Schimpfwort

Mir fällt kein passendes Schimpfwort für George W. Bush ein. Meine Abneigung gegen ihn ist so tief empfunden, dass kein Schimpfwort allein diesem Zustand angemessen Rechnung tragen könnte.

Meine Mutter kolportiert nach wie vor zu meiner größten Beschämung stets und gerne das erste von mir ersonnene Schimpfwort, eigentlich eher eine Verwünschung (muß damals um die 6 Jahre alt gewesen sein): Mist und Donner, Schweineschleim! Der erste Teil bleibt noch brav im Rahmen des Konventionelle, aber mit Schweineschleim betrat ich eine Sphäre des animalischen Ekels, die bis heute für mich wenig an Faszination eingebüßt hat.

»Knallsack«. Das ist die Steigerung von »Knalltüte«. Davor kommt eventuell »Knallbeutel« oder »Knallbeutelchen«. Nach »Knallsack« kommt »Knallvotzenpissgesichtsarschlochsaupillermann«. Glaube ich.
Zur Beschimpfung Bezeichnungen sexueller Vorlieben zu verwenden lehne ich ab. Hingegen ist die Beschimpfung mit »Idiot« zeitlos und oft zuteffend.

Es war einmal ein kleines Schimpfwort, das hieß Arsch und war sehr einsam. Es durchstreifte die Welt nach einem Partner, der zu ihm passte.
Eines Tages traf es das Wort Gurke. Sie taten sich zusammen und bildeten das Wort Arschgurke.
Sie waren auch eine Weile glücklich, aber dann merkten sie, dass sie kaum jemand verwendete.
Traurig trennten sie sich wieder und gingen getrennter Wege.
Einige Zeit später traf das kleine Schimpfwort das Wort Granate.
Auch mit Granate tat sich Arsch zusammen, zu Arschgranate. Sie waren auch sehr erfruet über den Wohlklang den ihre Fusion hatte. Aber wieder musste Arsch nach einer Weile feststellen, dass niemand sie benutzte, alle sagten immer nur Arschbombe, und das war nicht mal ein Schimpfwort.
Also trennte sich Arsch mal wieder von seinem Partner, um erneut sein Glück zu versuchen, wieder alleine.
Doch auch ein blindes Korn findet mal ein Huhn, und so stieß Arsch schließlich auf Geige, sie heirateten und bildeten das Wort Arschgeige.
So lebten sie glücklich und zufrieden, und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute.

Unser Erdkundelehrer in der Unterstufe stammte aus Ungarn und hatte sich seinen ganz eigenen Zugang zur deutschen Sprache bewahrt. Er pflegte seitenlange Texte zu diktieren, die zu Hause in ein Reinschriftheft zu übertragen und mit Illustrationen zu verschönern waren. Das Ergebnis wurde eingesammelt, dafür gab es eine Heftnote. Er achtete sehr darauf, dass seine Prosa wörtlich übernommen wurde, und so fanden sich in meinen Heften rätselhafte Einträge wie: »Die Kaltluft den Warmluft in die Höhe schaufelt.«

Temperament hatte der Gute auch, und wenn es über ihn kam, fehlten ihm erst recht die Worte. Uns auf ungarisch zu beschimpfen nutzte nichts, das wusste er, und so kam es zu Ausbrüchen wie: »Annette! Du - du- du- Grundmoräne!!«