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voice recorder schrieb am 22.1. 2003 um 17:54:32 Uhr über

Militär

denn auch keiner der beiden korrupten Kandidaten, sondern »the best man«, ein Dritter, der eine untadelige Vergangenheit hat.
In Filmen und Theaterstücken dieser Art wimmelt es von entzückenden naiven Eingeborenen, die uns mit ihren exotischen Verhaltensweisen folkloristisches Vergnügen bereiten. Unfehlbare Rezepte der Hollywoodindustrie sind, nach Georges Sadoul, vor allem: »Vom Tellerwäscher zum Millionär« und »Arm, aber glücklich« - angesprochen sind hier all die Tellerwäscher, die es noch nicht so weit gebracht haben, nach dem Schlagertext-Motto »The best things in life are free«. Wer danach immer noch nicht überzeugt ist, daß Reichtum nicht glücklich macht, dem sind Filme über die armen Reichen zu empfehlen, denn je reicher einer ist, desto ärmer ist er dran - Filme, mit denen Grace Kelly berühmt wurde, die jetzt als Fürstin von Monaco zweifellos überaus unglücklich ist.


Zeitungstheater

Mit der zunehmenden faschistischen Unterdrückung nach dem Mihtärputsch vom i 3. Dezember i 968 wurde es nahezu unmöglich, Volkstheater vor einem größeren Publikum zu spielen. Nur Unterhaltungstheater war geduldet und wurde sogar von der Regierung direkt unterstützt. Militär und Polizei kontrollierten Gewerkschaften, Schulen und Hochschulen. Unter Arbeiter und Studenten wurden Spitzel eingeschleust. Selbst Veranstaltungen ohne politischen Charakter mündeten, sofern sie von Gewerkschaften organisiert waren, in Massenverhaftungen. Gewerkschaftsbüros und Hörsäle wurden zu gefährlichen Treffpunkten. Wollten wir unsere Volkstheaterarbeit fortsetzen, mußten wir neue Wege und Formen finden.
Theater machen muß nicht heißen, daß Produzenten einem Konsumenten eine Ware verkaufen. Sowohl im »Theater für das Volk« als auch im »Theater gegen das Volk« ist genau das der Fall. Dem Zuschauer wird ein fertiges Kunstprodukt vorgesetzt, das ohne sein Zutun entstanden ist. Wir schafften den herkömmlichen Theaterproduzenten und -zuschauen ab und machten das Volk zum Produzenten seines eigenen Theaters.

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Eine der ersten Theaterformen ohne die zwischengeschaltete, vermittelnde Gegenwart des Künstlers ist das Zeitungstheater. Hier ist der Gegensatz zwischen Künstler und Zuschauer aufgehoben. Hier wird das Volk zum erstenmal aktiv und kreativ.

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Es handelt sich um eine e' fache Technik, die auch Laien nicht

vor Probleme stellt. Unsere »Erste Ausgabe« gestaltete sich zu einer Einführung in die Grundtechniken des Zeitungstheaters.
Ziel des Zeitungstheaters ist es, die sogenannte »Objektivität« des Journalismus zu decouvrieren: Richtig lesen lehren und lernen. Auch die korrekte, nicht entstellte Meldung kann zur Fiktion werden. Selbst wenn die Verteidiger der »Objektivität« der Presse behaupten, über ein Geschehen wahrheitsgetreu zu berichten, spielen bei der Rezeption zahlreiche steuernde Faktoren mit, von der Plazierung auf Seite i bis 8 - private Dramen, Liebesaffären gekrönter Häupter, Lottogewinne auf die erste Seite, dagegen Mißernten und Epidemien auf Seite 4, als Meldung unter vielen - bis zur Wahl der Schrifttype, zur Schlagzeile, zum Umbruch, zu Karikaturen, Grafiken. Nicht unwesentlich ist dabei die Tendenz der ganzen Zeitung: ob die Nachricht in einem konservativen oder einem progressiven Blatt erscheint. Das alles ist sattsam bekannt. Schlagzeilen machen die Siege der brasilianischen Fußbafimannschaft und nicht die Kindersterblichkeit, die in Brasilien jährlich einen neuen internationalen Rekord erzielt. Was nach »Unparteilichkeit« aussieht, ist in Wirklichkeit die Fiktionstechnik der bürgerlichen Presse. Es geht ganz einfach: Die chilenische Zeitung El Mercün'o brachte montags, auf der dritten Seite, eine kurze Meldung, in der es hieß, Streichhölzer würden in Santiago knapp. Am Dienstag stand dieselbe Meldung, ein wenig ausführlicher, auf der zweiten Seite. Und am Mittwoch lautete die Schlagzeile des Mercüiio und etlicher Zeitungen der gleichen Couleur: »Chile ohne Streichhölzer-. Im ganzen Land kam es zu Hamsterkäufen. So sieht »objektive Berichterstattung« aus. Und ihre Wirkung? Am Mittwoch abend waren in sämtlichen Tabakläden von Chile die Streichhölzer ausverkauft. Der Zweck des Manövers war es, die Unzufriedenheit mit der Regierung Allende zu schüren.
Das Zeitungstheater stellt die Realität der Fakten wieder her, indem es die einzelne Meldung aus dem Zeitungskontext herauslöst, sie ohne verzerrende Vermittlung direkt vor den Zuschauer stellt. Es zeigt gewissermaßen die nackte Wahrheit. Dem wider-

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