, weder für sie noch für mich. Aber sie sagen diese in der Hoffnung, dass ich den Sinn schon selbst finde. Den Sinn in ihren Worten und den Sinn in meinen.
Unter mir verwandelt sich der Abgrund abwechselnd in alles was ich je gefürchtet habe und alles was ich je gewollt habe. Ich sitz noch eine Weile hier und beobachte wie sich das Bodenlose grün und dann lila färbt. Aus einer Ecke kriecht blau über all die Farben und aus einer Felsspalte tropft es rot.
Neben mir steht ein Farbeimer den ich mitgebracht habe. Er sollte mir die Stärke geben weiter zu machen, bis ich den bodenlosen Abgrund selbst färben kann. Ich habe ihn schon einige Male umgetreten wenn ich ein paar Schritte rückwärts gemacht habe, aber auch er scheint Bodenlos. Da Farbe darin wabert wie an dem Tag als ich sie in diesen Eimer füllte.
Ich habe die Hoffnung, dass sie nicht austrocknen wird, dass sie nicht verdreckt oder dass ich sie einfach irgendwann nicht mehr wieder finde. Es ist meine Farbe mit der ich gewillt bin meine Unterschrift auf der Welt zu hinterlassen.
Ich wende den Blick ab von dem Eimer, er kann mir gerade nicht helfen, kann kaum noch Trost spenden.
Das Gestein unter mir bröckelt weg. Wie eine nie still stehende Sanduhr zeigt es mir wie viel Zeit mir noch zum Handeln bleibt bevor alles vor meinen Augen zerbricht.


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