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Rolf, am 5.8. 2025 um 10:07:16 Uhr
Abhärtung

Als ich ins Gymnasium wechseltein den 40er Jahren war das nach den Osterferien – wurde ein kräftiger schlanker Junge mein Banknachbar und bald mein Freund. Wolf hieß er. Offenbar wurde er streng erzogenoft hatte er frische Rohrstockspuren am Saum seiner ausgewachsenen Lederhose. Es schien ihm nicht viel auszumachen. In der Schule machte er viel Unfug. Und mich stiftete er an mitzumachen. Meine Mutter wollte mir verbieten mit Wolf zu spielen. Ich hielt mich nicht daran. Wir machten zusammen Schularbeiten. Manchmal bei seinen Eltern.

Einmal, an einem Samstag, sein Vater kam aus der Stadt zurück. Wolf sagte zu mir: „ Jetzt ist
meine Wochenabrechnung fällig. Willst du dabei sein?“ Wir gingen in die Wohnküche. Wolf zog die Lederhose runter. Unterhosen trug er nicht. Sein Vater: „Dein Freund wird abgehärtet. Der soll ein Mann werden, der Schmerz, Kälte und Hitze aushält ohne zu jammern.“ Wolf reichte ihm einen kräftigen Rohrstock, beugte sich über den Küchentisch und steckte ein Dutzend hart geschlagene Hiebe ohne Schmerzgeschrei weg. Anschließend fragte der Vater: „Wollen wir zusammen Karten spielen?“ Wir wollten. Wolf fiel es schwer still zu sitzen. Aber er beherrschte sich.
ließ.

In den Pfingstferien fuhren wir mit dem Rad zum Schwimmen imKanal wegen seiner Striemenin den Dreiecksbadehosen wollte er seine Verzierungen nicht vorzeigen. Zu Hause log ich, weil die Eltern meinten es sei zu gefährlich.

Damals wolltenrichtigeJungs im Frühjahr die ersten, im Herbst die letzten in kurzen Hosen sein. Wolf war immer der erste und der letzte. Ich durfte nicht vor den Osterferien die Kurzen anziehen und nicht länger als bis zum Ender der Herbstferien. Wolf ignorierte sogar Nachtfroster war der Letze in der Klasseund im Frühling der erste sobald der Schnee taute.

Einmal, Anfang März hatte es wieder geschneit. Wolf holte mich zum Rodeln ab. Meine Mutter schüttelte den Kopf. Auf der steilen Straße, wo wir rodelten – im Winter fuhr dort kein Auto. Manche Leute streuten Kies oder Asche quer über die Straße, weil nur auf einer Seite ein Fußweg war. Wir fegten das Zeugt weg und wurden erwischt, weil wir den Besen nicht richtig versteckt hatten. Unsere Väter wurden telefonisch gerufen. Sie sollten uns verprügeln. Wolf´s Vater: „Das mach ich zu Hause. Meiner wunderte sich nur über meinen Freund mit den nackten Beinen. Nicht einmal Kniestrümpfe trug er!

Zu Hause hieß es auch für michHosen runter!“ Wir hatten einen Rohrstock, aber den habe ich ganz selten für Lügen oder Klauen gespürt. Ich hole ihn aus dem Schrank. Papa: „Bring ihn wegZieh deine Lederhosen an. Ab jetzt wirst du abgehärtet wie dein Freund!“ Ich strahlte und fiel ihm um den Hals. Endlich durfte ich ein »richtiger« Junge sein.


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