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WhiteCrow schrieb am 18.6. 2001 um 19:04:00 Uhr über

metalgear

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HUNT
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eine hungrige wölfin auf der jagd. der schnee unter ihr knisterte kaum, als sie über ihn hinwegglitt. der mond hatte seinen platz zwischen den sternen freudlos aufgegeben und sich in die tiefe nacht ihrer augen verirrt. sie tanzte den tango des todes mit ihrer beute. sie beobachtete ihn, der sie suchte, der sich zwischen bäumen auf die lauer legte, ungeduldig durch die hecke kroch, plump und ungeschickt wie ein verängstigter hund. ein leichter spott flackerte kurz in ihrem gesicht auf, gefolgt von mitleid -- oder war es doch hass? sie schlängelte sich unter einen felsbrocken und folgte mit ihren augen seiner spur. dort hinten, in der hecke, rührte sich etwas, dort raschelten blätter und knirschte schnee. sie vernahm seinen schweren atem und legte an. das fadenkreuz tanzte zwischen den zweigen und verirrte sich im blattwerk. sie spürte, er war da. genau da, wo er sein musste. die unbekannte gefahr abzuwenden nicht in der lage, sich der kugel, bereit, seine schläfe zu zerbrechen wie morsches holz, nicht einmal bewusst. - nein, so nicht. - sie legte das gewehr beiseite. tod durch eine unbekannte hand - das wäre kein echter sieg. und außerdem hat es nicht einmal ein hund verdient, zu sterben, ohne dem leben zum letzten mal entgegenblicken zu dürfen. er war gekommen, um sie zu finden. er sollte sie finden - er sollte wissen, wer sie war. und warum er starb.
lautlos schlich sie zwischen den bäumen näher an ihn heran. einige meter vor seinem versteck hielt die wölfin inne und kniete hinter einem strauch. er spürte ihre gegenwart, das war ihr klar. er spürte die gefahr, die von ihr ausging. die wölfin blickte nach oben. sterne. wolfsaugen. flüchtige stille, die alles umgab, die bereit war, durch ein winseln, durch ein heulen zu sterben und in neuer form wiedergeboren zu werden - vollkommen und vollendet.
er hatte seine hecke verlassen, das zeigten ihr die spuren, die von dieser ausgingen und zwischen einigen felsen verschwanden. - verabschiede dich -, hauchte sie und landete mit einem gewaltigen sprung auf einem der steine. im bruchteil einer sekunde durchforschten ihre augen das labyrinth aus verstecken und nischen. sie erwartete nicht, ihn zu sehen. und er war nicht da. die wölfin atmete tief ein und schloß die augen. er stand hinter ihr. - hey, sniper -, flüsterte er. - dreh dich um. - - ein hund, der auf ehre acht gibt -, hauchte sie und lächelte. - ich brauche deine gnade nicht ... - in einem zug warf sie das gewehr beiseite, wandte sich ruckartig zu ihm und stieß sich ab. keinen dolch, keine kugel warf sie ihm in ihrem sprung entgegen. nur die letzte, furchtbare wut einer müden wölfin, die zum letzten mal gejagt hatte - gejagt, um durch die hand der beute getötet zu werden, als buße für die zerfetzten leiber und die zerrissenen seelen ihres einzigartigen lebens. sie flog stumm, die hände zu krallen geformt, die zähne gefletscht. erst als die kugel die wölfin traf, erfüllte ein schauriges jaulen den wald, erstarb in der tiefe ihrer kehle und ließ nur einen kratzenden kloß im hals des hundes zurück.
er bückte sich zu ihr nieder. - du hattest ein ziel -, flüsterte er ihr zu. - ich nur meinen auftrag. deine jagd gründet sich auf prinzipien, meine ist nur abhängig von der art meiner waffe. hund siegt über wölfin, denn die wölfin ist edel ... der hund nur ein diener. - er blickte in ihr gesicht, in ihre offenen, grünen augen. mit ihrer ganzen kraft griff die wölfin an seine söldnerweste und zog ihn zu sich herunter. - wir sehen uns ... - ihre letzten worte mischten sich mit dem wind, und der hund vernahm von irgendwoher ein - ... bald -. er schüttelte den kopf über diese durch - wie er meinte, unbegründete - angst verursachte einbildung und ließ seinen erschöpften blick nach oben gleiten. der vollmond, treuer begleiter des wolfes, war seit einigen momenten wieder zu sehen, und hätte der hund sich ein paar sekunden früher dem himmel zugewandt, so hätte er vielleicht bemerkt, wie zwei neue sterne neben dem mond aufgeflackert sind, um in langersehnter ruhe von ihrem wohlverdienten platz aus den reisenden zufunklen zu können.


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