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Hans*im*Glück schrieb am 16.6. 2005 um 14:59:19 Uhr über

SPD

»gmpf«--Eine Buchbesprechung

Wir müssen heute ein Urteil fällen, ein Urteil über das vieldiskutierte Buch »gmpf« von Ferdinand Krötzler.

Die Beurteilungen innerhalb der Fachwelt gingen weit auseinander und widersprachen sich teilweise sogar in den Kernpunkten. Positiv wurde das Buch lediglich vom Münchner Kochbuchverlag eingeschätzt: »Dufte, das Buch, schlichtweg dufte«.

Was war geschehen, was die Literatur derartig auf die Barrikaden gehen ließ? War es nur der lächerliche Versuch eines Newcomers, ein Buch ohne Vokale zu schreiben? Oder müssen wir auch den sozio-politischen Hintergrund sehen? - Ich glaube nicht.

Sicherlich, eines muß man Krötzler zugestehen: Einfälle, die hat er; denn wer kommt schon auf die entlegene Idee, ein Werk ohne Vokale zu schreiben? Hätte Goethe es gekonnt? Keiner weiß es, denn Goethe ist längst gestorben. Nur, wie es eben immer mit den Möchtegernautoren ist, sie halten eine einmal gewählte Linie nicht durch, sie scheitern an ihrem eigenen Ehrgeiz. So auch Krötzler. Die ersten Seiten seines Buches sind wirklich ergreifend und blühend formuliert, an manch einer Stelle schwebt er auf höchsten schriftstellerischen Wolken. Einfach glänzend und beeindruckend, wie er die ausweglose Situation seines Helden gmpf schildert: »ch ch bn nr n mnsch w jdr ndr, br trtzdm hb ch hffng, nml d nchbrstchtr z vgln

Leider beginnt er schon ab Seite 23 (drndzwnzg), sich in antagonistischen Widersprüchen zu verlaufen: Einerseits behauptet er auf Seite 45 unten »nml st knml sprch ch nd vrscht s nchml, ws mr br ncht glng«, während er nur zwei Seiten weiter unverständlicherweise ausführt »nmls wll ch d brntchtr z vgln vrschn, bglch ch lst dz htt«.

Ganz konfus wird er dann ab Seite 67. Da spricht der Autor einmal von »wrghk«, dann wieder erwähnt er den »fdn«. Ganz aus dem Häuschen ist er schließlich, als es ab der Mitte des Buches gilt, die verworrenen und undurchsichtigen Handlungsstränge wieder zu kanalisieren. Besonders die Motive klmpfds, gmpfs Bruder, werden überhaupt nicht angesprochen. Oder will der Autor hier etwas verschweigen?

Zu allem Überfluß sind auch stilistische Mängel in Hülle und Fülle vorhanden: Was ist »mrml.«? Die Abkürzung für Marmelade oder einfach »Murmel«? Und dann, auf Seite 89: »rschlch«! Was ist das?!! Ich bitte Sie, Herr Krötzler, so etwas ist der Gipfel der von uns allen abgelehnten Obszönität! Da hilft es dann auch nichts mehr, wenn Sie auf irgendeiner Pressekonferenz erklären, das heiße »Eierschlauch«! Und dann passiert, sozusagen der stete Tropfen im Karpfenteich, das, was wohl jeder erwartet hatte: auf Seite 145 taucht plötzlich inmitten von Tausenden Konsonanten ein kleines Vokälchen auf!

So etwas darf nicht passieren, Krötzler!


WOLFGANG SIELAFF
in: Rückwärts (Vorwärts),
5. April 1979, Nummer 15
(Literaturmagazin)




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