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Susanne schrieb am 4.8. 2006 um 11:50:10 Uhr über

Anmache

Der ganze Abend war gut verlaufen, wir saßen noch auf ein paar letzte Biere in unserer Kneipe, es war nicht zu voll, auf halber Treppe spielten ein paar Leute leise Billard, wir hatten uns alle schon ausgeredet und waren eigentlich bettreif, als dieser Mann an der Theke begann, mir feurige Blicke hinüber zu werfen.

Mir, ganz direkt mir. Und das, wo ich neben einer wunderhübschen Frau saß. Er meinte mich, das befürchtete ich sofort. Er schaute immer wieder herüber und trank hektisch aus einem der angestoßenen Gläsern das viel zu warme Bier. Und begann zu lächeln oder zu winken, so genau sah ich das nicht, weil ich wieder einmal meine Brille nicht trug.

Tom schob mich regelrecht vom Stuhl. „Los, Susanne,“ raunte er mir so laut zu, daß es bis zur Theke dringen mußte. „Hol ihn doch mal her.“ Das war typisch für Tom, immer mußten die Frauen etwas tun, während er feige abwartete, was dabei heraus kam. Ich brauchte aber gar nichts zu tun, der Mann hatte meine erzwungene Bewegung sofort als Aufforderung verstanden und kam schon herüber.

Darf ich mich zu euch setzen?“ fragte er artig, mit einer angenehmen Stimme, gar nicht der polternde Protz, den ich doch sonst immer anlocke. Elinor rückte sofort brav zur Seite, damit er sich auch direkt neben mich setzen konnte. Sie tun so etwas andauernd und mit Absicht, als wollten sie mich heilend dem anderen Geschlecht in die ausgebreiteten Arme oder auf den lockenden Schoß treiben.

Das Gespräch wurde dann aber sehr nett, er war neu in der Stadt und entwaffnete uns alle mit dem Geständnis, unser Anblick habe ihn spontan neidisch gemacht und den Wunsch erzeugt, an unserem Tische zu sitzen. Elinor platzte natürlich gleich los: „Und wir dachten schon, du wärst hinter Susanne her.“ Ich wurde rot, das werde ich in solchen Momenten immer, ich bin viel zu schüchtern für die moderne Welt
Oha,“ machte der Mann und raufte sich symbolisch die Haare. „Ich wollte aber nicht gleich mir der Tür ins Haus fallen.“ Und lachte dröhnend. Einen Moment war ich ob dieser gekonnten Parade ein wenig verliebt in ihn. Irgendwie verlor er dann jedoch sein ursprüngliches Motiv aus den Augen und ist seit jenem Abend ein häufiger und sehr geschätzter Gast bei uns. Aber mich anzumachen hat er nie wieder versucht.

Darüber bin ich ganz froh, kann ihn aber deswegen eigentlich doch nicht wirklich leiden.


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