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Kerstin schrieb am 4.6. 2007 um 14:32:44 Uhr über

Pendel

Das Training wurde uns langsam zu viel. Jeden Tag stand unser Dreier im Kunstturnen: Jana, Astrid und ich in der Turnhalle auf der Matte und versuchten unserer Übungen zu verbessern.
Eines Tages lag auf der Matte ein großes Netz, etwa 3 x 3 Meter, ausgebreitet. Unsere Trainerin sagte, sie wolle unsere Gruppendynamik etwas verbessern, damit wir uns nicht immer so hängen lassen. Wir sollten in das Netz knieen, so daß sich unsere Schultern berührten. Kaum hatten wir das getan, gab die Trainerin den anderen Turnerinnen einen Wink und sie zogen das Netz an den vier Ecken blitzschnell nach oben. Ich hatte garnicht gesehen, daß da Seile angebracht waren. Ehe wir uns versahen, waren wir gefangen und schwebten einen Meter über den Boden.
»Eure Aufgabe ist es, Euch aus dem Netz zu befreien. Ihr könnt Euch aber auch einfach hängen lassensagte die Trainerin »Und damit auch ein wenig Dynamik in die Sache kommt..« dann gab sie uns einen Stoß und wir setzten uns in Bewegung. Jedes mal, wenn wir unten an kamen, wurden wir wieder angeschupst, so daß wir uns nach kurzer Zeit in einem irrsinnigen Tempo durch die Halle bewegten und dabei oben bestimmt 5 Meter in der Luft waren.
Ich hatte gerade das Foucaultsche pendel gelesen und wußte, daß sich unsere Pendelachse mit der Zeit leicht verändern würde. An den Polen dautert eine volle Umdrehung, also 360 Grad, einen Sternentag, also 23,93 h, lang. Wir befanden uns aber etwa auf der Höhe von München, also dauert eine volle Umdehung überschlagsweise 32,2 Stunden. In etwa 5 Stunden könnten wir uns so weit gedreht haben, daß wir an die Kletterstanden an der Hallenwand heran kommen würden. Aber würde unsere Bewegungsenergie so lange reichen?

Wir hingen in der Mitte des Netzes fest. Die Maschen waren klein und das Netz elastisch, so daß wir regelrecht aneinander gepresst wurden. Immer wenn wir an einem Umkehrpunkt angelangt waren, gab es für einen kurzen Augenblick Schwerelosigkeit. Das konnten wir ausnutzen, um Aufzustehen oder wenigstens unsere Position zu verändern. Das Ganze war aber ungeheuer anstengend und ich fühlte nach kurzer Zeit, wie unsere verschwitzten Gymnastikanzüge aneinander klebten.
Es dauerte eine Weile, dann standen Jana und ich und hatten uns auch zueinander gedreht. Astrid hockte immer noch mit dem Rücken zu uns. Jana war die Kleinste von uns. Sie steht bei Figuren auch immer oben. Ich schob sie jetzt ganz langsam hoch. Sie hielt sich, so gut es ging am Netz fest und versuchte nach oben zu kommen. Immer wenn wir unten waren, dort wo unsere Flugbahn am schnellsten war, presse die Zentrifugalkraft sie nach unten. Ich umklammerte sie so doll ich konnte und bemühte mich, sie am herunterrutschen zu hindern. Schnell merkte ich, daß es nichts bringt, sie nur am Gymnastikanzug festzuhalten. Der rutschte einfach hoch und schnitt sich tief zwischen ihren Pobacken ein. Ich mußte sie mit beiden Armen fest an mich drücken. Nun war auch Astrid auf den Beinen und wir konnten Jana zwischen uns Stück für Stück nach oben schieben.

Dann endlich hatte Jana die Oberkante des Netzes erreicht und konnte auch schon eine Hand nach draußen stecken. ich schob noch einmal nach und dann konnte sie aus dem Netz herausklettern. Nun wollte sie langsam an der aussenseite herunterklettern und uns dann aus dem Netz befreien.

Aber unsere Trainerin brach den Versuch ab. Es war ihr zu gefährlich, Jana an der Aussenseite des pendelnden Netzes zu haben. Das Netz wurde an gehalten und wir befreit. Als ich aufstehen wollte schwankte der Boden so stark, daß ich mich schnell wieder setzte. Als Pendel taugen wir anscheinend nicht viel aber den Gruppenzusammenhalt hat diese Kuschelaufgabe schon verangebracht.



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