So ein Baum ist schon was Tolles. Wächst so vor sich hin, immer dem Licht entgegen, verliert im Herbst die Blätter und steht im Winter nackt rum, treibt im Frühjahr Blümchen und im Sommer Äpfel oder sonstige nette Früchte. Steht schön fest in der Erde, als ob ihn die Menschen-Welt überhaupt nichts anginge mit ihren Schokoriegeln, Computern, Assoziations-Blastern, Explosionen und sonstigen Scherzen. Ein Baum-Leben ist einfach Leben. Sonst nichts. Ich liebe es, im Schatten eines Baumes zu liegen und in die Blätter hinaufzuträumen, während er brav Photosynthese betreibt und mich mit Sauerstoff versorgt. Gott sei Dank, daß es Bäume gibt! Es kommt, wenn man gerade vorher noch gedacht hat »schön«. Die Sonne scheint, und wärmt ein wenig das Gesicht. Es ist kalt, aber wegen der Winterjacke ist einem warm. Es ist still im Wald, die meisten Blätter liegen auf dem Boden, nass und kein Rascheln. Der Himmel ist blau und ruhig. Man geht und fühlt sich wohl, der Tag beginnt Es ist schön, denkt man. Und dann kommen plötzlich die alten Bilder, besetzen den Blick und die Gefühle, drängen sich auf, dringen ein, und man kann noch nicht mal weiter laufen, so sehr nehmen sie ein in Beschlag. Nach Halt sucht der Blick, sucht die Bäume, zwei Möwen am Himmel, aber einen Stamm, einen Baum, und sich dann darauf konzentrieren. Man versucht tiefer zu atmen, versucht das Innerer ruhig zu bekommen, aber alles geht nur schnell in einem, die Bilder mit ihren Gefühlen, man sucht die Furchen in der Rinde, wie verläuft sie, wie tief ist sie?. Die Augen fangen an zu weinen, die Haut schwitzt kalt, alles wird kalt. Endlich sehe ich nur wieder den Baum, alles verschwindet zurück in tiefe Ebenen, wo es her kam. Der Wald vor einem ruhig, es ist still, und der Tag beginnt erst. Ich fühl mich erschöpft und hungrig. Mir ist kalt. Und mein Hund, zu lange sich selbst überlassen, ist in der Zeit weggestromert. Ich muss ihn jetzt suchen gehen.
Entspannung funktioniert nicht mehr, vielleicht sollte man eine andere Form der Entspannung lernen, aber immer wenn man tatsächlich entspannt, dann brechen Dämme und Zurückgedrängtes bahnt sich seinen Weg. Ich weiß nicht, wie man das wirklich lösen kann. Das was man als Gegenmittel entwickelt ist Hochspannung oder Anspannung und Aktivität. Vielleicht ist das mit die Sprungfeder für viele zur kreativen Aktivität, wenn es nicht mehr zu stark ist. Diese ruhigen Glücklichen, woher sollten die auch Motivationen für Veränderungen hernehmen. Es ist also nicht grundsätzlich schlecht, etwas unglücklich oder unzufrieden zu sein, aber man strebt doch nach dem ruhigen glücklich sein. Aber nicht entspannen zu können, überhaupt nicht, dass ist schädlich »Entspannt Dich mal, tu nicht zu viel« was für ein unmöglicher Vorschlag. Wenn man es schafft, dann kommt doch das, was man versucht zu verhindern mit seiner Aktivität. Man könnte vielleicht entspannen, aber man will doch gar nicht, jedenfalls nicht mit der Konsequenz des Auftauchens der alten Bilder und Gefühle, die einen mit der Intensität einer absoluten Jetzt-Zeit übermannen. Völlig logisch, dass man auch nicht schlafen kann/konnte, dann - wenn es zu intensiv ist. Auch schlafen ist Entspannung, und die, selbst wenn der Körper nicht mehr anders kann, wird fast unmöglich. Es ist logisch, so kompliziert ist auch das Gehirn nun wieder nicht, aber der Ansatz damit umzugehen ist nun doch nicht wieder so einfach.
So, und nun weg damit.
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