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Wir waren vier Brüder – vier Straßenjungen, weil unsere Wohnung zum Spielen viel zu eng war, vier Lausejungen, die den Arsch voll kriegten, wenn sie was ausgefressen hatten, vier Luxusjungen. So nannte die Mutter uns, weil wir schon in den Nachkriegsjahren kurze Lederhosen besaßen, als das noch nicht selbstverständlich war. Keine neuen natürlich. Erst wenn die vom ältesten Bruder ganz ausgewachsen war kriegte sie der Nächstjüngere und so fort.
Zimperlich war unsere Mutter ganz und gar nicht, aber grundsätzlich. Der 1. März war Stichtag, da wurden sie rausgelegt, bis zum 30. November trugen wir sie, egal wie kalt es war. Wir gehörten immer zu den ersten Jungs mit nackten Beinen. Darauf war man damals stolz. Wenn jemand fragte „Müsst ihr?“ antworteten wir „Wir dürfen schon!“
Ab den Osterferien bis zum Ende der Herbstferien wurden die Schuhe geschont. Auch in die Schule wurde barfüßig gelaufen. Nur am Sonntag nicht. Ab der 5. Klasse gab’s Sandalen ohne Söckchen.
Mit 11 bekam ich eine etwas zu lange neue Unterhose, die beim Bücken „blitzte“. Die Kumpels hänselten mich deswegen. Ich bat Mutter die Hose kürzer zu machen. Sie meinte nur „Von mir aus zieh die Turnhose an!“ Das galt dann auch für meine Brüder. Wenn die Turnhosen in die Wäsche mussten ging’s auch ohne, und so ab 12 oder 13 immer. Das Gefühl des rauen Leders auf der Haut war megageil (das Wort gab’s noch nicht, aber wer solche schlimmen Worte in den Mund nahm, bezog dafür Ohrfeigen).
Natürlich haben wir manchmal gefroren – und hätten das nie zugegeben. Oft genug hat der Hintern geglüht und die Oberschenkel waren bis an den Hosenbeinansatz gestriemt. Aber wir waren gesunde, abgehärtete Jungs und selten krank.
Ich denke gern an meine Jugend zurück und bedaure heute die Computerkids, die von ihren Helikoptereltern im Auto zur Schule gefahren werden und dick vermummt werden, wenn sie mal draußen sind.
(Diese Erinnerungen meines alten Freund Dieter M. habe ich aufgeschrieben, weil er mit dem PC nicht zurechtkommt.)
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