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Sagenumwoben schrieb am 3.6. 2017 um 22:08:52 Uhr über

Bahkauv

Die Bahkauv-Sage

Das Untier soll nachts betrunkene Männer erschrecken und sie zwingen, es auf ihren Schultern zu tragen, sodass die Männer es schwer haben, heimzugehen. Flehten und bettelten die betrunkenen Männer, so lachte das Bahkauv darüber und wurde nur noch schwerer. Frauen und Kinder belästige das Bahkauv aber nie.

Einer angeblich aus dem 17. Jahrhundert stammenden Sagenvariante zufolge soll das Bachkalb irgendwann einmal als ein Straßenräuber in Verkleidung enttarnt worden sein. Als das Untier einmal versehentlich einen kräftigen Schmied anfiel, schleuderte dieser es zu Boden und verprügelte es, bis aus dem Kostüm ein vor Schmerzen jammernder Torwächter kroch, der seine berufliche Stellung dazu genutzt hatte, in der Nacht unerkannt und ohne Verdacht zu erregen betrunkene Passanten auszurauben. Angeblich ist dieses Ereignis in den Stadtchroniken vermerkt, doch findet sich die Stelle nirgends. Die Geschichte vom Bachkalb ist in dieser Variante mit einer im Rheinland weit verbreiteten Wandersage verschmolzen, nach welcher ein beherzter Bauer oder Schmied das aufhockende Ungeheuer (etwa den Hackestüpp in Düren-Merzenich oder der Sürthgens Mossel in Bergstein) als einen gewöhnlichen Straßenräuber enttarnt.

Angeblich soll auch Pippin der Jüngere, der Vater von Karl dem Großen, gegen das Bahkauv gekämpft und es an einem Morgen an einer dampfenden Quelle mit einem Schwerthieb getötet haben. Diese Behauptung findet sich seit dem 19. Jahrhundert mit schöner Regelmäßigkeit in den Aachener Sagensammlungen und könnte eine Erfindung von lokalpatriotischen Heimatdichtern aus Aachen sein, die angesichts der vielen spukenden Kälber in den verschiedenen Teilen des Rheinlandes und Siegerlandes darum bemüht waren, dieses Untier speziell für ihre Stadt in Beschlag zu nehmen und der Sage eine unzulässige historische Tiefe zu verleihen.

Nicht ganz ausgeschlossen werden muss, dass diese Geschichte auf einer tatsächlichen Beobachtung basiert, wie sie auch heute noch an anderen Thermalquellen dieser Art zu finden ist. Da die Thermalquellen zu der damaligen Zeit am Büchel frei ausflossen und je nach Bedarf unterdrückt, d.h verstopft wurden, bildete sich im stehenden warmen Wasser ein gelbbrauner bis roter Algenfilm, die so genannte Glarine. Beim erneuten Öffnen der Quelle ergoss sich der rotbraune Algenschleim vermutlich auch in den Abwasserkanal, den Kolbert, was zu einer großen Verwunderung und Verstörung der Bevölkerung führen musste. Die Assoziation mit »schleimigen Blut«, das sich beim Töten des Untieres durch die Straßen ergossen haben soll, könnte auf diesen Algenfilm zurückgeführt werden.

Mythengeschichtlich ist das Bachkalb eine interessante Figur, denn im Rheinland gibt es zahlreiche Sagen über dämonische Wesen, die in der Nacht an einem Bach hocken, einsamen oder betrunkenen Wanderern auflauern und ihnen auf den Rücken springen. In der Gegend um Aachen und Düren sind dies vornehmlich zwei Unholde, einmal der Werwolf, der hier Stüpp heißt, und eben das Kalb. Hinter diesen Spukwesen, die übrigens keine Gespenster sind, sondern sehr körperhafte Unholde, verbergen sich vermutlich Wiedergänger, d. h. Verstorbene, die aus dem Jenseits bzw. aus dem Grab zurückkehren, um die Lebenden zu plagen. Insgesamt gehören der Bachstüpp und das Bachkalb (im Grenzgebiet zu den Niederlanden auch »Grachtkalb« genannt), zur Klasse der unter dem Namen Aufhocker bekannten Spuk- und Plagewesen. Warum eine Transformation des untoten Wanderleichnams in ein Tier stattgefunden hat, ist eine von der Sagenforschung noch ungelöste Frage.

In seinem Historienroman Das Untier von Aachen adaptiert der Schriftsteller Günter Krieger das Thema mit der Sagenvariante aus dem 17. Jahrhundert.


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