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Rüdi stapfte mit dem Teppichklopfer über der Schulter durch die glitschigen Fliesen des Bülzenheimer Hallenbads. Sein Eierköpfchen zuckte vor Vergnügen. »Schwimmbad-Tango, Herrentag dreiundzwanzig!« kicherte er, während seine Flipflops schmatzende Küsse auf den Boden drückten.
In der Duschkabinengasse lauerten fünf blassrosa Rücken wie Schlachtrosskeulen im Dampf. *Klack!* Die erste Brause explodierte in Eisperlen.
»Donnerwetter, ist das heute frisch!«, yodelte Herr Schorsch aus Kabine vier.
*Klack!* Kabine zwei heulte auf: »So ein Chlorhahn-Schinder! Dir lass ich meine Arthrosen in die Badehose beißen!«
Rüdis Schultern zitterten vor unterdrücktem Gelächter. Der Teppichklopfer glitt an die nächsten Duschköpfe wie ein bösartiges Metronom. Als plötzlich nasses Fleisch gegen die Milchglastür krachte.
»Altersstarrsinn in Bestform, Reimer?«
Hausmeister Rolf presste sein Gesicht gegen die Scheibe – seine Nasenspitze malte eine kreisrunde Grimasse. »Der Vorstand ließ grüßen. Heut gibt's *Aftershow*.«
Bauchwasser tropfte auf Fliesen. Rüdi rutschte rückwärts, stieß gegen einen tropfenden Bademantel. Zwischen Spargelschädelbeinen tauchte plötzlich Bruno »Bügelfalte« Brenner auf, der seine Lesebrille wie ein Scharfrichterschwert schwang.
»Lieber Teppichklopf-Rüdi... schaust du nur Filme – oder tanzt du auch?«
*Aufforderung zur Reue* stand in Präzisionsfalten auf seiner Glatze.
Die Umkleidenummer 7 verschluckte beide Männer. Brenners Gelenke knackten wie Champagnerkorken, als er den Teppichklopfer horizontal an die Wand drückte. »Grad mal zehn Jahre jünger, und was macht man? Mobbt Rentner – als könntest du ohne Hüftprothese die Treppe raufhopsen!«
Rüdis Augenbraue schoss in die Höhe. »Hättest du imaginäre Zähne geknirscht, als ich dir neulich die Turnhallen-Ersatzbrille in den Eierlikör getunkt hab?« Der Teppichklopfer zitterte in seiner Hand wie ein unsicheres Pendel.
Plötzlich dröhnte Senioren-Gemurmel durch die Türritzen. Die Altherrenriege brüllte im Sprechchor:
»Klopft ihn wach! Klopft ihn wach!«
Brenners Zeigefinger trommelte gegen eine Flasche Selbstgekeltertes in seiner Sporttasche. »Krawattenwidder oder Pferdschaf – dein Zug.«
Das Holzbrett schlug im Dreivierteltakt gegen Beton. *Tack. Tackta-Tack.* Rüdis Knie schwenkten wie überhitztes Gummihühnchen.
»Bei Lieschen Müller wars noch Walzer!«, japste er, während der Klopfer ihm zwischen die Oberschenkel zischte.
»Falsches Jahrzehnt, Eierzwerg!« Brenner schmetterte die Flasche wie ein Irrer gegen die Wand. »Jetz gehste in Blasenwerfer-Manier durch *mein* Inferno!«
Zwei Minuten später prangte über Rüdis Körper ein Clownskostüm, das aussah wie explodierte Gummibärchen. Brenner reichte ihm eine neonpinke Zahnbürste.
»Kannst ja deinem Teppichklopfer Liebesbriefe mit Duschkopf-Wasser schreiben.«
Rüdis rotes Schaumgumminasenloch schnüffelte an Chlornebel. Der Teppichklopfer lehnte an Brenners Schließfach – zufrieden wie Katze in der Mittagssonne.
»Unartikel siebzehn...« murmelte er und schrubbte Mörtelfugen, während die Bürste »Freude schöner Götterfunken« trällerte.
Plötzlich surrte die Tür. Eine Traube schnatternder Aqua-Fitness-Omas staute sich im Eingang.
»Donnerlüttjen! Der hat ja mehr Falten als unser Wassergymnastikplan!«, quietschte eine in rot-weißem Badehöschen.
Rüdis Clownsschuh versprühte Seifenblasen. Der Teppichklopfer gluckste vergnügt in der Ecke.
Hausmeister Rolf verzog sein Gesicht zur Reißzwecken-Grimasse. »Kreative Seniorenbetreuung. Bezahlt sich das vom Anti-Aggressionstopf?«
Brenner hob die Schultern. »Unkraut vergeht nicht. Aber wenns Theater macht...«
Als letzte Schaumlocke im Abfluss verschwand, knallte Rüdi nass und wütend auf der Umkleidebank. Der Teppichklopfer stupste ihn an. *Job well done.*
»Aber nächstes Mal«, kicherte er und wickelte sich in ein Handtuch mit Aufdruck »nehm ich den elektrischen Kochlöffel mit.«
Irgendwo in Kabine drei prustete jemand in einen Schwamm. Selbst die Fliesen schienen zu glucksen.
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