| 
 
  
                                                                                                
 
                      Gegner des drohenden Irak-Kriegs mobilisieren für den 15.2.
                      im Internet
 
                      Brigitte Zarzer   12.02.2003 
 
                      Während sich die PR-Strategen der US-Regierung auf die Mainstream-Medien
                      konzentrieren, boomen im WWW die Friedensinitiativen 
 
                      Im Internet dominieren die Kriegsgegner. Für den »Aktionstag gegen den Krieg« am 15.
                      Februar läuft jetzt der virtuelle Countdown. 
 
 
                              
 
                      Während die PR-Strategen der US-Regierung »weiße« (Charlotte Beers) und »schwarze«
                      (John Rendon) Propaganda betreiben und dafür vor allem reichweitenstarke Fernsehsender
                      benutzen, formiert sich laut US-Medien die »größte Anti-Kriegsbewegung seit Vietnam«. Ihr
                      Medium ist das Internet. Das WWW bietet eben Raum genug für die Etablierung einer
                      »Gegenöffentlichkeit«, die der PR-Maschinerie des Pentagon Paroli bieten will. 
 
 
 
 
 
 
                      Plattformen wie die Initiative »Mediaworkers against War« (  MWAW) kritisieren, dass
                      Aussagen der US-Regierung in den Massenmedien unhinterfragt kolportiert würden. Die in
                      London beheimatete und bereits zur Zeit des ersten Golf-Krieges gegründete, unabhängige
                      Gruppe von Medienleuten sammelt auf ihrer Homepage alle relevanten News zum Thema
                      Anti-Irak-Krieg. Mit täglichen Updates bildet sie einen der größten kritischen
                      Ressourcen-Pool. Ein wahrer Fundus ist auch die mehrsprachige alternative
                      Nachrichtenagentur  IPS. Mehr Diskussion findet sich wiederum auf  Indymedia). 
 
                      Altbekannte NGOs haben indes eigene Anti-Kriegs-Kampagnen gestartet. Newsletter,
                      Homepages, etc. werden als Informationskanäle genutzt, um zu die Kriegsgegner zu
                      mobilisieren. Amnesty International reagierte auf den drohenden Irak-Krieg beispielsweise
                      mit speziellen »urgent actions« und kritischen Fragen an Powell in Davos
                      (http://www.amnesty.de).  Greenpeace engagierte sich jüngst in Bratislawa gegen die
                      Beteiligung slowakischer Truppen an einem Irak-Krieg. In Spanien haben vor wenigen
                      Amnesty, Greenpeace. Oxfam und die Ärzte ohne Grenzen die Website  Ante la Guerra -
                      Actua eröffnet, in der sie die Internetbenutzer aufrufen, Protestmails an den spanischen
                      Regierungschef Aznar zu schreiben und ihn dazu aufzufordern, sich aktiv gegen einen Krieg
                      einzusetzen. Über 85.000 sind bis gestern beerits verschickt worden. 
 
                                                           
 
 
                      In den USA trat in jüngster Zeit  A.N.S.W.E.R (Act Now to Stop War and End Racism)
                      besonders stark in Erscheinung. Die Initiative war maßgeblich an der Organisation der
                      Massenkundgebungen in den USA im Januar beteiligt und schuf die Plattform "Not in Our
                      Name". Die Träger der aktuellen Proteste kommen aus unterschiedlichen ideologischen Ecken
                      - von weit links außen über  Frauengruppierungen bis hin zu  christlichen Gruppen. Die sich
                      derzeit formierende Friedensbewegung ist ebenso inhomogen wie die globalisierungskritische
                      Bewegung. Eine weitere US-Site vernetzt die amerikanischen Aktivisten und könnte als eine
                      Art virtuelle Dachorganisation bezeichnet werden. An die 70 Initiativen schlossen sich
                      inzwischen mit  United for Peace kurz. Auf deren Homepage werden sowohl Newsletter als
                      auch eine Suchmaschine für Anti-Kriegs-Aktionen in den einzelnen Bundesstaaten angeboten. 
 
