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wuming schrieb am 8.5. 2003 um 03:05:15 Uhr über

Empire

kenntnis, sondern als integrierter Bestandteil dieser Selbsteri-näclitigung:PliilosopiiiederPolitikundPolitikderPliilosopliie fallen zusammen. Der Wille des Philosophen, sich im »Begriff« der Bemächtigung zum Teil der liistoriscii-praktischen Bei-nächtigung zu machen, wird hier als i-naterielle Kraft in den historischen Prozess integriert.

Dieser Anspruch auf einen komplexen philosophisch-politischeu Zugriff zeigt uns einmal mehr, wie wenig wir der Bedeutung von Philospliie mit den überkommenen Vorstellungen von Ideologie und falschem Bewusstsein, oder gar von Basis und Oberbau noch gerecht werden können. Es geht nicht mehr nur um Bewusstsein. Philosophie machtsichals integrierterteil einerkomplexen Offensive politisch-ökonomiscli-teclinologischer Inwertsetzung geschichtsmächtig, Philosophen als integriertes Segment seiner neuen Eliten. Die Strategien neuer Bemächtigung erfinden sich in der philosophischen Erneuerung ihre grundsätzlichen Syiitliesen der Erschaffung und Bemächtigung einer neuen Welt (Umwertung), in den Formen des Zugriffs und der Verbegriftlichung, der praktischen und der begriftlichen Bemächtigung, im »Greifen« und »Begreifen«. Die Kräfte und Energien der wertschöpfenden Unterwerfung, die im Kapitalisten leben, geben sich in ihnen ihre allgemeinste, ihre gemeinbegriftliche, ihre philosopliisehe Form. Subjekte und Erkenntnisformen der Philosophie sind in die politiscii-ökonomischen Bemächtigungsformen des Kapitalismus eingewoben." Sie operieren in diesem Kontext. Sie sind nur insoweit »verblendet«, als sie (wie angestellte Faclipllilosophen es in der Regel tun) die Philosophie der Befreiung von unten »ausblenden«.
Es ist absurd, dass wir bisher kaum in der Lage gewesen sind, die pliilosophie- und bewusstseinskritischen Impulse von Marx aus der handelskapitalistisch geprägten Epoche in eine Epoche zu verlängern und zu übersetzen, in der sich der Unternehmer als Zerstörer und Neuschöpfer von Leben und Gesellschaft feiert und alle Kräfte der Produktivität des Lebens in diesen Prozess aufruft.

74 Nietzsche hat den Bemächtigungsaspekt bis in die philosophische Axiomatik hinein aufgespürt. Ich kann dies hier nicht weiter verfolgen uiid verweise auf die im Sloterdijk-Aufsatz genannten Fundstellen. Darin organisiert er Ideologiekritik aus der Herrenperspektive gegen die Bewusstseinsphilosophie,die selbst (und zwar affirmativ) ideologisch vor allem durch die Unterdrückuiig der Befreiungsperspektive wirkt.


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Jetzt noch von der Charaktermaske eines bourgeoisen Status zu sprechen, da dieser sich schon im Fordismus ins Rollengefüge der »Servants of Power« im Griff nach dem Humankapital aufgefäcliert hatte und sich die Persoilifizierung des kapitalistischen Zugriffs nunmelir in viele liybride Facetteii flexibilisiert und ausdifferenziert haben, erscheint schlicht anaclironistiscii. Auch die Kräfte des Kapitals, die sich in der in der Unterwerfung von Arbeit und Gesellschaft verwirklichen, sind »subjektiv« in dem Sinne, als sie sich durch die Subjekte materialisieren, geschichtsmächtig machen und Gestalt gewinnen. Und zu ihnen gehören auch die »philosophischen«, die ihren Beitrag im Sinne der Rationalisierung, Verdiciltung, Syntlietisierung des Angriffs leisten. Sie stellen adäquates operatives Bewusstsein (wenn man diesen antiquierten Begriff mal gebraucht) im Sinne dieses Angriffs dar. Verkürzt und falsch ist es nur, insoweit es sich als das Subjekt der Gesichte darstellt. Das ist es nun nicht.
Anaclironistiscli war dies schon zu Nietzsches Zeiten. Der Intensivierung des kapitalistischen Zugriffs, der reellen Subsuintioii in der Strategie der »schöpferischen Zerstörung«, entsprach der Einstieg der Philosophie des »Willens zu Macht«, der Philosophie und des zerstörerischen und schöpferischen Barbaren im »Griff« nach der Weltmacht (»Erdherrschaft«, »Gesamtverwaltung der

Erde«).
Giorgio Colli und Jacques Derrida" haben auf dieses Moment des nicht nur propagandistischen, sondern persönlichen Einstiegs des Philosophen Nietzsche hingewiesen. In dem unten abgedruckten Essay habe ich die Bedeutung dieser aktiven Bemäciitigungsphilosophie im fordistisclien Take-off umrissen, wie sie sich im uiiternelirnerisclien Selbstverständnis des Managements in den Schlüsselindustrien und ihren Sclilüsselteclinologien ausprägte. Die modernen i-nanagerialen Eliten, die die Spielregeln des liandelsliberalistisclien Imperialismus in Richtung auf das Konkurrenzmodell eines deutSClien und amerikanischen Empire im »Griff nach der Weltmacht« durchbrachen, waren großteils von Nietzsches Philosopliie der schöpferischen Zerstörung inspiriert und durchtränkt.


71 G. Colli,Nachwort zu den Schriften von 1988, KSA 6,S.449 ff,J. Derrida, otobiographien - Die Leiire Nietzsclies uiid die Politik des Eigeniiamens, ibgedr. in: i. Derrida,/F.Kittler, Nietzsche-Politik des Eigennamens, S. 9.



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