»Aus Leiden Freuden« von Theodor Reik (1940) ist die bis heute mit weitem Abstand beste Arbeit über den seelischen, sozialen und sexuellen Sado - Masochismus, besser: über den aktiven und passiven Sadismus - denn in eben diesem Buch hat Reik sehr schlüssig begründet, dass es sich beim sog. Masochismus lediglich um die passive Variante des Sadismus handelt.
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Theodor Reik, geb. 1888 in Wien, studierte Psychologie, Literaturwissenschaft, Philosophie und Religionswissenschaft. Angeregt durch Freuds »Traumdeutung« und den 1910 aufgenommenen Kontakt zu Freud wendet er sich ganz der Psychoanalyse zu. Reik wird so einer der ersten und engsten Schüler von Freud, der sich um seine Ausbildung kümmert und ihm auch weiterhin in jeder Hinsicht Unterstützung gewährt. Von 1918 bis 1934 arbeitet Theodor Reik zusammen mit Hanns Sachs und Otto Rank an den Psychoanalytischen Instituten von Wien und Berlin. 1934 emigriert er nach Holland, 1938 nach den USA. Nach schwierigen Anfangsjahren in New York - die dortige Psychoanalytische Gesellschaft verweigert ihm die Vollmitgliedschaft - gründet er 1948 die »National Psychological Association for Psychoanalysis«. Er stirbt 1969 in New York, wo er bis zum Schluss als psychoanalytischer Praktiker tätig war.
Reik war selbst Masochist und veröffentlichte 1940 »Aus Leiden Freuden - Masochismus und Gesellschaft« sowie eine Vielzahl weiterer höchst lesenswerter (und lesbarer!) Bücher unter psychoanalytischem Blickwinkel.
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Reik, Theodor, 1977 (DEA, vergriffen wie auch die fita-Ausgabe von 1983):
Aus Leiden Freuden. Masochismus und Gesellschaft.
Verlag: Hoffmann & Campe, Hamburg
Anmerkungen: Basiert auf der 1940 auf dtsch. bei Imago in London erschienenen Erstausgabe und enthält darüber hinaus die Ergänzungen der 1941 erschienenen amerikanischen Ausgabe »Masochism in Modern Man«.
Kurzbeschreibung: Klappentext: Sigmund Freud hat den Masochismus einmal als die »häufigste und bedeutsamste aller Perversionen« bezeichnet. Reik, der sich jahrelang mit diesem Problem beschäftigt hat und selbst unter masochistischen Neigungen litt, hat das Freudsche Konzept erweitert und zum Teil aufgrund neuer Erkenntnisse korrigiert. So hat er den Begriff »sozialer Masochismus« geprägt, denn seiner Ansicht nach stellt der Masochismus eine Entwicklungsphase im Leben aller dar, die in gewisser Weise dazu beiträgt, unsere aggressiven und antisozialen Triebe unter Kontrolle zu bringen. Reik spricht in diesem Zusammenhang von »seelischer Ökonomie«, d.h. er unterscheidet zwischen Leiden als seelischer Notwendigkeit oder seelischem Luxus. Ein gewisses Maß an Leid kann sich demnach durchaus positiv auswirken, sei es für den einzelnen oder die Gesellschaft.
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Theodor Reik ist bitte nicht zu verwechseln mit Wilhelm Reich.
Der Untertitel »Masochismus und Gesellschaft« unterscheidet Reiks Arbeit gleichwohl deutlich von Freuds Konzepten, bzw. geht signifikant über sie hinaus.
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Ein großer Teil des Textes basiert auf von mir hier und da ergänzten Angaben bei:
http://www.datenschlag.org/papiertiger/lexikon/reik_theodor.html
(Reik war alles andere als ein Papiertiger, btw...
Zusammen mit Sándor Ferenczi halte ich ihn für einen der anregendsten und persönlich mutigsten analytischen Denker des 20. Jhd.s)
Seine Bücher sind im Antiquariatsbuchhandel oder via Internet erhältlich.
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