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Ute schrieb am 6.7. 2007 um 10:42:20 Uhr über

Februar

Es heißt, der Februar sei der kürzeste Monat, aber das könnte ein Irrtum sein.
Wenn man Kalenderblatt für Kalenderblatt vergleicht, dann scheint er der Kürzeste zu sein, das stimmt. Ausgestrichen zwischen Januar und März wie Schweineschmalz auf einer Scheibe Brot, reicht er an beiden Seiten nicht bis zum Rand. In seinen Galoschen - und man wird den Februar niemals in Strumpfsocken antreffen - ist er einen ganzen Kopf kürzer als der Dezember, obwohl er in Schaltjahren, wenn er in die Länge schießt, dem April bis an die Nase reicht.
Um wieviel kürzer als seine Vettern er auch immer erscheinen mag, anfühlen tut sich der Februar länger als sie alle. Er ist der übelste Mond des Winters, und daß er zu allem Überfluß gelegentlich auch noch als Frühling verkleidet daherkommt, und das auch jeweils nur für ein paar Stunden, um sich dann sogleich wieder mit einem sadistischen Lachen die Maske vom Gesicht zu reißen und all den einfältigen Gesichtern Hagelkörner ins Gesicht zu spucken - ein Benehmen, das einem schnell zum Hals raushängt - ,all dies macht ihn nur noch grausamer.
Der Februar ist erbarmungslos, und er ist langweilig. Die Parade roter Zahlen auf seinen Kalenderblättern ist äußerst dürftig: Der Geburtstag des einen oder anderen Politikers, ein für Hamster reservierter Feiertag, was sind das für Festlichkeiten? Das einzige Bläschen im abgestandenen Champagner des Februar ist der Valentinstag. Es war kein Zufall, daß unsere Vorfahren gerade dem Februar den Valentinstag ans Hemd steckten: Wer sich so glücklich schätzen kann, im frigiden, unruhigen Februar eine Liebe sein Eigen zu nennen, hat in der Tat Grund zum Feiern.
Abgesehen davon, daß er »im Innern die Knospen färbt und die Blätter wachsen läßt«, ist der Februar so nutzlos wie das zusätzliche r in seinem Namen. Er führt sich auf wie ein Hindernis, er ist ein matschiges, ein sumpfiges, ein langweiliges Zwischenstück, das sowohl Fortschritt als auch Befriedigung verhindert.
James Joyce wurde im Februar geboren, genau wie Charles Dickens und Victor Hugo. Das zeigt uns, daß Schriftsteller sich am Anfang schwer tun, was nicht heißt, daß ihnen die Entscheidung, wann es an der Zeit wäre zum Ende zu kommen, um einen Deut leichter fiele.
Wenn dem Februar die Farbe von Schweineschmalz auf Schwarzbrot zukommt, so entspricht sein Geruch dem von nassen Wollhosen. Was den Ton angeht, so haben wir es mit einer abstrakten Melodie zu tun,die auf einer quietschenden Geige gespielt wird, jammernd wie eine seekranke Xanthippe. Oh Februar, du bist nicht nur klein, du bist auch bescheiden! Verfügtest du in deiner lästigen Ausdehnung über den doppelten Umfang, würden wohl nur wenige von uns überleben, um den schönen Monat Mai willkommen heißen zu können.

(aus »Pan Aroma« von Tom Robbins - sehr zu empfehlen!)


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