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der Widerstand immer ei nbezogeti istin die Konfrontation mit der Macht, so heißt dies nicht, dass man »innerhalb« der Macht ist,
dass man ihr nicht »eiitriiiiit«, dass es »kein absolutes Außen« zu ihr gibt.
@,1)as hieße den strikt relationaleii Charakter der Machtverh.;dtiiisse verkeiiiieii. Diese können nur Kraft einer Vielfalt von Widcrstiiidspunkten existieren, die in den Machtbezicliuiigcii die Rolle von Gegtierii, Zielscheiben, Stützptiiikreii, Eiiif-.illstoreii spielen. Diese WiderstaiidspLiiikte sind itberall im Machtiietz präseiit."141
Das gilt auch in derperiode derBio-Power und Bio-Politik, in der die Strategien der Macht die gesamte Bevölkerung zum Terraiii ihrer Bewirtschaftung gemacht haben. Foucault erforscht den historischen Ut@nbrucli zur Periode der Gesaintbewirtscliaftung von Bevölkerung in den »Polizeiwisseiiscliafteii« vor allem in Deutschland und Italien, aber auch in Frankreich, im Gesundheitswesen, in den Strategien diskursiver Erschließung der Sexualität zu einer »Technologie des Sexes«. Im Maße, in dem die Technologien zur Bewirtschaftung des Lebens in die Bevölkerung eindringen und diese zum Feld ihrer Bewirtschaftung machen, kann natürlicii von einem territorialen Außen des Antagonismus und des Widerspruchs licht mehr die Rede sein (wenn dies jemals wirklich war). Die Maclitstrategien greifen ins Innere, von hier aus operieren die Gegellstrategien des Widerspruchs. Territoriale, Grenz-, Front-
begriffe haben nur noch eine metapliorisclie Bedeutung, wenn sie jemals eine andere hatten.
Biopolitik - Der Angriff der BiOtechnologien zur Bewirtschaftung des Bevölkerungskörpers
Es ist unsinnig, die Beschäftigung Foucaults mit »13ioi-naclit« und »Biotecliiiologien« am Auftauchen dieser Begriffe fest zu machen. Ebenso unsinnig ist es, grundsätzliche Besonderheiten für eine von H/N beliauptete so genannte »Koiitrollgesellscliaft« zu reserviereii. Sie nimmt bei Foucault ohnehin keinen Sonderstatus ein, er sieht sie nur als Transforinationsstadium desselben Kampfs. Die Zuriclittiiig der »Körper«, der individuell len und des »Gesellscliaftskörpers« als Maclitstrategieii der Bevölkeruiigsbewirtscliaftung ist
Michel Foucault, der Wille zum Wissen, a.a.O., S. 117.
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ults Tliei'na, lange bevor er »Biopolitik« in sein Begriffsarsenal aufnimmt. Viel wichtiger ist das metliodische Grundverständnis, in dem er sie benutzt, seine Einstellung zur Biopolitik als »Gegenstand« des »Wissens«. Die Aiifülirungsstriclie stehen hier zu Recht. Als Foucault während einer Gastdozeiitur über Soziali-nediziii an der Universität von Rio de Jaiieiro ii'n Oktober 1974 vorn »Körper (als einer) biopolitischeii Realität« und von der Medizin als einer »biopolitisclien Strategie« spricht, stellt er dies in den Zusammenhang des antikapitalistischen Diskurses. 112 Hier heißt es:
»In meiner ersten Vorlesung habe ich zu zeigen versucht, dass das fundamentale Problem nicht in der Opposition der Aiiiiiiicdizin gegen die Medizin liegt, sondern in der Entwicklung des medizinischen Systems und verfolgten Modells für den medizinischen tiiid sanitären Attfstieg@ des Westens vom 18. Jahrhundert an (... ). Die moderne Medizin ist eine Sozialmedizin, die auf einer gewissen 'I'echnologie des Sozialkörpers beruht (... ). Ich halte die Hypothese aufrecht, dass man mit dem Kapitalismus nicht von einer kollektiven Medizin zu einer privaten Medizin übergcgaiigeii ist, sondern dass sich genau das Gegenteil vollzogen hat; der Kapitalismus, der sich am Ende des 1 8. Jahrhunderts und am Ende des 19. Jahrhunderts entwickelt hat, hat zunächst ein erstes Objekt, den Körper als Funktion der lroduKtivKraft sozialisiert, der Arbciuskraft. Die Kontrolle der Gesellschaft über die Itidividueii wird nicht nur über das Bewtisstsein oder über die Ideologie bewirkt, sondern auch im Körper und mit dem Körper. Es war die Biopolitik, die für die kapitalistische Gesellschaft vor allem wichtig war, das Biologische, das Soniatische, das Körperliche. Der Körper ist eine biopolitischc Realität; die Medizin ist eine biopolitischc Strategie.@@«'
Es ist die biopolitisclie Strategie, die Foucault im Verlauf der Vorlesung in derdurclidringung der Städte mit medizinischen Einrichtungen (wie einen strategischen Aufinarscli oder eine Stadtbesetzung) und dann in der Medizin als Zuriclitung der Arbeitskraft gegen die Bedrohungen und Gefahren der Massenarmut beschreibt. Die Produktivität an Bücliern, Aufsätzen, Vorlesungen, in denen Foucault die verschiedenen Aspekte dieser biopolitisclien Zurichtungsstrategie und den damit verbundenen Erkeiintnisproblemen
142 M. Fouc@tult, »La iiaissatice de la inddicine sociale«, Dits et dcrits 11, S. 207, 208.
a. a. 0., S. 207, 2 1 0
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