                      In Großbritannien, wo auch viele auflagenstarke Medien auf ihren Online-Ausgaben eigene
                      Irak-Sections mit teils überaus kritischen Einschätzungen der US-Kriegs-Ambitionen
                      eingerichtet haben, sticht bei den privaten Initiativen vor allem  Stop War hervor. Über einen
                      durchaus professionellen Pressedienst versuchen sie ihre Botschaften auch in den
                      Mainstream-Medien zu platzieren und reagieren auf wichtige Vorstöße der US-Regierung mit
                      prompt mit gegenläufigen Statements. Anlässlich des Auftritts von Collin Powell vor dem
                      UN-Sicherheitsrat am vergangenen Mittwoch stellten sie Aussagen des ehemaligen
                      Koordinators des UNO-Hilfsprogramms für den Irak, Hans von Sponeck in ihre Presserubrik. 
 
 
 
 
 
                      "Today former UN Humanitarian co-ordinator in Iraq, Hans von Sponeck, issued this
                      challenge to Colin Powell: 'UN arms inspectors are producing evidence of absence of
                      weapons of mass destruction in Iraq. The US and British governments have not managed to
                      produce more than allegations. A pre-emptive war, Secretary Powell, would not only
                      constitute the death penalty for large numbers of innocent civilians. It will also violate
                      international law and further marginalize the UN.' " 
 
 
 
 
 
 
                      Derart mediengerecht portionierte Statements der Friedensbewegung werden auf »Stop War«
                      ebenso angeboten wie Kontakte zu interessanten Interviewpartnern. In Italien treffen sich die
                      Kriegsgegner auf Seiten wie  Carta.org, wo neben News auch Grundsatzartikel über die
                      notwendige Abgrenzung zum Regime von Saddam Hussein und Startegie-Fragen (z.B.
                      »menschliche Schutzschilder« für die Zivilbevölkerung ) zu finden sind. 
 
                      Natürlich sind auch die Aktivisten im deutschsprachigen Raum nicht untätig. Für die
                      bevorstehenden Demonstrationen am  15. Februar wurde ein Aktionsbündnis mit eigener
                      Webpage gegründet. Neben dem Programm ist dort eine Bus- und Bettenbörse abrufbar. Die
                      Ärztevereinigung  IPPNW startete eine Postkartenaktion an Gerhard Schröder und G.W.
                      Bush. Die Initiative  Vote4Peace will in den nächsten Wochen 100.000 Unterschriften unter
                      eine Anti-Kriegs-Petition sammeln, um diese an die Bundesregierung zu übergeben. 
 
                      Die Kriegsbefürworter scheinen das Netz noch nicht wirklich für sich entdeckt zu haben.
                      Einschlägige Websites tauchen nur vereinzelt auf. »Americans for Victory Over Terrorism« ( 
                        AVOT) ist eine jener Initiativen, die einen gewissen Bekanntheitsgrad erreicht hat. Auf der
                      Homepage finden sich alle Argumente für einen Irak-Krieg und Berichte zu den Missetaten
                      des irakischen Diktators (die im übrigen auch die Friedensaktivisten nicht leugnen).
                      Diskussionsforen gibt es allerdings ebenso wenig wie ein Newsletterservice. Nicht gerade
                      professionell, würde wohl ein PR-Experte über den Mangel an »Kundenbindung« urteilen. 
 
                      Die Friedensaktivisten scheinen jedenfalls im Netz die Nase vorne zu haben. Wie hoch ihr
                      Mobilisierungsgrad tatsächlich ist, wird sich am 15. Februar zeigen. 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
  Kommentare:
  korrektur (new battles old war, 13.2.2003 4:42)
  off topic: bolivien vor bürgerkrieg? - aktuelles crosspost (monoma, 12.2.2003 23:35)
  Zu schön um wahr zu sein. (saul, 12.2.2003 18:09)
  mehr... 
   
 
 
 
 
 
 
 
 
 
                              Copyright © 1996-2003. All Rights Reserved. Alle Rechte vorbehalten
                                     Heise Zeitschriften Verlag GmbH & Co.KG
                                          last modified: 11.02.2003
                                       Privacy Policy / Datenschutzhinweis
            
                                                                                          
 
  
 
 
 
 |