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! schrieb am 31.3. 2008 um 03:49:20 Uhr über

Bundeswehr

Der rote Teppich vor dem Bundeskanzleramt leuchtet in der Sonne. Eine sechzig Meter lange, schnurgerade Soldatenfront in gespannter Körperhaltung und mit festem Blick nach vorn wartet geduldig auf die Bundeskanzlerin. Die Stiefel - poliert und an der eigens für sie eingefrästen Kontrolllinie ausgerichtet - sehen ebenso perfekt aus, wie die schmucken Uniformen der Luftwaffe mit den weißen Handschuhen.

Es ist bereits das zweite Mal, dass die Soldaten dort zum Stehen kommen. Mehrmals wird die Ehrenformation geübt. Es muss eben perfekt sein. Dieses Mal aber kommt die Bundeskanzlerin und begrüßt die Soldaten. »Guten Morgen, Frau Bundeskanzlerin!« schallt es zurück. Dann verschwindet sie wieder.

Und die Soldaten warten. Regungslos. Der Bundeskanzler von Österreich wird erwartet. Während die Journalisten sich ob der eisigen Kälte die Hände reiben und von einem Fuß auf den anderen treten, scheinen die Soldaten noch nicht einmal gemerkt zu haben, wie kalt es ist. Nein, diese Soldaten sind nicht zimperlich. Sie gehören zur Ehrenformation der Bundeswehr, und sie sind stolz darauf.

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Drei Soldaten der Streitkräfte: Luftwaffe, Marine und HeerLupe
Heer, Marine und Luftwaffe (Quelle: Redaktion Internet Bw)
Drei Uniformen im Spind

Zum Wachbataillon zählen an die 1.800 Soldaten. Was verblüffend ist: 80 Prozent davon sind Wehrpflichtige. Und die müssen in nur 40 Tagen für den protokollarischen Dienst ausgebildet werden. Jeder einzelne Griff mit dem Karabiner, das Marschieren und selbst die ständige Spannung im Körper müssen bis zur Perfektion geübt werden. Immer wieder. Immer wieder dasselbe. Bis sie das Ziel erreichen: Semper talis!

Die Protokollsoldaten müssen besondere Anforderungen erfüllen. Sie dürfen nicht kleiner als 1,78 Meter und nicht größer als 1,95 Meter sein. Dies gewährleistet dann das einheitliche Bild bei einer Ehrenformation, die wie beispielsweise beim Papstbesuch bis zu 95 Meter breit sein kann. »Sie müssen die drei Bs erfüllen«, erklärt Oberstleutnant Günter Kruse vom Standortkommando Berlin. »Sie dürfen keinen Bauch, keinen Bart und keine Brille tragen

Eine weitere Eigentümlichkeit: In dem Bataillon dienen Soldaten aus Heer, Marine und Luftwaffe. Die Soldaten sind mit allen drei Uniformen ausgestattet, so dass je nach Bedarf die drei Teilstreitkräfte repräsentiert werden können. Organisatorisch gehört der Verband zur Streitkräftebasis der Bundeswehr. Zu einem Staatsprotokoll ist auch immer das Stabsmusikkorps dabei. Dieses bildet mit dem Wachbataillon beim Bundesministerium der Verteidigung eine feste Einheit.

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Soldaten beim MarschierenLupe
Präzision trainieren (Quelle: Eicker )
Das Drill-Team

Sobald die Soldaten mit der protokollarischen Ausbildung fertig sind, werden die Besten für das Drill-Team ausgewählt. Wenn sich das Wachbataillon durch Disziplin, körperliche Herausforderung und Drill auszeichnet, ist dies beim Drill-Team um ein Vielfaches potenziert.

An die 30 Soldaten studieren weitere vier bis sieben Wochen eine Choreographie ein, die sie dann im In- und Ausland zu besonderen Gelegenheiten darbieten. »Das ist eben etwas zum Anschauen«, erklärt der Kommandeur des Wachbataillons, Oberstleutnant Frank Schuster und beteuert, dass das Drill-Team immer sehr umjubelt ist.

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Ehrengast Angela Merkel auf dem roten Teppich vor dem Bundeskanzleramt Lupe
Würdiger Empfang (Quelle: Eicker )
Wem Ehre gebührt

In den Genuss der protokollarischen Ehrenerweisung kommen die Staatsgäste des Bundespräsidenten und der Bundeskanzlerin sowie der Generalinspekteur der Bundeswehr. Das Wachbataillon erfüllt dabei das internationale Protokoll.

Bereits am 16. Februar 1957 wurde das Wachbataillon beim Bundesministerium der Verteidigung aufgestellt. Es feiert dieses Jahr 50-jähriges Bestehen und gehört damit zu den ältesten Truppenteilen der Bundeswehr. Heute ist das Bataillon in Berlin stationiert. Zwei seiner Kompanien sind in Siegburg verblieben. Die protokollarischen Pflichten werden landesweit ausgeführt.

Im letzten Jahr waren dies allein 550 offizielle protokollarische Einsätze im engeren Sinne. Zählt man Ehrenwachen und Ehrenspaliere dazu, waren es an die 1.000. Zu jedem Ehrengruß an einen Staatsgast gehört die Truppenfahne. Die erste Truppenfahne wurde von Bundespräsident Heinrich Lübke 1965 überreicht. Diese steht heute im Büro des Kommandeurs, Oberstleutnant Schuster. Dort finden sich auch die Fahnenbänder der Länder, zuweilen auch Länderfahnen genannt.

»Wir haben an die 76 Fahnenbänder hier«, so der Oberstleutnant. Das erste Fahnenband wurde von Königin Elisabeth II von Großbritannien als Zeichen der Anerkennung verliehen. Zur Begrüßung eines Staatsoberhauptes durch das Wachbataillon wird das entsprechende Fahnenband an die Truppenfahne geheftet.

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Soldaten mit dem Gewehr KarabinerLupe
Semper talis! (Quelle: Eicker )
Der Infanteriegriff

Jeder Soldat des Wachbataillons hat seinen eigenen Karabiner. Es handelt sich dabei um den Karabiner 98k, der zwischen 3,7 und 3,9 Kilogramm wiegt. Es ist genau dieser Karabiner, der die Soldaten nach den ersten euphorischen Wochen beim Wachbataillon in den Wahnsinn treiben kann. Mit ihm muss der Umgang genauestens einstudiert werden, ebenso wie das Marschieren in den verschiedenen Ehrenformationen.

Das geht nur durch Üben. Bis zu sechs Stunden am Tag und immer nur ein Griff - der so genannte Infanteriegriff. Immer und immer wieder. »Alleine für den ersten Griff brauchen die Wehrpflichtigen drei bis vier Tage«, erzählt Oberleutnant Markus Nikel, Chef der 7. Kompanie. Er befehligt die Formation vor dem Bundeskanzleramt. Auf seine Mannschaft ist er sehr stolz: »Die sind sehr gut

Am Ende werden sie von Oberstleutnant Schuster mit einer 2+ belohnt. Das ist eine sehr gute Leistung. Semper talis!


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