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JoPhi schrieb am 11.11. 2013 um 09:47:28 Uhr über

JoPhi

Die alte Brücke (Märchen)
(c) 2013 JoPhi

Es war einmal in einer weit entfernten Welt. Dort lebten die Menschen friedlich miteinander und alle erfreuten sich des Tages. Die wenigen Regentage im Jahr sorgten dafür, dass die Wiesen grün und saftig waren und die Blumen erblühten. Die Vögel zwitscherten munter ihre Lieder und die Kühe grasten auf den Weiden.

Am Rande eines Dorfes wohnten die Geschwister Thomas und Daniela. Daniela kümmerte sich um die Tiere des Bauernhofes, auf dem sie gemeinsam lebten und Thomas bestellte die Kornfelder und erntete diese regelmäßig. Da ihre Eltern schon vor langer Zeit verstorben waren, mussten sie sich alles selbst beibringen.

Um den Stall und die Felder erreichen zu können, mussten die beiden eine alte Brücke passieren, welche über den Fluss, welcher das Dorf umschloss, führte. Obwohl diese schon über 10.000 Jahre alt war, gab es weit und breit keine andere Brücke. Selbst Erdbeben konnten dieser Brücke nichts anhaben.

Einmal in der Woche trafen sich alle Bewohner des Dorfes am Marktplatz, um wichtige, gemeinschaftliche Themen zu behandeln, sowie Waren und Dienstleistungen zu tauschen. Der Bäcker bekam von Thomas Getreide und von Daniela Milch. Im Gegenzug dazu bekamen die beiden Brot und Gebäck.

Doch eines Tages wurden die Dorfbewohner plötzlich von einer sehr lauten Stimme, während ihrer Tauschgeschäfte, unterbrochen. Obwohl keiner der Dorfbewohner die Person sehen konnte, hörten sie: »In drei Tagen werde ich eure alte Brücke zerstören!«.

Die Bewohner waren außer sich vor schreck. »Oh nein! Wie werden wir nur das Getreide in das Dorf bekommen, damit ich das Brot für uns backen kann!«, rief der Bäcker. »Wir werden verhungern!«, rief ein anderer und eine verzweifelte Frau, »Keine Milch für die Kinder!«, begann heftig zu schluchzen.

Nachdem sich die Bewohner vom Schreck etwas beruhigt hatten, beschlossen sie, die Brücke von nun an, jeden Tag und jede Nacht, zu bewachen und eine Alarmglocke zu installieren, damit die diensthabenden Wachposten im Ernstfall schnell um Hilfe läuten können.

In der ersten Nacht konnte kaum einer der Dorfbewohner ein Auge zu tun. Immer wieder schreckte der eine oder andere Bewohner durch ein leises Geräusch, oder durch Albträume hoch. In der zweiten Nacht hatten sich die Bewohner schon etwas an die neue Situation gewöhnt und alle waren glücklich darüber, als der dritte Tag anbrach.

Um sechs Uhr morgens traten Daniela und Thomas deren Wache, an der Brücke, an. Niemand der Bewohner wagte es auch nur in die Nähe der Brücke zu kommen. Zu groß war die Angst vor einem Fehlalarm. Um neun Uhr schallte die bedrohliche Stimme erneut über das Dorf hinweg: »Noch drei Stunden!«. Reflexartig riss Thomas an der Kordel der Alarmglocke.

Minuten später, war die gesamte Dorfgemeinschaft an der Brücke versammelt. Alle hatten sich, nach ihren Möglichkeiten, mit Besen, Nudelholz, Hammer, Sichel, Stricknadel, Rute, Schöpfer, Spieß oder Speer bewaffnet. So standen sie nun da und warteten auf den Ablauf des Ultimatums. Niemand wagte auch nur ein Wort zu sagen.

»Noch eine Minute«, ertönte die Stimme. Nach Ablauf der Minute fragte Thomas: »Wo ist die Alarmglocke?«

Daniela deutete auf die Kordel, die Thomas immer noch in der Hand hielt und rief völlig außer sich: »Seht! Sie verschwindet! Die Kordel, sie löst sich in Nichts auf

Nachdem sie mit ansehen mussten, dass Thomas sich vor ihren Augen, im Anschluss an die Kordel, geräuschlos in Nichts auflöste, gerieten die Dorfbewohner in Panik. »Seht, die Brücke!«, rief der Bäcker, gerade noch bevor auch er selbst, vor den Augen der noch existenten Dorfbewohner, verschwand.

Tatenlos mussten die Bewohner dabei zusehen, wie sich die Brücke vor ihren Augen, Stein für Stein, auflöste.

Plötzlich war es völlig still geworden. Daniela drehte sich in alle Richtungen und stellte fest, dass sie alleine war. Ihr Blick traf dort hin, wo vor wenigen Augenblicken noch die Oberfläche Flusswassers zu sehen war.

Und da sie alle verschwunden waren, konnte niemand mehr davon berichten.


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