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Nike schrieb am 10.4. 2002 um 16:02:42 Uhr über

Hingabe

Mag sein, dass das Wort »aus der Mode gekommen« ist. Das ändert nichts an seiner positiven Grundaussage. Wer etwas mit Hingabe tut, der tut es mit Konzentration, mit Freude und Begeisterung, mit Lust an der Aufgabe, mit Überzeugung für sein aktuelles Handeln, meist auch mit Effizienz und Erfolg. Hingabe bedeutet auch, eine Sache lieber voll und ganz und gut machen zu wollen, als zu viele Sachen parallel anzugehen und dann nicht zum Ende zu bringen.

Gefahren allzu großer Hingabe können, müssen aber nicht, in der Verzettelung, dem Verlust des Blickes auf das Wesentliche, im übertriebenen Streben nach Perfektion, mitunter auch im kopfschüttelnden Belächeltwerden der Mitmenschen liegen, die es als »Spleen« abtun.

Sex ohne Hingabe - undenkbar. Gerade der Sex kommt ohne Hingabe nicht aus. Und zwar sowohl im allgemeinen Sinn - man gibt sich dieser »schönsten Nebensache« mit Begeisterung hin - wie auch im engeren Sinne der körperlichen Hingabe. Dabei kennt die körperliche Hingabe wiederum zwei völlig konträre Ausprägungen: eine aktive und eine passive. Bei der aktiven Hingabe geht der Partner auf die körperlichen und gefühlsmäßigen Bedürfnisse des Partners optimal ein. Das kann ganz romantisch beginnen und reicht von den sanftesten Streicheleinheiten bis hin zur härteren Gangart oder der sadistisch angelegten »Benutzung« (wenn S/M-Praktiken zum verabredeten Repertoire gehören). Die vollendete aktive Hingabe wird »belohnt« durch die miterlebte gesteigerte Wollust des Partners, seinem gierigen Lechzen nach körperlicher Befriedigung, vielleicht bereits durch einen ersten Orgasmus.

Die passive Hingabe ist diejenige Spielart, die den meisten als Erstes einfällt. Der Mann denkt an den zarten weiblichen Körper, wie er daliegt in all seiner (scheinbaren) Wehrlosigkeit, in der perfekten Situation vollkommener Auslieferung (gefesselt) wie auch an die immer wieder so ersehnte und erträumte grenzenlose »Willigkeit« der Frau, hart rangenommen zu werden und es »ordentlich besorgt« zu bekommen und in diesem Bedürfnis auch noch unersättlich zu sein. Welche Vorstellungen auch immer männliche Hirne dabei entwickeln - jedenfalls wird der eigene Körper dem Partner bedingungslos zur Verfügung gestellt, was auch immer dieser mit ihm anzustellen gedenkt. Die totale Hingabe geht einher mit offener Körperhaltung, mit der Bereitschaft für alle Handlungen des Partners, bei S/M-Praktiken mit der erwartungsvollen Freude am Lustschmerz, mit dem Abgeben jeder Verantwortung und Kontrolle an den anderen. In diesen Momenten »gehört« man nicht mehr sich selbst. Der einzige Gedanke, der einen noch leitet, ist, dem Partner als Objekt für den Lustgewinn mit jeder Faser seines Körpers zur Verfügung zu stehen. Passive Hingabe heißt nicht notwendigerweise: willenlos, wehrlos, reglos. Eine gespielte starke Gegenwehr, die dem Partner aber letztendlich die Führung nicht streitig macht, kann eine besonders heiße Form der passiven Hingabe sein.

Für guten Sex ist Hingabe - und die Fähigkeit dazu - mehr als eine Zutat; sie ist notwendige Voraussetzung. Wer nicht auch in der Lage ist, sich dem anderen derart hinzugeben (aktiv und gezielt etwas für dessen Lustgewinn zu tun, auch mal passiv zu sein, den anderen gewähren zu lassen, sich seiner Verantwortung zu übergeben, seine Regie zu akzeptieren), dessen Sex wird tendenziell egoistischer, einseitiger, einfallsloser und langweiliger ausfallen. Gerade die höchsten Gipfel der Wollust, die stärksten Gefühle sexueller Befriedigung werden oft nur aus dem willentlich und spielerisch gestalteten Kontrast zwischen Geben und Nehmen heraus erreicht. Die Fähigkeit zur Hingabe beim Sex ermöglicht es überhaupt erst den Partnern, die gegenpoligen Rollen voll auszuleben, nämlich sich des anderen Körpers und dessen Reizen nach Belieben zu bedienen und diesen paradiesischen Zustand des Glückes für eine Weile voll auszukosten. Es versteht sich von selbst, dass »hingebungsvoller« Sex nur dann zustande kommt, wenn beide Partner denselben Grad von aktiver/passiver Hingabe wechselseitig zu gestalten und auszuleben in der Lage sind.


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