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Dazu war M. durch das Taufen auf Raphael und Correggio der Eklekticismus schon in der Wiege mit auf den Weg gegeben worden! In Rom malte er nun erst eine ziemlich süße Magdalena, die heute noch in der Dresdener Gallerie zu sehen und das Porträt seines Vaters ebendort. Dann begann er seine Madonna – und indem er ein Modell zu derselben suchte, fand er in der schönen Marguerita Guazzi, die ihm dazu diente, zugleich seine Frau. Um sie besitzen zu können, wechselte der Jüngling sogar seinen Glauben und die Familie folgte ihm darin. Selbst der Vater, „weil in einer wohleingerichteten Familie nie zweierlei Meinungen herrschen dürften“. Diese vielbesprochene Conversion gab der Madonna erst das richtige Relief in Rom und der Besuch des Mengs’schen Hauses ward um so mehr Modesache als das schöne Original derselben und die beiden hübschen Schwestern des Malers die Anziehungskraft desselben sicherlich nicht verminderten. Sie und die Madonna bereiteten ihm auch einen guten Empfang, als er 1749 nach Dresden zurückkehrte. Daß die letztere ihn jedenfalls auch verdiente, kann man im Wiener Belvedere sehen, wo sie unter lauter klassischen italienischen Bildern hängend, durchaus wie ihres Gleichen aussieht, was den meisten modernen verzweifelt schwer fallen dürfte. M. ward nun Hofmaler und mit Porträten und sonstigen Bestellungen überhäuft. – Unter den letzteren füllten die Bilder für die neuerbaute katholische Kirche den Hauptplatz aus. Das Hochaltarblatt, eine Himmelfahrt Christi, die er nur in Rom vollenden zu können meinte, führte ihn wieder nach der ewigen Stadt. – Er war aber noch lange nicht fertig, als der siebenjährige Krieg ausbrach, der ihn nunmehr aller Hülfsquellen beraubte, die er aus Dresden bezog und ihn zur Aufsuchung neuer Bestellungen nöthigte. Gleichzeitig war auch Winkelmann nach Rom gekommen, der sich nun rasch an den berühmten Landsmann anschloß und jedenfalls viel zur Vervollständigung seiner Bildung beitrug, wenn er auch sonst keineswegs günstig auf ihn einwirkte, weil er ihn vom Studium Raphael’s und Correggio’s weg zu dem der Antike drängte, die einer specifisch malerischen Anschauung in ihrer Bestimmtheit wenig günstig ist, ihn häufig zu Verkennung der Grenzen zwischen Malerei und Plastik veranlaßte. – So fing er jetzt an in seinen Oelbildern oft viel zu plastisch zu modelliren. Dies zeigt sich gerade an der Himmelfahrt, als sie viele Jahre später in Madrid endlich fertig ward. Dennoch ist sie ein hochachtbares Bild in ihrer Art. Der Christus ist sogar ganz vortrefflich, edel in den Formen wie dem Ausdruck und herrlich leuchtend gemalt. Dagegen erscheint Gott-Vater, der ihn oben in der Glorie erwartet, vielleicht etwas zu körperlos. Die Apostel und heiligen Frauen unten sind wohl gut componirt aber erinnern in ihrer antikisirenden Art etwas zu sehr an colorirte Gypsfiguren. Der Ausdruck aller ist aber so natürlich wahr und angemessen, daß man dies Bild wie die meisten anderen des M., doch einen ungeheueren Fortschritt gegen die manierirte und verlogene Süßlichkeit des Zopfes nennen muß, wenn es ihm auch weder da noch später gelang, die Antike so frei zu benutzen, als Raphael und Michel-Angelo es thaten.
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