Nämlich Jazz!
Was finden wir, nein, was entdecken wir neu im Plattenregal? Na klar nämlich den guten alten Pennälerjazz, damals, als die Weichen schon gestellt schienen, für Besetzungsaufzählendes Conaisseur-, ja, Kennertum in dieser Hinsicht, also in der elften, zwölften und der ersten Hälfte der dreizehnten Klasse, war nämlich der lustige Thelonius Monk, nein, der ernste Thelonius Monk, auf T-Shirtstoff durch die Aula getragen, unser Garant für, ja für was eigentlich, garantiert jedenfalls war man sich sicher mit einem solchen Patron, mit der »Air« also eines aus Perspektive des sich neigenden Teenageralters altertümlichen Musikgeschmacks, ein zumindest teilweise guter Mensch sein zu können, insofern als man natürlich wußte was zu verabscheuen war, was nämlich zu begrüßen war, und daß es überhaupt immer geboten war, eine recht übertrieben höfliche Art an den Tag zu legen. Sogar zum mittelschwachen Pianisten hatte man es solchermaßen schon gebracht, die Klavierlehrer hielt man allerdings allesamt für Kasper, da sie einen Bill Evans einem Lenny Tristano vorzogen. Natürlich hatte man auch Mitleid mit ihnen, weil sie alle zwei Wochenende in furchtbaren Theaterkneipen ihren Ragtime ins wohl temperierte Klavier fräsen mussten, aber eigentlich hätten sie das ja auch jederzeit lassen können, also musste man eigentlich annehmen daß es ihnen nichts ausmachte. Wir jedenfalls waren fasziniert vom gleichsam mechanischen runterrattern der Noten, auf nämlich dem Klavier, dem Saxofon und der ollen Trompete, das schon irgendwie immer vor allem ein Trost sein konnte, weil nämlich so alles da ist wo es an seinen Platz gehört, ohne das einem irgendein lanhaariger kettenrauchender Sexomane möglichst ausdrucksstark ins Ohr nölt, der Jazz nämlich, die leichte Musik die nicht nervt, wo es zumindest zweihunderttaussendvierhundertdreiunddreissig der wichtigsten Gruppenbesetzungen zu verschiedenen Platten auswendig zu lernen gibt, und wenn die Trompete und das Saxofon gemeinsam blasen und einen in der blauen Stunde mit ihrem quäkigem Einspruch den weg aus dem dunklen Tal weisen, dann ist man natürlich dankbar, trinkt noch ein Bier und hält erst einmal den Mund
und hört zu nämlich, und ist ganz Kauz, so nämlich, wenn ich hier in der Dummstadt ein Plattengeschäft finde, die ganz viel so Zeug haben, dann kann ich mir das ja zum Hobby, machen, dann habe ich wenigstens ein Hobby. So oder so fühlen wir uns wie der welteinzige dreiundzwanzigjährige Enddreissiger...
Eine Tiefkühlpizza können wir uns nicht machen, weil wir keinen Backofen haben, nur eine herdplatte...
Selbst wenn wir einen hätten, würde das nicht viel nützen, weil wir kein Gefrierfach im Kühlschrank haben...
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