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sportplatzt schrieb am 18.9. 2003 um 23:52:37 Uhr über

Empire

pansioii, die selbstsetzeiide, i-naclitergreifeiide Inanspruchnahme vitaler Energien zur schöpferischen Zerstörung, der biologistisclie Begriff des gesellschaftlichen Gesaintkörpers, der Mythos der prodtiktiveii Gesai-nti-nascliiiie und dergleichen mehr. Sie weisen in dieselbe Richtung. Man könnte es durchaus unternehmen, aus ilineu die Konvergeiizliiiien einer traiisiiationaleii posti-nodernen korporatistisclieii Projektioii zu extrapoliereii. Ist das darum fascilistiscli? Unsinn! Es ist nicht fascilistiscl,' weil Faschismus eine Übergangsforinatioii im Prozess eines abgeschlossenen flistoriselten Zyklus darstellte. Faschismus ist kein Menü aus wohldefinierten Bestandteilen, die im gerade angebroclinen Zyklus wieder als Zutaten zu eiiiei'n neuen Gang zusainmeiigekoclit werden könnten.

Wollen FUN das? Keineswegs, so sehr es auch den Anschein hat, als reaktivierten sie die alten Zutaten. Eine solche Überlegung ist unliistoriscli, und sie operiert mit dem überliolten i-netliodisclien Besteck des Systemgedaiikeiis, der ja selbst ein Produkt des fordistiscli/tayloristiscileii Zeitalters ist. Sollte der Kapitalisinus auf eine Postinoderne Entsprechung des Faschismus hin teiidiereii, dann wird er sich zu Postrnoderiien Gestalten formieren: in transnationale Elite und postnationale Vergemeinscliaftungsmytlieii, in traiisnatioilale Rauinkoiizeptionen und Grenzregii-ne, zu traiisnationaleii Konzepten von Bevölkerungspolitik.
Und vor allein: wenn Faschismus eine Antwort auf die weltweiten sozialrevolutionäreii Prozesse war, dann müssen wir zugleich und zuallererst nach diesen Prozessen suchen. Die Strategieii des Kapitals erwachsen in einem Verfahren von Projektioii,
Trial und Error aus dieser Konfrontation, oder anders: aus diesem Antagoiiisi,nus.

Die CliarakterisierLiiig als »fascllistisci,« würde @ außerdem mit einem Erfolg kreditieren, den sie noch gar nicht haben können, und den sie in ihrer prophetisch-begelirenden Ambivalenz von »gese

tztem« Ergebnis und »Übergang« auch nicht in Anspruch nehmen wollen.

Nehmen wir H/N beim Wort ihres oben analysierten Mani fests: es ist ein Experiment, das sich in einem vermuteten Strom des Begelireiis emergenter Eliten einzunisten versucht, in der Hoffiiung, dass es »unwiderstehlicher und ,'mächtiger wirdEin Experiinent (im Wortsinti, wie ihn Kurt Fischer und ähnlich Derrida nahe legen), ein Versuch. Eine Projekt, das dem entspricht, was Zu


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einem analogen Zeitpunkt des abgeschlossenen Zyklus sich rückblickend als protofascilistiscli erwies und damals mit einer vorläufigen Unschuld erste Formen zeigte, die sich später als Anfangsstadiui-n des Faschismus erwiesen? Das ist die Frage, der wir uns stellen und die wir diskutieren l'nüssen. Ducken geht nicht und Eiitrüstuiig, dass schon eine solche Frage zu weit ginge, blockt in fragwürdiger Weise ab. Ist es denn wirklich ausgei'naclit, dass schon diese Frage abwegig ist, bloß, weil H/N (irgend wann einmal) aus der Linken kamen, und weil sie in die linke Debatte hineinschreiben? Abwegig, weil sie sich progressistiscli in das umfassende Projekt einer historisch neuen Produktivkraftfori-nation

einreilien?
Keineswegs. Wir wissen inzwischen genauer, welche zentrale
Klasse im Prozess fascliistisclier Formierung gespielt haben, schon Rolle die progressistisclien iniiovativen Eliten und ihre politische

in seiner Anfangspliase vor dem ersten Weltkrieg.
Und wir wissen, wie gefährlich und fragwürdig die Legende von der Rückwärtsgewaiidtlieit ihrer Einstellungen und Initiativeii ist. In seinem preisgekrönten und noch immer leseiiswerten Aufsatz über die rechtsradikalen bis fascilistoiden Strategien im frülien Stadium des tayloristisclien DurclibruchS hat Ciiarles Maier 1970 dazu beigetragen, die TUir zur Behandlung dieser Frage weit

aufzustoßen."'
Er hat die i-nessianisch-proplietisclie Vision, die Gesellschaft als Ausweg aus der kapitalistischen Krise in eine gigantisclie entfesselte Maschine von expansiver Produktiv ität zu verwandeln, in die faschistoiden und reclitsradikaleii Anfänge zurückverfolgt: die fascilistiscii-produktivistisclie und vor allem expertokratisclie Wendung von zentralen Strömungen des italienischen Sozialismus, die »Italien als Ganzes« zum Proletariat stilisierte; die protofasciiistisclieii Impulse der Futuristen und Sorel'schen Mytheii; die deutschen reclits-progressistisclien Formationen in den modernen Sclilüsselindustrien, im Werkbund und Organisationen

Vor allem hat Maier den Krieg als Medium des ersten Durchähnlicher Orientierung.


bruclis dieser Rationalisierungsit-npulse in präzisen Zügen gezeicli-


C. Maier, Betwecii T@iylorism and I'cchnocracy: European ideologics and the vision of industrial pi-oductivity in tlie 1920s,J.o1.contemp.Hist., Vol.5, No.2/1970, S. 27.


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