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Im BKA in Wiesbaden wird das Gesicht der Nomaden-Amazone rekonstruiert
Sagenhafte Völker: Das Amazonenrätsel
Amazone wanted
Das Bundeskriminalamt ermittelt
Es gilt nun zu belegen, dass zahllose Spielarten der Amazonen-Legende durch eine wahre Geschichte inspiriert wurden. Eine Frage drängt sich auf, die bislang allzu fantastisch klang. Könnten nicht noch heute die Nachfahren der »wahren Amazonen« existieren?
Sendung vom 06.06.2004
ZDF Expedition
nächste Sendung:
16.08.06 03:20 Uhr
Weiter mit: Meiramgul, die kleine Amazone
In den abgelegenen Bergen der Mongolei sucht Jeannine Davis-Kimball nach dem letzten Beweis. In einem versteckt gelegenen Nomadencamp, einem Sommerlager, sind Besucher ein seltener Anblick. Und besonders für die Kinder eine höchst willkommene Abwechslung. Denn diese Menschen leben heute kaum anders als vor 2500 Jahren.
Diese Nomaden leben heute kaum anders als vor 2500 Jahren
Jeannine Davis-Kimball, Archäologin, über ihren Besuch in der Jurte:
»Als hätte ich ein Tor in die Vergangenheit passiert. In der Jurte kann man viele Übereinstimmungen mit der Lebensweise der Steppenkriegerinnen entdecken, wie wir sie aus den Gräbern rekonstruieren konnten.«
Zuverlässige Daten
Die Nomaden könnten mehr sein als bloße Hüter der Tradition - doch für dieses Wunschdenken braucht Davis-Kimball ganz andere Beweise. Die Geschichte dieser Stämme wird nur mündlich überliefert. Vor allem, wenn die Männer erzählen, spielen kriegerische Frauen eine große Rolle. Aber beschrieben die griechischen Dichter die Amazonen nicht als Töchter des Gottes Ares? Als groß und - sozusagen europäisch. Geht es nach dem Augenschein, dann haben die Amazonen-Kriegerinnen der Steppe und die Nomaden in der Mongolei wohl keine gemeinsame Herkunft.
In vierzehn von fünfzehn Knochenproben haben die Wissenschaftler die begehrte DNA nachweisen können
Doch Davis-Kimball braucht zuverlässige Daten. An der Universität Mainz hat DNA-Spezialist Dr. Joachim Burger und sein Team sechs Monate lang im so genannten Spurenlabor nach dem genetischen Code der Steppenkriegerinnen gefahndet: In vierzehn von fünfzehn Knochenproben haben die Wissenschaftler die begehrte DNA nachweisen können. Und der Gencode liefert eindeutige - und höchst erfreuliche Ergebnisse.
Joachim Burger, DNA-Spezialist, über das positive Ergebnis:
»Die erste gute Nachricht unserer Untersuchung ist die, dass es sich bei den Kriegerfrauen, die ja möglicherweise das Vorbild für den Amazonen-Mythos geliefert haben, tatsächlich um Frauen handelt. An den Untersuchungen sieht man, dass sich nur das X-Chromosom findet.«
In zehntausenden so genannter DNA-Basen fand Burger einen besonderen Haplotypen - eine extrem seltene Erbinformation, die bis dahin weltweit nur viermal gefunden wurde. Eine einzigartige Spur der Nomaden-Amazonen.
Virtuelle Amazone
Im Bundeskriminalamt Wiesbaden, Abteilung Personenidentifizierung, arbeiten die weltweit führenden Experten für Gesichtsrekonstruktion. Sie geben nicht-identifizierten Toten ihr Gesicht zurück - auch, wenn der Fall bereits 2500 Jahre alt ist. Den Spezialisten reichen die Vermessung des Schädels und die Informationen aus der DNA-Untersuchung.
Die Nomaden-Amazone: Eine Frau mit kräftigen, beinahe männlichen Zügen
Die Datenbank des BKA hält rund 15.000 Gesichtsmerkmale bereit. So wird aus einem der rätselhaften Knochenfunde aus der russischen Steppe eine Nomaden-Amazone scheinbar aus Fleisch und Blut: Eine Frau mit kräftigen, beinahe männlichen Zügen. Auf den ersten Blick ein eher europäischer Typ. Jeannine Davis-Kimball bekommt die Ergebnisse per Mail - und ist zunächst enttäuscht. Denn mit den Nomaden hat das Bild einer Steppenkriegerin kaum etwas gemein.
Doch im Endeffekt ist die DNA ein zuverlässiger Beweis für Verwandtschaft und nicht das Aussehen. Trotzdem hofft Jeannine Davis-Kimball auf einen Fall mit optischer Übereinstimmung.
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