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Machen wir also weiter und beleuchten einige Aspekte wie Gogomeister auch mit geringen Mitteln Gogoinseln aufbauen können. Auf alle Fälle sollten sie aber beginnen, mit Kaufleuten und Handwerkern darüber zu sprechen, denn sie müssen Leute dafür gewinnen, die noch etwas für Gogos zu verkaufen haben und nicht nur Arbeitslose, die nichts als ihre Arbeitskraft haben.
Richtige Plätze für Gogoinseln
Wir wissen nun, daß man Gogoinseln auch mit bescheidensten Mitteln im kleinsten Rahmen beginnen kann und daß schon ein Stammtisch mit mehreren Gewerbetreibenden den Kern eines Gogogebietes bilden kann. Daher sollte untersucht werden, wo solche Kerne die besten Ausbreitungsmöglichkeiten vorfinden würden und wo man motivierte Menschen für den Aufbau des Handels mit Gogos am ehesten finden kann.
Wenn man die wirtschaftliche Situation beobachtet, wird einem klar sein, daß das dort sein wird, wo das andere Geld knapp geworden ist und das ist in den kleineren Orten und Städten und in den Ghettos der Großstädte.
In den Großstädten, wo die ärmeren Bewohner meistens nichts anderes zu verkaufen haben als ihre Arbeitskraft ist es schwer einen gegenseitigen Handel mit alternativem Geld aufzubauen und bevor es möglich ist, muß die wirtschaftliche Gesamtsituation schon sehr schlecht geworden sein. Es gibt aber auch da Möglichkeiten, die sich auf Märkte mit umliegenden Geschäften konzentrieren sollte, wo schon ein Handel stattfindet und Warenlieferungen aus der Umgebung kommen und abgesetzt werden.
Einfacher ist es in kleineren übersichtlichen Wirtschaftsgebieten in kleineren Städten und Orten. Auch da kann der Kern eines Gogogebietes aus einem Stammtisch bestehen, vielleicht verbunden mit einem Sparverein, wo es für Gogos so etwas wie einen Geldmarkt gäbe. Dort könnten Leute Gogos, die sie sparen wollen deponieren und andere könnten sich diese ausleihen. Die Einleger würden so der Gebrauchsgebühr ausweichen und die Ausleiher bekämen einen zinslosen oder zinsgünstigen Kredit. Die Sparer hätten nicht nur einen Vorteil dadurch, daß sie sich die Gebrauchsgebühr ersparen sondern auch den Vorteil, daß sie später Gogos mit gleicher Kaufkraft bekämen.
Der wesentliche Punkt für den Beginn des Handels mit Gogos ist der, Leute zu finden, die etwas zu verkaufen haben und willig sind es für Gogos zu verkaufen. Diese Leute findet man dort, wo das andere Geld mehr und mehr verschwindet und das ist heute am ehestens in Kleinstädten der Fall. Die geringfügige Gebrauchsgebühr der Gogos von 5% im Jahr hindert keinen Verkäufer Gogos zu akzeptieren, wenn er nur sieht, daß andere auch Gogos in Zahlung nehmen und er sie nur im Notfall auch gegen Zahlung dieser geringen Gebühr gegen anderes Geld eintauschen kann.
Jeder Mensch ist abwechselnd Käufer und Verkäufer und da die Gogos schlecht als langfristiges Wertaufbewahrungsmittel geeignet sind und daher keinen Kauf blockieren und keinen Zins erpressen können, hat er nie einen Nachteil in der Rolle des Verkäufers, den er mit dem heutigen Geld hat. Als Käufer hat er allerdings auch nicht mehr den Vorteil, den er heute hat. Dieser Vorteil ist aber auch heute für normale Menschen viel unbedeutender als der Nachteil den sie haben. Er muß ja seinen Lebensunterhalt kaufen. Einen wirklichen Vorteil haben nur Leute, deren Zinseinkommen so hoch ist, daß sie es gar nicht mehr verbrauchen können.
Wenige Leute verstehen, wie sie durch das heutige Geld benachteiligt und ausgeplündert werden, denn es gab ja seit Menschengedenken kein anderes. Man kann deshalb kaum jemand das theoretisch begreiflich machen.
Der Beweis dafür ist die Erfolglosigkeit der Gesellanhänger. Sie werden auch weiterhin erfolglos bleiben, wenn sie nicht praktische Experimente machen und es den Leuten zeigen. Das Wunder von Wörgl erweckte weltweite Aufmerksamkeit aber anscheinend wollen die Gesellanhänger an so etwas nicht einmal mehr denken. Sie wollen alle nur aufklären, aber nichts tun.
Solange leichte Inflation des anderen Geldes als dessen Umlaufsicherung wirkte, gab es auch tatsächlich wenig Freiräume für solche Experimente, aber daß nicht einmal welche durchdacht und vorbereitet wurden, wenn die unausbleibliche Wirtschaftsflaute kommen würde, ist unverständlich.
Wie sich die Gesellanhänger vorstellen, daß Freigeld eingeführt werden wird und von wem und wann, ist schleierhaft. Festwährung ist für viele auch kein Thema mehr und viele finden nichts dabei, wenn die Umlaufsicherung durch Inflation gemacht wird und was Freiland betrifft, gibt es dafür auch keinerlei praktikable Vorschläge und auch da ist die Frage offen, wer es einführen soll. Freiland auf Gemeindeebene war ja schon vor 1933 versuchsweise eingeführt worden aber die Nationalsozialisten hatten dann den Großteil dieses Landes wieder verkauft.
Wenn ich nicht wüßte, daß im Notfall ein einzelner Mann, wie Michael Unterguggenberger, lokales Freigeld einführen kann und er dazu nicht einen einzigen Gesellanhänger braucht und auch ich es in Canada allein und ohne sie einführen kann, hätte ich die Sache schon lange wieder aufgegeben.
So werde ich aber geduldig weiter machen. Langsam und gemächlich, denn ich habe keine Eile und brauche die Gogos selber nicht so notwendig. Hier sind jedenfalls 95% der von mir angesprochenen Geschäftsleute jetzt schon bereit, die Gogos zu akzeptieren, wenn erst genügend im Umlauf sind. Die Stagflation ist schon genügend Motivation dafür und je weiter diese zur Deflation wird, desto mehr werden dann wirklich aktiv werden.
Jetzt brennt es ja noch nicht und deshalb geht es langsam. Hoffentlich versuchen sie es mit einem neuen Goldstandard. Das wäre das Beste, das den Gogos passieren könnte.
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