Anrufbeantworter

Es gibt also tatsächlich einen psychotherapeutischen Ansatz zur Desensibilisierung der verbreiteten Anrufbeantworterphobie, wie ich letztens einem dieser pseudoinformativen Lifesylemagazine entnehmen durfte. Ich finde nicht, das die höchst gesunde Abneigung gegenüber diesen Maschinen therapeutisch ausgemerzt werden sollte, das ist doch auch nur wieder ein platter Versuch, den Menschen mit der Maschine auzusöhnen. Aber unsere Furcht, nach dem emotions- und meist einfallslosen »Bitte-sprechen-sie-nach-dem-Piepton«-Standardgeschnarre eine ebenso einfallslose Information zu hinterlassen ist gesund! Hier zeigt sich eine apriorische Technophobie des menschlichen Wesens!
Laßt euren Geist nicht gänzlich von der Idee der Maschine korrumpieren!
Revoltiert gegen diese Entwicklung, die freie Assoziation und Kreativität unterdrückt!
Gegen verkorkste Stummelkommunikation!
Gegen standardisierte Ausdrucksformen!

Lustig ist, daß manche Anrufbeantworter, wenn man auflegt, bevor es »piep« macht, sofort zurückrufen. Dann klingelt es, und wenn man abnimmt, ist der Anrufbeantworter dran... ein automatischer Anrufer, sozusagen. Besonders witzig ist das, wenn man selbst gerade den Anrufbeantworter angeschaltet hat, dann geht der Anrufbeantworter dran, und der eine Anrufbeantworter nimmt den Ansagetext vom anderen auf... wozu telefonieren wir eigentlich noch selbst? Lassen wir das doch die Maschinen machen!

Als die Anrufbeantworter neue waren, war ich häufig so überrascht und schockiert, wenn einer dran war, dass ich erst mal aufgelegt habe, wenn einer ran gegangen ist.

Heute geht es mir manchmal so, dass ich nur eine kurze Nachricht auf dem Anrufbeantworter hinterlassen möchte und dann bin ich schockiert, wenn tatsächlich ein Mensch ran geht.

Sollte ich mir darüber Gedanken machen?

Zurzeit bin ich nicht besonders oft zu Hause. Doch fast jeden Abend finde ich dann ein blinkendes Telefon vor. Das ist schon mal schön. Dann höre ich es ab. Manchmal ist es Mutti, manchmal eine Freundin oder ein Freund, manchmal die Bank, ja, und manchmal ist es auch ein Stimmenmagier. Und der sagt feine Sätze, mit einer Modulation wie ein federndes Schwert, die spreche ich oft noch Tage später vor mich hin, wie ein Kind, das einen schönen Film nachspielt.

Meiner hat meinen coolen Spruch gelöscht, als ich ihn mal vorübergehend ausgeschaltet habe.

Mit viel Mühe hatte ich einmal die Voyager-Titelmelodie als Hintergrundmusik zusammen mit »Hier ist der Subraumtransmitter von [...]. Leider bin ich zur Zeit im Delta-Quadranten verschollen. Nach dem Initiationssignal können Sie jedoch eine Audionachricht für mich hinterlassen.« als Ansage draufgespielt.