Die Morgenluft war frisch, und die Sonne schickte ihre Strahlen durch die Fenster des alten Wirtshauses, wo Götz und Georg sich versammelt hatten. Vor dem Gebäude war der Platz leer, aber unweit hörte man das Geschrei der Soldaten, die wie ein Schwarm aufgebrachter Bienen über die nahe gelegene Wiese zogen. Georg, dessen Augen vor Aufregung funkelten, drückte sich gegen das Fenster.
„Götz! Sie sind in der Nähe! Ich habe sie vom Turm gesehen. Die Sonne ging auf, und ich sah ihre Piken blitzen. Wie ich sie sah, wollte mir's nicht bänger werden, als einer Katze vor einer Armee Mäuse!“ Er wandte sich um und grinste. „Wir spielen die Ratten.“
„Ratten, ja!“, erwiderte Götz schmunzelnd, während er mit einem Balken an die Tür lehnte. „Seht nach den Torriegeln. Verrammelt's inwendig mit Balken und Steinen!“
„Wie lange können wir das noch durchhalten?“, fragte Georg, der nervös an seinem Bart zupfte. „Die Geduld der Soldaten ist kaum besser als die einer hungrigen Katze.“
„Wir wollen ihre Geduld für'n Narren halten“, sagte Götz und grinste schelmisch. „Und ihre Tapferkeit sollen sie mir an ihren eigenen Nägeln verkäuen.“
In diesem Moment ertönte ein Trompetenstoß von draußen, gefolgt von einem lauten Geschrei. Götz trat ans Fenster, um einen Blick zu erhaschen. „Aha! Ein rotröckiger Schurke, der uns die Frage vorlegen wird, ob wir Hundsfötter sein wollen. Was soll's?“
„Götz, das klingt nicht gut!“, rief Georg und trat nervös von einem Fuß auf den anderen. „Was, wenn sie uns finden?“
„Einen Strick um deinen Hals“, murmelte Götz in seinen Bart und verdrehte die Augen, als er die Soldaten sah, die sich dem Wirtshaus näherten.
„Beleidiger der Majestät!“, rief der Trompeter laut, während er mit der Trompete in der Hand auf sich aufmerksam machte. „Kommt heraus, ihr Schurken!“
„Die Aufforderung hat ein Pfaff gemacht“, knurrte Götz und spuckte auf den Boden. „Ich werde ihm zeigen, was es heißt, mit einem echten Mann zu reden.“
Als der Trompeter erneut sprach, klopfte Götz mit der Hand gegen die Wand. „Mich ergeben! Auf Gnad und Ungnad! Mit wem redet Ihr! Bin ich ein Räuber! Sag deinem Hauptmann: Vor Ihro Kaiserliche Majestät hab ich, wie immer, schuldigen Respekt. Er aber, sag's ihm, er kann mich - - -“ Götz schloss das Fenster mit einem lauten Krach und drehte sich zu Georg um.
„War das klug?“, fragte Georg skeptisch und hob eine Augenbraue.
„Klug oder nicht, ich habe keine Lust, wie ein Huhn gefangen zu werden!“, rief Götz und baute sich groß auf. „Wir sind Männer!“
„Männer, die in einer Taverne sitzen und mit ihrem Schicksal spielen“, murmelte Georg, während er nervös durch den Raum schlich. „Was, wenn sie das Tor aufbrechen?“
„Dann spielen wir die Ratten!“, rief Götz und lachte laut. „Wir werden sie überlisten, wie die klügsten Tiere im Wald!“
Plötzlich hörten sie das Geräusch von Holz, das gegen Holz schlug. „Hört ihr das?“, fragte Georg und hielt inne. „Das klingt nicht nach einer fröhlichen Versammlung.“
„Klingt eher nach einem Festmahl für die Soldaten“, erwiderte Götz und grinste. „Wenn sie uns finden, kann ich ihnen immer noch einen Witz erzählen!“
„Einen Witz?“, fragte Georg mit einem skeptischen Blick. „Das wird sie sicher nicht aufhalten, uns zu fangen!“
„Natürlich nicht, aber ich könnte sie zum Lachen bringen! Und wer lacht, der zögert!“
Georg schüttelte den Kopf. „Du bist verrückt, Götz.“
„Verrückt? Vielleicht. Aber ich würde lieber verrückt sein als gefangen!“
Und während die Geräusche draußen lauter wurden, schauten die beiden Männer einander an. Ein verständnisvolles Nicken folgte, und die Vorbereitungen begannen.
„Wenn wir uns schon verstecken müssen, dann lasst uns das wenigstens mit Stil tun!“, rief Götz und schnappte sich einen alten Umhang.
„Stil?“, wiederholte Georg und grinste. „Ich bin mir nicht sicher, ob wir das Wort überhaupt kennen!“
„Dann lass uns das lernen, bevor sie kommen!“, schloss Götz und schlüpfte in den Umhang, während er Georg anstieß.
„Ratten mit Stil also!“, lachte Georg, und die beiden Männer bereiteten sich darauf vor, das Unvermeidliche mit einem Lächeln zu begegnen.
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