Menschen glauben in stärkerem Maße daran, daß ihnen in ihrem eigenen Leben Gerechtigkeit widerfährt, als daran, daß die Welt
im allgemeinen ein gerechter Ort ist, in dem alle Menschen bekommen, was sie verdienen. In 2 Untersuchungen von Lipkus, Dalbert
& Siegler (1996) konnte gezeigt werden, daß dieser persönliche Glaube an eine gerechte Welt bedeutsamer als der allgemeinen
Glaube an eine gerechte Welt zur Vorhersage unterschiedlicher Indikatoren der seelischen Gesundheit ist. Ein vergleichbarer
self-serving bias ist aus der Selbstkonzeptforschung bekannt, und Messick et al. (1985) zeigten, daß Menschen sich selbst mehr
gerechte und weniger ungerechte Handlungen zuschreiben als anderen Menschen. Auch diese Form der positiven Illusionen trägt
zur Aufrechterhaltung der seelischen Gesundheit bei (Taylor & Brown, 1988). In einem Experiment (N = 108) wurden
unterschiedliche Selbstwahrnehmungen induziert (eigene Fairness; eigene Unfairness; Kontrollbedingung) und die unterschiedlichen
Auswirkungen des persönlichen Gerechte-Welt-Glaubens (Welttheorie) einerseits und der Fairness-bezogenen Selbstwahrnehmung
(Selbsttheorie) andererseits auf den Selbstwert (Seelische Gesundheit) aufgezeigt. Die positive gerechtigkeitsbezogene
Selbstwahrnehmung und der persönliche Gerechte-Welt-Glauben hatten unabhängige positive Effekte auf den Selbstwert, die
Selbstwahrnehmung eigener unfairer Verhaltensweisen wies hingegen keinen eigenständigen Effekt auf den Selbstwert auf,
interagierte aber mit dem Gerechte-Welt-Glauben. Nur wenn die ProbandInnen eigenes unfaires Verhalten einräumten und
gleichzeitig an eine persönliche gerechte Welt glaubten, dann war eine Einbuße des Selbstwerts zu verzeichnen. In einer ersten
vergleichenden Untersuchung an arbeitslosen und nicht arbeitslosen slowakischen Abiturienten im Jahre 1996 konnten die Autoren
belegen, daß insbesondere der persönliche Glaube an eine gerechte Welt als möglicher personspezifischer Puffer zu wirken scheint,
der die adaptive Bewältigung von Arbeitslosigkeit fördert: Je stärker die befragten Kurzzeitarbeitslosen an eine gerechte Welt
glaubten, desto zufriedener waren sie mit ihrem Leben im allgemeinen. Bei Langzeitarbeitslosen konnte ein solcher Zusammenhang
jedoch nicht beobachtet werden. Diese Untersuchung wurde zwei Jahre später (1998) mit einem erweiterten Instrumentarium
repliziert. Neben der allgemeinen und persönlichen Gerechte-Welt-Skala wurden die Skalen Extraversion, emotionale Labilität und
Offenheit des FPI (Fahrenberg, Selg und Hampel, 1991) zur Prüfung der differentiellen Vorhersagekraft eingesetzt. Zur Erfassung des
subjektiven Wohlbefindens wurde die Lebenszufriedenheitsskala von Dalbert, Montada, Schmitt & Schneider (1984) und zwei Skalen
zur Erfassung der Häufigkeit positiven und negativen Erlebens (Dzuka und Dalbert, in Vorb.) eingesetzt. Zusätzlich wurde noch
Selbstwert (Deusinger, 1986) erfasst. In der Untersuchung an kurzzeitarbeitslosen (weniger als 7 Monate) und langzeitarbeitslosen
(mehr als 12 Monate) Abiturienten/innen (N=94), die sich gleich nach der Matura beim Arbeitsamt arbeitslos gemeldet hatten, sowie
Universitätsstudenten (N=95) wurde erneut die Hypothese getestet, daß insbesondere der persönliche Glaube an eine Gerechte
Welt als Belastungspuffer wirkt und daß diese Beziehung zum subjektiven Wohlbefinden und dem Selbstwert nach Kontrolle
bedeutsamer Persönlichkeitseigenschaften signifikant bleibt. Die Ergebnisse der Untersuchung stehen mit den Hypothesen in
Einklang und belegen, daß insbesonder der persönliche Gerechte-Welt-Glaube in adaptiver Beziehung zu den Maßen seelischer
Gesundheit steht und daß diese Beziehungen nach Kontrolle der Persönlichkeitseigenschaften bedeutsam bleiben. Anhand einer
repräsentativen Stichprobe (N = 1.661) von Bürgern einer westdeutschen Großstadt wurde überprüft, welche Faktoren die
Zufriedenheit eines Kriminalitätsopfers mit der Polizei determinieren. Bei den vorliegenden Untersuchungsergebnissen zeigte sich
zunächst, dass die Zufriedenheit eines Anzeigeerstatters mit der Polizei unabhängig davon ist, ob diese in der Lage war, den Täter
zu ermitteln bzw. (bei Eigentumsdelikten) das gestohlene Gut wiederzubeschaffen. Dieser scheinbar überraschende Befund läßt
sich jedoch gerechtigkeitspsychologisch bzw. attributionstheoretisch sinnvoll interpretieren. Aus gerechtigkeitspsychologischer
Perspektive kann abgeleitet werden, dass die Zufriedenheit mit der Polizei - unabhängig von einer Ermittlung des Täters - davon
beeinflußt wird, ob ein Anzeigeerstatter wahrnimmt, dass er von der Polizei angemessen und höflich behandelt wird (interaktionale
Gerechtigkeit). Aus attributionspsychologischer Sicht kann - in Übereinstimmung mit Befunden aus der Dienstleistungspsychologie -
darüber hinaus vermutet werden, dass ein objektiver Misserfolg der Polizei bei der Tataufklärung nur dann zu einer niedrigen
Zufriedenheit führt, wenn das Kriminalitätsopfer die Ursache für den Mißerfolg auf die Polizeibeamten und nicht auf die Umstände der
Tat attribuiert (z.B. auf mangelnde Kompetenz bzw. Engagement im Gegensatz zur Schwierigkeit der Aufgabe).Zentrales
Bestimmungsstück eines sozialen Dilemmas ist der Konflikt zwischen individuellen und kollektiven Interessen: Unter der Perspektive
der individuellen Gewinnmaximierung erscheint die Entscheidung eines jeden Akteurs zugunsten seiner eigenen Interessen rational
(z.B. hohe monetäre Gewinne durch exzessive Nutzung eines kollektiven Gutes). Diese Entscheidung zieht jedoch zugleich Kosten
nach sich, die von den Akteuren kollektiv zu tragen sind, und entspricht damit nicht dem Prinzip der kollektiven
Rationalität.Umfangreiche Forschungsarbeiten gehen der Frage nach, in welchem Ausmaß individuelle Akteure trotz dieser
dilemmatischen Anreizstruktur zur Kooperation in sozialen Dilemmata bereit sind und welche Bedingungen das individuelle
Entscheidungsverhalten beeinflussen.
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