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wuming schrieb am 15.3. 2003 um 02:25:58 Uhr über

KeinMenschIstIllegal

Radikale Sozialarbeit
Viele kleine Netze 813 Aufbruch in eine andere Gesellschaft aktion zuflucht


Wenn Abschiebungen verhindert werden sollen, bleibt oft keine andere Möglichkeit, als Menschen vor den Behörden zu verstecken. Eines der ältesten Zuf7uchtsprajekte ist die Freiburger"aktion zuf7uchtl. Einige der AktivistInnen ziehen Bilanz.
Anfang Februar 1993: FrÜhmorgens wird eine Kurdin von der Polizei aus dem Schlaf gerissen und zusammen mit einigen ihrer Kinder zum Frankfurter Flughafen transportiert. Die Information erreicht uns gerade noch rechtzeitig - wir wissen um den noch laufenden Asylfolgeantrag und schalten Rechtsanwältin, Gericht und abschiebende Behörde ein. Die Familie konnte schließlich am Rhein-Main-Flughafen umkehren. Eine Entschuldigung der Abschiebepolizei für diesen offiziell bestätigten Anitsfehler erfolgte nie. Ein anderes Beispiel: Eine aus Deutschland abgeschobene libanesische Familie wird im Juli 1993 durch israelische Luftangriffe im Libanon ermordet. Wir erfahren zufällig davon. Sollen wir die grausamen Bilder der Toten und ihrer zerstörten Wohnung in der Presse veröffentlichen?
Die Fragestellungen zu Anfang der Arbeit vieler Zufluchtsgruppen ähnelten sich. Ein konkreter Anlaß, Nacht- und Nebelaktionen - von deutschen Bürokraten entwickelt, von speziellen Polizeikommandos ausgeführt. Ihr Ziel in der Amtssprache: Die Ausreisepflicht vollziehen." Legitimiert - oder auch nicht durch juristische Interpretationen des Ausländergesetzes. Handschellen, Gewalt, Knebel, manchmal auch Spritzen und Betäubungsmittel gehören zu diesem Vollzug. Die hiervon Betrof-
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fenen sind in der Regel machtlos und ohne jede Unterstützung, sie sind in den Asylverfahren durchgefallen-, ohne Beratung, Hilfe und Erklärung. Sie können manchmal sogar von Glück sagen, bereits bei diesem Vollzug nicht umgebracht zu werden. Einige aber haben sich schon in ihren Arrestzellen erhängt. Nur wenige sind fähig und imstande, sich gegen diese Abschiebemaschinerie zu wehren.

Entstehung von Zufluchtsgruppen

Spätestens mit Änderung der Asylgesetzgebung Art. 16 Grundgesetz Recht auf Asyl' im Jahr 1993 organisieren sich in Deutschland, zunächst nur in einigen Städten, Gruppen unter dem Motto Zuflucht'. Ihre Absicht ist, die Abschiebemaschine praktisch zu unterlaufen, indem sie den Bedrohten mitunter auch nur minimale Hilfe anbieten. Hierzu gehören unter anderem Freiräume, Geld, Kontaktmöglichkeiten, gemeinsame neue Überlegungen, medizinischer Beistand und zahlreiche andere Notwendigkeiten des Alltags. Ziel ist zumindest vorübergehende Zuflucht statt Abschiebung. In Köln und Tübingen gründen sich die ersten Gruppen, die öffentlich für die Zuflucht eintreten. In anderen, westdeutschen Städten formieren sich weitere Gruppen, andere bauen nichtöffentliche Ansätze auf. In Berlin entsteht ein Frauennetzwerk. Parallel dazu entwickeln sich in den Kirchen Netzwerke, die Kirchenasyle koordinieren. Damit soll im größeren Umfang praktiziert werden, was durch frühere Kirchenasyle und andere lokale Initiativen wie die Freie Flüchtlingsstadt' Mannheim angestoßen worden war.
Seit jeher gab es Gruppierungen, die Menschen versteckt haben. Bis Anfang der 90er Jahre hatten sich besonders im kirchlichen Spektrum angesiedelte. kleinere Netzwerke gehalten. Sie suchten verschlungene Wege für den Schutz von Flüchtlingen und leiteten ihre Motivation aus wohlerwogenem christlichen Verständnis ab. Das Sanctuary-Movement' aus den USA war in der Lateinamerika-Solidaritätsbewegung nicht unbekannt: Quer durch die gesamte USA konnten Flüchtlinge auf sicheren Reisewegen bis nach Kanada gelangen. Die Bezeichnung Fluchthelfer' galt auch in Deutschland bis vor ein paar Jahren als

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