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wuming schrieb am 29.3. 2003 um 01:15:24 Uhr über

Empire

Sicher war die Reichweite ihrer Konzeptionen durch ihre bürgerliclien Standpunkte beschränkt. Sii-ni-nel hätte uns zwar auf den »Kampf des Lebens gegen die Form« als »etwas ihm Aufgedrungenes« und mit Marx auf den Fetischcliarakter seiner Objektivierungeii verwiesen, aber auch auf die tragische Unmöglichkeit, ilineii zu entriiiiieii (außer im existenzielleii Erleben absoluter Momeine wie im Krieg)".
Weber hätte den Objektivierungen einer rationalisierten Welt die Hoffnung auf Tröstungen einer Wiederverzauberung entgegengelialteii. Der Philosoph vom Schlage Nietzsclies hätte Dich zum Gebrauch der vitalen Energien Deines Willens zur Macht gegen die kleiiiliclieii Verfestigungen einer regulierten Welt aufgerufen.
Nun war ein revolutionären Begriff der Subjektivität von iiineii keineswegs zu erwarten. Aber es ist unschwer zu erkennen, dass sie aus ihrem bürgerliclien Verständnis pllilosopliiepolitisch auch den sprengenden Potenzen der Subjektivität gegen die tecliiiologisclie Intensivierung der formellen Subsui-ntion wenigstens alinuiigs- und angstvoll Rechnung trugen, die sich damals machtvoll in den revolutionären Bewegungen aus den Atisbeutungszentren neuer Masseiiarbeit, aus Osteuropa und Mexiko maiiifestierten. 16
Andere, völlig neue Disziplinen besorgten die harte Arbeit von Kontrolle und Eiiiliegung dieser Subjektivität: Psyclioteclinik,

N-@iclizulesen bei G. Simmel, Der Begriff und die Tragödie der Kultur aus: »Zur Philosophie der Kultur«, Gesaintausgabe Bd. 14, Frankfurt/ M 1996, S. 385, hier: S. 408 und »Der Konflikt der modernen Kultur«, Gesamtausgabe Bd. 16, Fraiikfurt/M., S. 181, hier: 185. Georg Simmel Philosoph, Soziologe zugleich - hatte schon früh in seiner Arbeit »Über soci@ile Differenzierung- den Widerspruch wahrgenommen, in den der »'I'rieb nach aliseitigcr Entfaltung« und die »unaufgegangeilen Reste« des Subjekts zu den 01)jektivieruiigen der rationalisierender Vereinseitiguiigeii treten. Wir verdanken iiiin wohl die komplexesten lebensphilosophischen Entwürle über die Entfesselung der Subjektivität aus den kulturellen, iiistilutionellen und technologischen Objektivierungell und zugleich die stilistisch schönsten. Zur Einfülirung eilipfellle ich die oben genannten Ai-t@iten. Zu den schnell vorübergeliciiden Verirrungcn des August 1914 vgl. »Der Krieg und die geistigen Entscheidungell«, Gesamt-@iusgabe Bd. 16, S. 7, aus denen postmoderne philosopliisclie Ki-iegstreiber wie Hans Joas wieder ihre Kriegslust aufiyluiiitioiiiereii, iiii Folgeband.
vgl. Soziale Revolution und das Koininando ... a.a.O., auch: auch D. Daiiiinaiiii, Land und Freiheit, Stuttgart 1986.


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Motivationspsychologie, Deliktsbegriffe des abweichenden Verhaltens, Psyciiiatrie und Rassenhygiene, Massenkonsumkult und Anfänge der Humanisierungsstrategien von Arbeiten und Wohnen. »Subjektivität« war die Formel für die Krise gerade derjenigen objektiven Strukturen, auf die H/N ihren Subjektivitätsbegriff verkürzen.
H/N verändern ihren kapitalistischen Begriffsfetisch »Subjektivität« auch nicht grundsätzlich für die technologiscii-soziale Offensive, die den Umbruch zur postmodemen Verwertung vorantreibt. Sie bleibt von den Bedingungen der Produktivität definiert.
»Im Übergang zur imperialen Gesellschaft bleibt der erstgenannte Aspekt der Moderne (Subjektivität als gesellschaftlicher Generierungsprozess, D.H.) mit Sicherheit weiter erhalten, das heißt, Subjektivitäten werden nach wie vor in der Gesellschaftsfabrik produziert .... (und zwar) auf immer intensivere Weise.@, Nur ist aufgrund des Übergangs zur postmodernen Produktion«der Ort, an dem Subjektivitäten produziert werden, nicht mehr in gleicher Weise definiert .... Die Unbegrenztheit des Produktionsorts entspricht der Unbestimmtheit der Subjektivitätsform@,. (208, 209)
Subjektivität wird auch hier nicht nur als Produkt der kapitalistisclien Produktion behandelt. Der Spielraum der Subjekte bleibt im Paradigma der Produktivität eingeliegt, auch der von H/N noch eingeräumte Miiiimalspielraum zum Widerstand. Sie sehen ihn nur von drei »Variablen« aus dem Bereich der Produktion bestimmt: Das Netzwerk definiert ihn als beständiger Rahmen für Kontrolle, Lolinfrage und als
"Mcchanismen, mit denen Unterschiede der Subjektivitäten produziert und ... funktional gemacht werden. Entsprechend dieser drei Variablen muss jede Subjektivität Subjekt werden, dem Nctzwerk der Herrschaft und Kontrolle allgemein unterworfen ... und gleichzeitig unabhängig Haiidclnde in der netzförmigen Produktion und Konsumtion.@, (330, 331)

(SämtlicheHervorhebun enimgesamtenTextinfetterSchriftartvonD.H.] 9

Abhängigkeit und Unabhängigkeit, Unterwerfung und Autonomie im produktiven Rahmen, in Produktion und Konsumtion, Sub . ektivität als Ausdruck und Produkt der Netzwerki-nechanis-

i
i-nen, nicht als Ausdruck des sprengenden Widerstands in der Auseiiiandersetzung mit ihren Zwängen. H/N tun nicht mehr, als den postmodernen Kapitalstrategen in der Zulassung größerer Freilieitsgrade und Unbestimmtlieiten zu folgen mit dem Ziel der Un-


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