Fototasche

Schon mal versucht, eine Fototasche zu kaufen? Richtig schwierig! Entweder sie sind alle zu groß oder viel zu klein! Ich will für meinen Fotoapparat keinen Koffer. Die meisten Taschen haben aber erschreckende Ähnlichkeiten mit einem solchen. Das andere Extrem sind diese kleinen Beutelchen für Hantaschenfotoapparate. Wohin aber mit einer Spiegelreflex samt Teleobjektiv?
Hat man erstmal eine passende Tasche gefunden, folgt das nächste Problem auf dem Fuße: der Preis! Unglaublich, was man für Fototaschen ausgeben kann! Ab 80 Mark aufwärts.
Da stellt sich einem doch die Frage: Braucht man diese Dinger überhaupt? Und sind sie den hohen Preis (durchaus auch Nervenmäßig), den man bezahlt, überhaupt Wert??
Ich musste nach dem Kauf einer (einigermaßen preigündtigen und meinen Ansprüchen genügenden) Fototasche feststellen, dass eine ganz normale Umhängetasche, die sich schon Jahre in meinem Besitz befand, den gleichen Zweck ebenso gut erfüllte und dazu noch besser (unauffälliger) aussah.
Ironie des Alltags!

Leider habe ich keine Fototasche, deshalb muß ich bei jedem Zeitungstermin umständlich in meinem Rucksack kramen, während die anderen Journalisten-Fuzzis mit wenigen Handgriffen ihre Kameras einsatzbereit machen können.
Außerdem bietet eine Fototasche auch Platz für einen kleinen Notizblock. Den hat man immer in Reichweite, so daß man sehr schnell wichtige Bemerkungen mitschreiben kann. Ich dagegen muß immer erst in meinem Rucksack nach meinem Block suchen. Ich schäme mich dann immer, wenn ich nach minutenlanger Suche ein Bündel zerknitterter und auseinanderfallender Blätter hervorkrame.
Das alles wäre anders, wenn Fototaschen nicht so teuer wären. Die Welt könnte viel schöner sein.

Dieses Stichwort erinnert mich an einen anstrengenden Tag kurz vor der Sonnenfinsternis, als ein gewisser Herr A. aus S. noch unbedingt ein bestimmtes Objektiv kaufen wollte, dass er für das Fotografieren der Sonnenfinsternis brauchte. Wir liefen also ca. 4-6 Stunden pausenlos durch Stuttgart, in jedes Fotogeschäft gingen wir hinein, und er fragte nach diesem Objektiv. Aber die Antworten waren überall enttäuschend. Entweder war es ausverkauft, oder, in den seltenen Fällen wo es denn mal erhältlich war, zu einem Preis zu haben, der einem die Fussnägel hochrollte. Es schien, als hätte sich alle Welt gegen Herrn A. verschworen - hatten vielleicht alle Japaner, die die Stadt nur wegen der Finsternis besuchten, diese Objektive aufgekauft? Im Zuge unserer Reise durch die Läden kaufte er auch eine Fototasche, nur um mal die Verknüpfung zu dem Stichwort herzustellen. Ja, und gegen Abend sassen wir dann demoralisiert auf dem Rand einer Bepflanzung nahe des Bahnhofes, und ich sagte aufmunternd: »Ach guck mal, da ist auch noch ein Fotogeschäft. Da gehen wir jetzt noch rein.« Herr A. schaute verdutzt, da er dieses Geschäft nicht kannte. Und, was soll ich sagen, sie hatten das Objektiv, und zu genau dem Preis, den er zu zahlen bereit war. Herr A. war dermassen glücklich - und ich erst, weil ich die Rennerei leid war - dass wir beide am liebsten den Verkäufer umarmt hätten. Als wir gingen, wurde der Laden geschlossen: es war noch dazu kurz vor Ladenschluss gewesen, als wir dieses Objektiv kaufen konnten. Alles in allem war es jedoch ein so anstrengender und miserabler Tag, dass ich eigentlich nicht an das Stichwort »Fototasche« erinnert werden möchte - es wird für mich wohl für immer mit diesem Tag verknüpft sein.