Olluer Marchart
Nach der apokalyptischen Konstruktionen dieses Sittenhüter-Diskurses sind wir im Netz, resp. den Medien gefangen und ihnen ausgeliefert.
Aus all dem kann man schließen, was sich in folgendes Lernsprüchlein fassen läßt: So wie jede Kapitalismuskritik heute mit einer Kritik des ökonomistischen Determinismus beginnen muß, muß jede Netzkritik mit einer Kritik des Technodeterminismus beginnen. Der Grund für diese Kritik liegt keineswegs nur im Akademischen; er liegt vor allem im Praktischen. Denn von einer deterministischeu Position aus ist jede politische Intervention hinfällig. Wenn die Medien uns in allen Aspekten determinieren, haben wir keine Chance, unsere Verhältnisse zu ihnen - aber auch sie selbst - zu reartikulieren. Der Technodeterminismus verhindert daher jede Technopolitik (wie immer diese dann aussehen mag).
Incredible Staries
Die Behauptung, Medien seien in gewisser Weise Pop, ist an dieser Stelle somit eine Abkürzung für die simple Erkenntnis, daß uns nicht die Hardware, ein Schaltplan oder Spionagewissen über den allerneuesten Prozessor oder Chipbaustein sagen wird, was das Netz/die Medien/die Technik »ist@» sondern die popularen Geschichten und Mythen, die darüber erzählt werden. Sie definieren unser Verständnis der technisch-medialen Effekte, und nur diese sind für uns wahrnehmbar. Analysiert man also den »Interdiskurs« und nicht notwendigerweise Ingenieurs-Narrative oder techno-esoterische Expertendiskurse selbst, wird man möglicherweise aus einem Kinder-Abzählreim genausoviel über elektronische Netzwerke erfahren können wie aus einem Novell-Handbuch. Einen Interdiskurs müssen wir uns als eine Art Assoziationslager vorstellen, welches @das Neue« mit Verstehensmodellen beliefert. In den Regalen des Assoziationslagers finden sich Vorstellungen des Netzes als: Naturpark, Beach Party, Funktionsraum, Database-Raster, TAZ, polis und agora, Playzone, Sexzone etc., von denen einige später näher betrachtet werden sollen. Aber darüber hinaus haben die dort erzählten Geschichten über die Medien eine eindeutig apokalyptische Dominante. Die Medien sind Produkt einer apokalyptischen Artikulation des Neuen, Revolutionären, Umwälzenden, Karnevalistischen, Bedrohenden, aber auch Rettenden. Wird Telearbeit unser Sozialverhalten ändern - wenn nicht sogar beer,den? Wird Cybersex unser Sexualverhalten ändern - wenn nicht sogar beenden? Und werden Computerspiele unsere Kindheit verändern - wenn nicht sogar beenden? Das angeblich Neue an den Medien ist der Angelpunkt dieses apokalyptischen Diskurses. Die zentrale Frage muß daher lauten: Was ist NEU an den Neuen Medien?
Aber was ist Oberhaupt neu? Die Frage der Moderne. Eine mögliche Antwort
was ist neu an den Neuen Medien?
htfertigterweise v wäre: Wir können nur solange gerec
lange es radikales Neues ist, d.h. solange wir es nicht anders in unser Bedeutungssystem eingetreten ist den es mit Bedeutung versehen können, ist es nicht mehr heißt alt. Wenn das Netz ein neu-entdeckter, weißer electronic-frontier-Metaphorik nahelegt, dann ist di neu, wie wir nichts von ihm wissen. Das wirkliche sondern ein Ereignis. Amerika - die Entdeckung Am eignis. Was nebenbei erklärt, warum die Französ Ästhetik des dynamisch Erhabenen rezipiert wurde ( Sturmflut): weil sowas die Welt noch nicht geseh »neu« war. Wenn nach Kant das Neue, in seinem stellt genau durch die Unmöglichkeit seiner Darstell kehrt darstellbar, sobald es nicht mehr neu ist. Wir kationslogik wie in der Verstehensökonomie: Was nicht verstehen. Wir müssen uns daher aus dem A neu Geschichte und der synchronen Geschichten ve Und doch ist die weiße Fläche auf der Landkar mal davon aus, daß das Netz allgemein als Neuer Auf den ersten Blick bringt uns das nicht weiter, d verschobene - Frage stellen- Was ist NEU an eine Raum des Interdiskurses, kommt man aber einer A an popularen Stories über die Entdeckung und Besi ten gibt uns Hinweise. Denen zufolge ist so radikal Kontinente sind immer schon besiedelt. Und zwar Gehen wir zur ersten Annäherung an dieses Par reotypen Story aus: Eine Gruppe Schiffbrüchiger e sind allein und richten sich halbwegs ein, darauf kommt. Zwanzig Jahre später finden sie in einer i ren Seite der Insel einen Club M@diterran8e. Ma sondern die "eigene« Kultur. Radikalisieren wir di liche Geschichten,<, und wir haben genau die Dia den: Ich mache eine lange Reise (vielleicht sogar komme zu einem Haus, trete ein und finde wen?
Todorov in seinem Buch über die Eroberung A mit den Worten: >Ich ist ein anderer. Aber die schwer tiefenpsychologische Angelegenheit, auf d nur mit Nietzsche sagen können: "ich habe mein
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