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copyriot, am 19.5. 2013 um 02:07:18 Uhr
Leben

aussetzen, was es denn heißt, ein humanes Leben zu führen. Losgelöst von dieser Frage sollten wir nicht über Bildung, über Demokratie, über Gerechtigkeit sprechen. Was bedeutet es, ein humanes Leben zu führen? „Humanitätstammt von „humare“: bestatten, beerdigen, begraben. Jedes Mal, wenn wir über humanes Leben, über Humanität nachdenken, dann sind wir mit Erde, mit Humus, mit Schmutz, mit Bestattung konfrontiert. Humanes Leben gibt es nicht losgelöst von der Einsicht, dass wir Staub sind. für Erfolg. Erfolg kann nur in einerwie Henry James es einmal formuliert hat – „Hotel-Zivilisationzu einem Primärwert aufsteigen. In einer Hotel-Zivilisation leuchten die Lichter zu jeder Zeit. Hat man sein Zimmer verlassen und kommt zurück, ist das Zimmer sauber. Man braucht nicht darüber nachzudenken, wer das Zimmer vom eigenen Dreck gereinigt hat. Hotel-Zivilisation ist charakterisiert durch Komfort, Bequemlichkeit, Zufriedenheit. Eine Hotelzivilisation erzieht Menschen nicht zur Reife, sondern erzeugt Infantilität.34 Menschen gelangen nur dann zur Reife, wenn sie sich der Frage hätte: Die Jugendlichen seien leistungsbereit, ehrgeizig und optimistisch.33 Dass die Gesellschaft von dieser Jugend begeistert ist, verwundert nicht, handelt es sich doch um Werte, die von der Gesellschaft prämiert werden. Diese Werte sind Werte, die für erfolgsorientiertes Handeln stehen. Dagegen ist erst einmal nichts einzuwenden. Aber wir müssen uns darüber im Klaren sein, dass diese Werte keine Primärwerte sind, die sich in der Auseinandersetzung mit der Frage eingestellt haben, was es heißt, ein humanes Leben zu führen. Leistungsbereitschaft, Ehrgeiz und Optimismus stehen werden zu können.“30 Neben dem geschilderten „explosiven Ressentimentgibt es auch Anzeichen „implosiver Resignation31. Dieser passive Nihilismus breitet sich als „Seelenlähmung“ aus.32 Damit ist vor allem die Seelenlage vieler junger Menschen benannt, die unfähig sind, „Jazu ihrem Leben zu sagen. Die Folgen sind Suizide und Depressionen. Sie mögen sich fragen, wie sich die Rede vom passiven Nihilismus zur jüngsten Shell- Studie verhält, die doch, so ihre Adepten, zu dem Ergebnis komme, dass es schon lange nicht mehr eine so gute Jugend gegeben Nachkultur bezeichnet. Nachkultur zeichnet sich durch eine Horizonterweiterung aus: „Als die ersten, geschmuggelten Nachrichten aus Polens Todeslagern uns erreichten, stießen sie weit und breit auf nichts als Unglauben. So etwas konnte sich nicht ereignen im zivilisierten Europa, mitten im 20. Jahrhundert! Heute hingegen ist es schwierig, eine Bestialität, aberwitzige Unterdrückung oder plötzliche Verwüstung sich vorzustellen, die nicht glaubhaft, nicht über Nacht in den Bereich unserer Fakten einzuordnen wäre. In moralischer wie psychologischer Hinsicht ist das freilich ein furchtbarer Zustand, durch nichts mehr überrascht demnatürlichen Gesetzder Selbsterhaltung geboten scheint?“28 Die Konsequenzen der Gewaltzufügung. Der katholische Theologe Johann Baptist Metz hat vor den Konsequenzen dieser Gewaltzufügung gewarnt: „So etwas überstehen nur die Vergesslichen. Oder die, die schon erfolgreich vergessen haben, dass sie etwas vergessen haben. Aber auch sie bleiben nicht ungeschoren. Man kann auf den Namen des Menschen nicht beliebig sündigen. Nicht nur der einzelne Mensch, auch die Idee des Menschen und der Menschheit ist zutiefst verletzbar.“29 Die Situation nach Auschwitz hat George Steiner als eine der Die Ursachen für den aktiven Nihilismus liegen u.a. in den Katastrophen des 20. Jahrhunderts begründet. Dieses Jahrhundert hat unseren Horizont negativ erweitert, denn in ihm wurde die menschliche Schamgrenze der Gewaltzufügung immer mehr abgesenkt. Wie kommen wir mit dieser Erfahrung klar, mit der Tatsache, „dass Menschen immer wieder neu ungeahnten Quellen der Verwundbarkeit begegnen“, dass es Menschen gibt, gewöhnliche Menschen, Nachbarn, „die auf deren Registern spielen, um die zugefügte Verwundung bis zur Fassungslosigkeit zu steigern, statt sie zu minimieren, wie es unter


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