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schmidt schrieb am 9.2. 2023 um 11:29:48 Uhr über

Kammer

ich schreibe aus der oberen Dachkammer. Ich habe meine Hose über den Rock gezogen. Um punkt acht wurde ich durch laute Hammergeräusche aus dem Schlaf gerissen. Ich bin die Treppe hinunter gelaufen und sah zwei Arbeiter die die seit mehr als zwei Jahren beschädigte untere Tür herausgerissen hatten. Ich bitte die beiden, die neben der Tür befindlichen verschieden bunten Glasbausteine die ein gewisses Format haben und fast schon antik oder als Kunst am Bau zu bezeichnen sind, ganz erhalten, daran wäre mir sehr gelegen. Sie sagen, sie würden sehen was sie tun können, aber es nicht garantieren. Der Schlosser der gestern ungefragt in meinen seit jeher unverriegelten Vorratskeller eindrang um dort anscheinend ein Rohr zu verlegen, einiges altes kupfer hat mitgehen lassen und ein paar ihm im Wege liegende Gegenstände nach weiter hinten in den kellerraum räumte ist auch wieder da und werkelt weiter. Der Traktor der gemeinde der immer in den Hof fährt mit den mehreren Mülltonnen auf dem Hänger ist auch vorbeigefahren und hat die Arbeiter gesehen. Ich liebäugele damit nach unten zu laufen und für jeden erhaltenen Glasbaustein zwanzig Euro bar auf die Hand anzubieten. Es liegt mir viel an der Architektur des hauses. Hoffnung Freiheit und Wohlfahrt nannte eine Engländerin heute drei verbliebene Flugzeuge vor einem russisch sprechenden Militär eines Kornkammerlandes mit langer Grenze zu Russland und die Dame sagte, die Ukraine ist ein europäisches Land. Die Glasbausteine sind ein zeugnis von einst hoher Baukunst. Die Katzenklappe ist unersetzbar und eine sehr schöne Erfindung durch die auch kleinere Postpakete in den Flur geschoben werden können. Die neue Tür hat eine Milchglasscheibe wie Türen in einer Arztpraxis, man sieht jeden Schatten dahinter huschen ohne je die Chance zu klarer Sicht zu haben, es ist eine bleib weg von mir Tür, eine Ekelhafte tür, eine neue ganz gnaz ejkelhafte Tür, ich kann meiner Abscheu keinen Ausdruck verleihen. Aber dafür können ja die Handwerker nichts. Wahrscheinlich denken die noch, einen tag vor meiner Erreichung des pensionsalters wollen sie mir einen Gefallen tun und die Tür ersetzen. Dabei war ich völlig einverstanden mit dieser alten tür und sie hätte noch weitere Jahre gehalten und die Menschen sich an der wunderschönen antiken großformatigen Glasbausteinfassade erfreuen können. Aber heute restauriert man ja nichts, heute muß alles neu und schnell gehen und dann solch eine stinkige neue Milchglasscheibentür, da kommt einem konservativen menschen die Galle hoch, neuse zeugs, das qualitativ viel schlechter als das alte ist ohne wirklich not auszutauschen. Durch die offene Tür konnte jederzeit das Kind hinein, die Katzenklappe war bei draußen minus zehn Grad auch ein wenig tierlieb, immerhin fror es im Hausflur nicht und irgendeine der drei miauenden inneren Haustüren öffnete auch kurz mal für einen kleinen Snack und ein Aufwärmen, sogar mein Klavier liebte sie und strich mir um die Beine wohlerwärmt von meinen brummenden Bässen, ich weiß was Katzen hören wollen,


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