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wuming schrieb am 8.5. 2003 um 03:30:40 Uhr über

Empire

Es folgen ALisfülirungen über die durch Not und Terror erzwuiigene Mobilität und das weltweite Elend der Unterklasseii. H/N räumen ein, dass der postinoderne Disktirs ihnen gegenüber kaum eine befreiende Aura in Anspruch nehmen könne. Das wäre der Moment, wo der Klassencliarakter des postmodemen Diskurses Anlass zur Erörterung der Perspektiven des Klassenkampfs geben müsste. PListekuclien. Zu mehr als einem Hinweis auf die befreiende Wirkung der Wahrheit in Walirileitskommissionen finden sich HIN nicht bereit, um dann fortzufahren:
,@ln der inipcrialeii Welt der Gegenwart gilt das von eins beschriebene Befreiungspotential des postmoderiien und postkolonialen Diskurses lediglich fcir die Situation einer elitäreii 13evölkerungsschicht (... ). Man sollte diese Einsicht jedoch nicht dazu benutzen, um diese DiskLirse iiuiinichr vollkommen abzulehnen (... ). Diewirkliche revolutionäre Praxis hängt von der I)roduktionsebene ab. Wahrheit allein macht uns nicht frei, aber die Produktion von Wahrheit zu kontrollieren wird befreiciid wirken. Mobilität Lind Hybridi[är sind i-iichc befreiend, aber über Produktion von Mobilität Lind Stillstand, von Hybridität und Vermischungcii zu bestimmen ist es. Die wahren Wahrheitskommissionen des Einpire werden verfaSSLingsgebeiide Versammlungen der Menge sein, gesellschaftliche Fabriken zur Produktion von Wahrheit." (167-169)
Wir haben die Bedeutung, die H/N mit dem Begriff »Produktioiisebeile« propagiereii, als elitär-barbarisclien Charakter einer kapitalistischen teciiilo-politisclien liinovatioiisoffensive im Übergang zu einem postinoderneii Regii-ne entziffert. In unserem Zitat wird nun der posti-noderile Diskurs an den Begriff und die Entsteliuiig neuer elitärer Klasseiiformatioiieii geknöpft. H/N bekennen sich zu den liilialteii des elitäreii Diskurses, ohne den Klassencliarakter zum Grund eines Widerspruchs zu machen. Sie akzeptiereii ihn nicht nur, sie machen den Diskurs der neuen Eliten zum Ausgangspunkt, um ihn dann durch ihre materialistischen Befuiide zur »Produktioiisebene« zu fundieren. Ganz cool wird der von H/N selbst betriebene posti-noderne Diskurs als Befreiungsdiskurs der neuen posti-noderiieii Klasseiiformatioiien dargestellt. Sein Befreiungspotential bedeutet zuerst Befreiung und Entfesselung der neuen Eliten von den Scliraiiken des überliolten modernen Regii-nes. »Revolution« heißt auch hier: Revolution von oben, konservative Revolution im Sinne der Erneuerung des Produktionsregii-nes aus den Anforderungen neuer Technologien wertscliöpfeiider Unterwerfung. Von hier aus soll die Produktion von

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Mobilität und Flexibilisierung (Hybridität) kontrolliert werden.
HIN schwimmen auch hier im Mainstream der postmodernen
Sozialstrategien des Kapitals von Mobilisierung und Flexibilisierung. Verelendung und Kriege zählen zu den Kriegsmitteln dieser Flexibilisierung. So ist es naclivollziehbar, dass sie nur Krokodilstränen produzieren, in denen sie ihre Klagen über Massenelend und Armut einlier schwimmen lassen (ich erspare mir einen Korni-nentar zu den triefenden Ausfülirungen des Ansclilusskapitels über »Die Armen«).
Wenn uns I-1/N auf die geschichtliche Herkunft der »progressiven« Diskurse aus elitären Gruppen verweisen, sagen sie uns nichts Neues. Die Eliteformationen eines neuen Verwertungszyklus sind immer »progressiv«, wenn sie ihr technologisches, soziales und politisches Regiine im Klassenkrieg von oben und auf der Flucht vor der sozialen Revolution reorganisieren, auf neuer Stufenleiter, wie Marx sich ausdrückt. Das gilt für alle bisherigen Erneuerungsrevolutionen, die bürgerliclie, die man mit dem Jahr 1789 verbindet, ebenso wie die so genannte »industrielle« (» 1848«) und die tayloristisch-fordistisclie, in deren Kette H/N ihr eigenes Projekt stellen. Die Versprechen an die Menschheit brauchen uns hier nicht zu küi-nmern, sie gehörten schon immer zu ihrem Geschäft als integraler propagandistiscii-ideologisclier Bestandteil der Angebotspakete.
Der Anspruch des progressistisclien Diskurses auf die Erneue, ruiig der »Produktion von Wahrheit« fülirt uns auf die »Frage nach der Methode« zurück. Es geht WN nicht um Analyse, es geht ihiien um ein propagandistisclies Projekt. Angestrebt wird ein politisclier Diskurs, in dem sich eine Avantgarde zu Herren einer gewaltsai-nen Bewegung im Prozess der weltweiten Durclisetzung neuer informatisclier Technologien formiert. Einschließlich der komplementäreii Gefülilsarbeit, Lebens- und Vergemeiiiscliaftungsformen bis hin zu Formen politischer Souveränität und kulturellen Selbstverständnissen. Wahrheit und Methode werden nicht als Voraussetzung von Erkenntnis behandelt, sondern die kreative Gewalt schöpferischen Zerstörung als generative Quelle von Propaganda, Wahrheit, Geschiclitserzählung. Selbstreciltfertigung, Selbstsetzung, autopoietiscli, zum eigenen Ursprung werden, sind die Sclilüsselworte.
Das hier offenbarte mettiodisclie Kernbekenntnis zur propagandistischen Produktion von »Wahrheit« und »Setzung« von et-


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