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                      Schändliches Vermächtnis
 
                      Michaela Simon   15.02.2003 
 
                      Steht Kriegsgegner Sean Penn auf einer Schwarzen Liste? 
 
 
                           Schauspieler haben das Recht und auch die Pflicht zu sagen, was sie denken. Aber
                          so viele von ihnen - Sarandon, die ich respektiere, ausgenommen - kommen
                          entweder geistlos oder unbeherrscht rüber. Sie stellen Bushs Intelligenz in Frage
                          oder sie höhnen und belfern. Sie erwecken keinen besonders reifen Eindruck; sie
                          klingen, als hätten sie die Komplexität der Lage nicht erfasst. Diese Verseuchung
                          des Themas und der linken Positionen durch Stars und die üblichen Verdächtigen
                          lässt viele denken: Da will ich nicht dazugehören.
                          Camille Paglia im Interview mit  Salon.com
 
 
 
                              
 
                                                           
 
 
                      »Woody, Babs, Jessica, Sean: Yankee doodle dandies they ain't. « spöttelte die
                      regierungstreue  Washington Times schon im Oktober letzten Jahres über Hollywoods
                      Koalition der Unwilligen. Und man muss der für ihre rauen und oft recht einseitigen Worte
                      bekannten Camille Paglia schon recht geben, denn bei aller Sympathie für die Kriegsgegner:
                      der eine oder andere Prominente ließ sich im Eifer des Gefechts zu nahezu Stoiber'schen
                      Versprechern hinreißen. Barbra Streisand (Babs) hatte zwar nicht wie unser »Edelmann« den
                      Präsidenten als Herrn »Bus« bezeichnet (vgl.  Wir wollen doch jetzt nicht über Freising
                      reden), wohl aber Shakespeare falsch zitiert und Saddam einen »Iraner« genannt. Uuh....Harry
                      Belafonte soll Colin Powell mit einem Plantagensklaven verglichen haben, der seine
                      Grundsätze verkauft habe, um im Hause des »Masters« zu leben. Und Jessica Lange soll gesagt
                      haben, dass sie George Bush (oder Bus?) »hasse«. 
 
                      Das ist zugegebenermaßen ..»emotional«, »typisch Schauspieler« oder wie die Washington
                      Times meint (wahrscheinlich weil sie das Ganze so ätzend findet): »high-profile vitriol«. 
 
                      Mehr als 4000 Stars haben die Erklärung »Not in Our Name« unterzeichnet, die in der Los
                      Angeles Times und in der New York Times veröffentlicht wurde, darunter Susan Sarandon,
                      Jane Fonda, Martin Sheen, Tim Robbins, Ed Asner, Marisa Tomei, Danny Glover, Kim
                      Basinger, Helen Hunt, Olympia Dukakis, Woody Harrelson, Jonathan Demme und Sean Penn. 
 
                      Letzter hat außerdem 56 000 Dollar für eine ganzseitige Anzeige in der Washington Post
                      ausgegeben, in welcher er den Präsidenten u. a. bittet, Amerika zu retten, bevor er (Bush) "ein
                      Vermächtnis der Schande und des Horrors" hinterlasse. 
 
 
                           Die Dekonstruktion ziviler Freiheiten, welche Ihre Regierung vornimmt,
                          widerspricht dem Kern Ihres behaupteten Patriotismus
                          Jean Penn
 
 
                      Der Schauspieler und Filmemacher, der schon auffiel, als er einen Beitrag zu der
                      französischen Produktion  11 mal 11 beisteuerte (vgl.  Die UNO ist einfach korrupt!), war
                      im Dezember drei Tage im Irak, um seine Haltung zu demonstrieren und, wie er selber sagte,
                      als »Patriot und Ermittler«. 
 
                      Jetzt verklagt der Schauspieler den Produzenten Steven Bing; jener habe das Filmprojekt
                      »Why men shouldn't marry« mit Penn fallen gelassen, weil er, Penn, wegen seiner
                      Anti-Kriegs-Aktionen auf einer »Schwarzen Liste« stehe, vergleichbar mit der Schwarzen
                      Liste zur Zeit der McCarthy-Ära. Bing wiederum verklagt Penn wegen Verleumdung, es gehe
                      hier nicht um Meinungsfreiheit. 
 
                      Was ist dran an Penns Vorwurf? Es stimmt auf jeden Fall, dass Penn in letzter Zeit von
                      konservativen Kommentatoren schlechte Presse bekommen hat. Penn behauptet weiter, dass
                      Bing seinen Agenten angerufen und eine Zusicherung verlangt habe, dass der Schauspieler
                      aufhören würde, öffentlich seine Meinung zum Irak-Konflikt zu äußern. Er habe ihn auch
                      telefonisch persönlich darum gebeten und auf seinem Band die Nachricht hinterlassen, er
                      befürchte, das Publikum werde "durch die Propaganda (gegen Penn) verwirrt sein, sie gegen
                      dich auslegen und den Film boykottieren". Noch dazu ist Penn - ebenso wie Dustin Hoffmann,
                      der kürzlich auf der Berlinale vor einem Krieg warnte (vgl.  Dustin Hoffman schickt
                      Friedenstaube an den Falken Bush) und Susan Sarandon - bisher nicht zur diesjährigen
                      Oskar-Zeremonie eingeladen. Einen Zusammenhang mit den politischen Aktivitäten der
                      Schauspieler gibt es laut »Academy« nicht. 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
   Kommentare:
   Unverständnis (cip22, 15.2.2003 4:27)
   High-profile vitriol (Z, 15.2.2003 2:57)
   Jean Penn und President Bus (Michael Core, 15.2.2003 2:14)
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                                          last modified: 14.02.2003
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