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ÖkoTussi schrieb am 26.4. 2001 um 10:07:06 Uhr über

Vitamine

Kleine Dosis - große Wirkung
Vitamine und sekundäre Pflanzenstoffe

Der Vitaminforschung wird seit Jahrzehnten große Aufmerksamkeit gewidmet, weil
Vitamine lebenswichtige Abläufe im Körper steuern und ein Mangel schwere
gesundheitliche Schäden bewirkt. Auch ihr Einfluß auf die Krebsentstehung ist überprüft
worden.

Es zeigte sich, daß bei Verzehr von Obst und Gemüse, das reichlich Carotin, eine
Vorstufe von Vitamin A, enthält, Tumoren an Lunge, Prostata und Harnblase sowie an
den Verdauungsorganen Mundhöhle, Speiseröhre und Magen seltener auftreten. Carotine
und Vitamin A besitzen (jeweils eigene) Schutzwirkungen gegenüber Zellen; Vitamin A
stärkt auch direkt das Abwehrsystem.

Weiterhin ergab eine Reihe von Studien, daß bei Vitamin-C-reicher Nahrung Mund-,
Speiseröhren, Magen- und Darmkrebs seltener auftreten. Vitamin C oder Ascorbinsäure
ist an wichtigen Abläufen in Zellen und Geweben beteiligt, hilft Giftstoffe abzubauen und
stärkt möglicherweise die Abwehrkräfte. Wie die Carotine und Vitamin A schützt es vor
schädlichen Oxidationen. Daß Magenkrebs in vielen Ländern rückläufig ist, wird
hauptsächlich der Wirkung von Vitamin C zugeschrieben, besonders, weil es die Bildung
der krebserregenden Nitrosamine hemmt.

Eine zu geringe Versorgung mit Vitamin E scheint das Risiko zu erhöhen, an Lungen-,
Magen- oder Darmkrebs zu erkranken. Vitamin E ist ebenfalls ein Wirkstoff, der Zellen
vor Vergiftungen schützt. Größte Bedeutung hat es als Oxidationsschutzstoff für
ungesättigte Fettsäuren (Linolsäure), es verhindert die Entstehung von
gesundheitsschädlichen Peroxiden.

Interessant ist , daß beim Verzehr von Obst und Gemüse die Ergebnisse eindeutiger
waren, als wenn nur isoliertes Carotin verabreicht wurde. Dies spricht dafür, daß Carotin
nur einer von vielen Inhaltsstoffen in Früchten und Gemüse ist, die den Körper vor
schädlichen Reaktionen schützen. Diese sogenannten sekundären Pflanzenstoffe sind noch
wenig erforscht, weil sie für den Menschen nicht unmittelbar lebensnotwendig sind. Da
einige davon gesundheitsschädlich sind (wie Solanin in grünen Kartoffeln) hat sich die
Wissenschaft bisher mehr der Schadstoffproblematik gewidmet.

Inzwischen gibt es aber Erkenntnisse, daß zahlreiche sekundäre Pflanzenstoffe
gesundheitsfördernde Wirkungen haben. Sie werden auch »vitaminähnliche Wirkstoffe«
genannt, weil sie semi-essentiell sind, d. h. wörtlich halb-lebensnotwendig. Angaben über
empfohlene Mengen können derzeit noch nicht gemacht werden.

Stoffe, die vor Tumorentstehung schützen können, wurden in folgenden Pflanzen gefunden:
alle Kohlarten (Brokkoli wurde häufig erwähnt, weil viele Studien dazu in Amerika
durchgeführt worden sind, wo Brokkoli verbreiteter ist als unsere traditionellen
Kohlsorten), Kresse, Zwiebelgewächse (d.h. Zwiebel, Knoblauch, Schnittlauch, Porree),
ferner Obst, Gemüse, Getreide, Kartoffeln, Kaffee, Tee, Zitrusfrüchte, Kümmel etc.
Dabei handelt es sich um schwefelhaltige Stoffe (Indole), Gerbstoffe (Phenole),
Carotinoide, Flavonoide und Terpene. Indole in Kohlgemüse fördern den Abbau von
Östrogenen, so daß sie unter Umständen der Brustkrebsentstehung entgegengewirken.

In einem älteren Lehrbuch der Lebensmittelchemie von 1974 wird schon erwähnt, daß die
Farbstoffe in der Schale von Tomaten, Äpfeln und Trauben, die zur Gruppe der
Carotinoide und Flavonoide gehören, an Schutzfunktionen gegenüber aggressiven
Oxidationsmitteln beteiligt sind: Sie schützen Vitamin C vor Oxidation sowie Fette vor
Peroxidation. Was in der Lebensmittel-Chemie längst bekannt ist, findet in der Ernährung
des Menschen erst jetzt Beachtung.

Heute wird es immer deutlicher, daß sekundäre Pflanzenstoffe (z.B. pflanzliche Farb-,
Duft- und Aromastoffe) auf verschiedene Weise gegen bösartige Wucherungen schützen
können.

Der Zusammenhang ist folgender: Im Organismus und in der Zelle sind ganze Systeme
vorhanden, die die Aufnahme von Sauerstoff oder Wasserstoff regeln. Es werden
Elektronen, kleinste atomare Bestandteile, in ganz bestimmter Reihenfolge weitergegeben,
man spricht von Redoxsystemen, Reduktion und Oxidation in einem System. Sogenannte
freie Radikale, die zwischenzeitlich im Körper entstehen können oder aus Fremdstoffen
stammen, sind sehr reaktionsfähige Moleküle (Peroxide, Zigarettenrauch,
Luftverschmutzung, Ozon, Medikamente usw.). Sauerstoffradikale geben gerne Sauerstoff
ab bzw. entreißen anderen Substanzen Elektronen. Dadurch können bestimmte Abläufe in
den Zellen empfindlich gestört werden.

Wenn z. B. Vitamin C vor diesen unerwünschten Oxidationen schützt, läßt es sich de
facto selbst oxidieren. Damit ist es unwirksam, kann aber von anderen Reduktionsmitteln
wie die zuvor erwähnten Farbstoffe oder auch Vitamin E regeneriert werden. Auch bei
Selen und Vitamin E besteht solch ein synergistischer Zusammenhang.

Aus diesem Grund ist es wenig sinnvoll, einzelne »chemische« Substanzen in großer Menge
einzunehmen, wenn andere in dem Gefüge fehlen. Im übrigen sind viele der sekundären
Pflanzenstoffe hitzeempfindlich, z.B. die Indole im Kohl oder Phenole in Äpfeln und
Erdbeeren. Die Empfehlung, viel Obst und Gemüse frisch und ungekocht zu verzehren,
wird damit erneut unterstrichen.


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