Dandyismus

Nachdem mein Entschluß feststeht, das erste Wohnzimmer vollständig im osmanischen Stil einzurichten, stellt sich mir die Frage, wie ich an Bezugsquellen sowohl für die neuzeitliche Diwanlandschaft als auch einige ausgewählte Antiquitäten gelange, ich dachte da etwa an eine dieser schönen Glaslampen der süleymanischen Ära. Ich stehe noch ein wenig unbeholfen vor der Materie, da mich diese Entscheidung erst vor recht kurzer Zeit angeflogen hat und ich mir bislang im Leben erst wenig Gedanken über Einlegetischchen und Lederpuffs gemacht habe. Ich könnte natürlich zur ersten Orientierung Frau Esma, die neue Zugehfrau fragen, aber einer frisch sitzengelassenen Mutter mit zwei Kindern dürften solche Probleme im Augenblick als die Verhöhnung ihrer eigenen Nöte vorkommen. Im Gegenteil, ich habe Frau Esma noch nichts von meinem Plan erzählt und insgeheim fürchte ich, sie wird späterhin auch geschmacklich eine unduldsame Kritikerin sein, die zudem jeden Fayenceteller überkritisch auf die Goldwaage ihrer eigenen 13 Euro Stundenlohn (Fahrgeld incl.) legen wird. Ich werde also leise jubeln müssen, wenn mir der Postbote in ihrer Gegenwart eine Wertsendung mit einer sarazenischen Ringerminiatur bringt. Wie unangenehm, fast denke ich, man sollte sich nur mit Personal umgeben, das sich seine Arbeitsstelle auch leisten kann.

Neuste Studien ergaben: Wir werden systematisch verdummt! Der militärisch-industrielle Komplex der USA arbeitet seit Jahrzehnten daran, die gesamte Weltbevölkerung in einem Zustand der absoluten Urteilsunfähigkeit zu versetzen. Bei der Fortführung der amerikanischen Welteroberungspläne spielt es eine wichtige Rolle, daß alle Menschen der Welt US-Konsumgüter mögen und nicht etwa bei javanischer Gammelanmusik oder Wenke Myrrhe(sehr abwegig) eine Erektion bekommen. Wenn diese Gleichschaltung beendet ist tritt Phase II des macchiavellischen Planes in Kraft. Diese wird derzeit noch geheimgehalten.

Wenn man die literararisch tätigen anvisiert, gab es weibliche Vertrater des Lebengefühls der Dekadenz und des Dandytums, zum Beispiel »Rachilde«. Diese zeigte aber eine öffentlich poropagierte Farauenfeilndliche Haltung. Sie hat ihr eigenes Geschlecht negiert und demonstrierten dieses auch (wie´s auf dandyistische Weise üblich ist) äußerlich, nämlich indem sie maskuline Kleidung trugen. Es gab da auch eine Amerikanerin ...die war weit nach den Yellow Nineties schriftstellerisch und journalistisch tätig; Djuna Barnes---Jene hat sich mir dekadenten Sujets beschäftigt,, allerdings hat sie soviel ich weiss nie eine ihre Postition bezüglich der scheinbar etwas gleichgültigen Haltung des Dandys gegenüber der »gewöhnlichen« weiblichen Natur geäußert. Vielleicht leigt das daran, dass ab den Zwanziger Jahren Décadence so und so schon En Vogue war und die Frau zur Emanzipation schritt. Damals suchte man der Frau ihre Qualitäten als Femme Fatale einzuhauchen, diesmal nicht nur in der Dichtkunst, sondern auch auf der Leinwand...