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GPhilipp, am 16.6. 2003 um 23:19:23 Uhr
Bühne

ich spiele


Schicksal bin ich nicht,
ich spiele
mit

ich spiele
mich!

Ist
keiner, der mir sagt:
du sollst,
ich bin allein

und schweige
still
in dieser fremden Sprache.

Niemand,
nur Musik und Klang,
Gesang

ertönt,
und Vögel zwitschern,
flattern
auf dünnen, hohen Zweigen

wie Blätter, junges Grün
einer Birke.

Kinder am Zaun,
Spatzen im Baum,
ein Junge auf dem Pfosten steht.
Der Große reicht dem Winzling
diesen Zweig,
der schlägt:
ein Spiel, das Leben

Glockengeläut,
Motorräder, Lederjacken,
Feuerwehrhaus, Bratwurstbude
mitten im Dorf

Es regnet nicht,
Kerzen flackern im Wind!
Alte sitzen und hören Musik

Die Band auf der Bühne,
die schaukelt: der Wagen.
Unter dem Scheunendach
Kaffee und Kuchen, Gespräch:
ich schweige nicht
immer.

.

Performance

Es tanzt der Gitarrist
des abends auf der Bühne:
indem er sich vergisst,
ist er der große, kühne.

Und hinter ihm am Schlagzeug
rutscht sie auf ihrem Drehstuhl,
tritt, schlägt und trommelt leise
kopfschüttelnd eine Weise.

Am Bass steht fest verwurzelt
ein dicker Mensch mit Pranken,
mit Fingern: kräftig, fett -
ansonsten ist er nett.

Der Leiter am Piano
hält sich, sehr weis', zurück
und zieht die Fäden heimlich,
organisiert - zum Glück.

Die Sängerin am Mikrophon
schreit, singt den Text manierlich,
ruft, flüstert Worte zierlich
und findet ihren höchsten Ton.

Natürlich fehlen Saxophon
und die Trompete! Bläst er schon
im Künstlerzimmer die Etüde,
der Meister? Und Frau Meisterin

spielt jetzt das Thema, unisono
es folgt, dann hebt sie ab
und fliegt in fern' Gefilde,
schafft eigenartige Gebilde.

Zusammen kommen sie, zurück,
man unterhält sich prächtig!
Im Publikum Applaus: ein Glück
und alles geht, geschäftig.

.

Keith Jarrett hält die Spannung, wie besessen!
Er liebt sein Instrument und schaut; er hört
und spielt nur, wenn es wichtig ist und nötig,
kommuniziert mit wem?
mit Charly Haden,
Motian, Paul.

Bill Evans spielt mit Geller, Herb,
der Flöte bläst (und wie!),
eine Ballade, langsam: derb?
Fein ziseliert, ein Stück von ihm,
nehm' ich mal an, von höchstem Wert!

Thelonius Monk raucht Zigarette:
die legt er auf die Taste, links,
wischt sich den Schweiß ins Taschentuch
im Club, New York, die Stadt ist groß.
Er spielt den Blues wie keiner: scharf
gewürzt mit Dissonanzen, rhythmisch
stark!
Im Anzug, cool, tanzt er den Blues,
dreht sich im Kreis, die Meute kreischt.

Phil Woods, Stan Getz, Martial Solal
und wie sie alle heißen:
Stuff Smith, Tchicai und Rolf Kühn,
Jim Hall und Zoller, Attila.

Ernst Jandl, der liest Otto's Mops,
dazu wird frei improvisiert:
Dieter Glawischnig am Klavier
und vor der großen Band

Wie Carla Bley: die dirigiert
und komponiert sehr witzig, einsam
in einer Hütte im Wald.
Dann sucht sie Leute in New York,
die ihre Changes mögen
und törnt sie an.

Gato Barbieri - ach, wie anders ist die Zeit!
Wer spielt denn heute noch so frei, so überaus
diszipliniert, begabt, interessant und neu?
Französisches Sextett, Gesang und Vibrafon,
Joe Pass begleitet Ella Fitzgerald auf der
Gitarre: schön! Die sah ich früher schon und hör-
te Jazz.



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