Gogos als lokales Rettungsnetz.
Die Gogos wurden ursprünglich als lokales Geld konzipiert, welches das aus den kleinen Städten verschwindende nationale Geld ersetzen sollte und so arbeitsteiliges autarkes Wirtschaften auch in einer Deflationskrise weiter ermöglichen sollte. Das Beispiel von Wörgl während der Weltwirtschaftskrise 1932/33 wurde untersucht und Fehler, die damals gemacht wurden so gut wie möglich verbessert.
Die wesentlichen Verbesserungen sind der eigene Wertstandard der Gogos, die damit eine wirkliche Festwährung im Sinne Gesells sind. Das bedingt von Anfang an einen Wechselkurs, der, obwohl dadurch die Einführung etwas erschwert wird, für die Dauerhaftigkeit so einer Währung von großer Bedeutung ist.
Die zweite Verbesserung ist die geringe Gebrauchsgebühr von 5% im Jahr statt der 12% bei Wära und in Wörgl, die genau dem ursprünglichen Vorschlag Gesells entspricht. Das und die einfachere Einhebung der Gebühr machen die Gogos wesentlich leichter akzeptiert und sie brauchen daher nicht von der Gemeinde in Umlauf gebracht und verwaltet werden. Auch das erschwert die Einführung etwas, bringt aber dafür die Sicherheit, daß nicht eine weisungsgebundene Stelle so ein Geld wieder einziehen muß, wenn es der Opposition gelingt, wie in Wörgl und auch beim Wäraexperiment die Regierung dazu zu bringen dieses Geld zu verbieten.
Die geringere Gebühr sowie die Kaufkraftgarantie erlauben es auch so ein Geld schon beim Beginn einer Deflation einzuführen und damit die Deflation zu verhindern.
Es genügt schon eine Stagflation, die kleine abgelegenere Städte immer früher trifft, die Leute dort zu motivieren, so ein Geld zu probieren. Die Gogos werden sicherlich am Anfang nicht so eine hohe Umlaufgeschwindigkeit erreichen als das Wörgler Geld, das erst bei einer Depression mit einem Preisniveau, das im Jahr um 7% sank eingeführt wurde. Die Umlaufgeschwindigkeit der Gogos wird erst mit dem weiteren Verschwinden des anderen Geldes schneller werden. Das erlaubt einen allmählichen Übergang von einer Währung in eine andere ohne abrupte Inflation und Währungsreform, wie es sonst immer gemacht wird. Solange die Gogos lokales Geld in einem kleinen Bereich bleiben, sind sie auch nur ein Rettungsnetz für diesen Bereich. Veraussichtlich werden aber andere Gemeinden und Bezirke dem Beispiel folgen. In Wörgl folgte eine Nachbarstadt dem Beispiel schon nach drei Monaten und nach einem Jahr wollten 170 Städte und Gemeinden dem Beispiel folgen und warteten nur auf den Ausgang des Rechtsstreites mit der Nationalbank.
Das von der Provinzregierung in Alberta, Canada im Jahre 1936 herausgegebene sogenannte Freigeld war mit 52% Umlaufsicherung im Jahr falsch konstruiert und wurde nicht allgemein akzeptiert. Die canadische Nationalbank brauchte daher gar kein Verbot dieser Konkurrenz anstreben. Es genügte die Androhung, daß bei weiterer Verwendung so eines Geldes der Provinzregierung die Kreditwürdigkeit herunter gesetzt werden würde und sie daher für Kredite höhere Zinsen zahlen müßten.
Nach drei Monaten wurde dieses Geld wieder eingezogen, dabei hätte die Provinzregierung gar keine Kredite gebraucht, wenn sie ihr eigenes Geld mit einer richtigen Gebrauchsgebühr von 5% im Jahr herausgegeben hätten. Dann wäre es nämlich akzeptiert worden.
So wurde aber die mögliche Konkurrenz für das deflationäre Nationalbankgeld durch diesen Fehler der 52% selbst unmöglich gemacht und die Depression lief weiter, bis sie durch den Weltkrieg beendet wurde. Da war eigentlich schon der Weg zur Überwindung der Deflation gezeigt worden, wenn nur die Gebrauchsgebühr niedrig genug gehalten worden wäre und wer weiß ob nicht der Weltkrieg noch hätte vermieden werden können, wenn von Canada ausgehend auch die Wirtschaftskrise in den USA überwunden worden wäre.
Es waren neben Wörgl also auch schon andere Möglichkeiten versucht worden die Wirtschaftskrise ohne Krieg zu beenden und hoffentlich gelingt es diesmal bei solchen Experimenten die Fehler zu vermeiden, die damals gemacht wurden. Hoffentlich bleibt uns auch noch so lange Zeit wie damals. Zehn Jahre Deflation, wie damals, würden sicherlich reichen.
Dann könnte ein lokales Rettungsnetz weltweit Schule machen und viele lokale Überwinder der Deflation zur völligen Überwindung führen und damit einen Krieg als Lösung überflüssig machen. Wahrscheinlich ist das zu schön, um wahr zu werden. Wir werden es nie wissen, wenn wir es nicht versuchen. Vor dem letzten Weltkrieg scheiterten die wenigen Versuche aber wir wissen bei einigen, warum sie scheiterten und vielleicht können diesmal diese Fehler vermieden werden.
|