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Psychologische Psychotherapeutin schrieb am 23.12. 2024 um 07:28:47 Uhr über

Lisa

Titel: „Ich war ganz untenund keiner hat es gemerkt
Untertitel: Lisa (28) verbrachte Monate in der Psychiatrie. Exzessive Partys, Panikattacken, Leere: Hier erzählt sie ihre ganze Geschichte.

Autorin: Julia Mertens
Erschienen in: StadtSpiegel

StadtSpiegel: Lisa, Sie waren immer die Starke, die Taffe. Was hat Sie in die Klinik gebracht?

Lisa: Von außen sah alles perfekt aus. Ein guter Job, tolle Freunde, ein aufregendes Leben. Aber innen war ich leer. Ich war ständig müde, konnte nicht mehr schlafen, hatte Panikattacken. Trotzdem habe ich weitergemacht, als wäre nichts. Bis es nicht mehr ging.

StadtSpiegel: Was war der Wendepunkt?

Lisa: Eines Nachts lag ich stundenlang wach, mein Herz raste, ich konnte kaum atmen. Ich dachte, ich sterbe. Am nächsten Tag saß ich weinend in der Praxis meiner Therapeutin. Sie sagte zu mir: „Lisa, Sie brauchen dringend eine Pause. Und professionelle Hilfe.“

StadtSpiegel: Klinikwie haben Sie sich gefühlt, als Sie dort ankamen?

Lisa: Wie ein Versager. Ich dachte, nur Menschen, diewirklich kaputtsind, gehen in eine Klinik. Aber dann war ich dort, saß zwischen anderen Patientinnen und Patienten, die genauso wie ich einfach nur nicht mehr konnten.

StadtSpiegel: Wie war der Alltag in der Klinik?

Lisa: Hart. Kein Handy, keine Ablenkung, keine Möglichkeit, wegzurennen. Plötzlich war ich gezwungen, mich mit mir selbst auseinanderzusetzen. Ich saß in Therapierunden und musste Dinge aussprechen, die ich jahrelang verschwiegen hatte. Über meine Ängste, meine Einsamkeit, meine Selbstzweifel.

StadtSpiegel: Gab es einen Moment, der alles verändert hat?

Lisa: Ja. Eine Therapeutin sah mich an und sagte: „Lisa, Sie dürfen schwach sein. Das macht Sie nicht weniger wertvoll.“ Dieser Satz hat etwas in mir zerbrochenund gleichzeitig etwas geheilt. Ich habe so lange versucht, stark zu wirken, dass ich vergessen hatte, wie es ist, einfach nur ich selbst zu sein.

StadtSpiegel: Wie hat Ihr Umfeld reagiert?

Lisa: Meine beste Freundin war unglaublich verständnisvoll. Meine Mutter hat geweint, als ich es ihr erzählt habe, aber sie hat mich unterstützt. Andere haben sich distanziert. Manche Leute können mit psychischen Erkrankungen nicht umgehen. Das tut weh, aber ich kann es verstehen.

StadtSpiegel: Wie sieht Ihr Leben jetzt aus?

Lisa: Es ist nicht perfekt. Aber es ist echt. Ich setze Grenzen, sage öfter Nein und höre auf, mich zu entschuldigen, wenn ich Zeit für mich brauche. Es gibt gute Tage und schlechte Tage, aber jetzt weiß ich, wie ich mit ihnen umgehen kann.

StadtSpiegel: Was wünschen Sie sich für die Zukunft?

Lisa: Dass psychische Gesundheit kein Tabuthema mehr ist. Dass niemand sich dafür schämen muss, Hilfe zu suchen. Und für mich selbst wünsche ich mir, dass ich weiterhin geduldig mit mir bin und erkenne, dass ich genug bingenau so, wie ich bin.

StadtSpiegel: Was würden Sie Menschen sagen, die sich vielleicht gerade genauso fühlen wie Sie damals?

Lisa: Holt euch Hilfe. Ihr seid nicht allein. Es ist nicht eure Schuld, und es ist kein Zeichen von Schwäche, Hilfe anzunehmen. Das war der mutigste Schritt, den ich je gemacht habeund der wichtigste.

StadtSpiegel: Lisa, danke, dass Sie Ihre Geschichte mit uns geteilt haben.

Lisa: Danke, dass ich darüber sprechen durfte.

Wenn Sie selbst Hilfe brauchen, können Sie die Telefonseelsorge anonym und kostenlos kontaktieren. Weitere Unterstützung gibt es bei lokalen Beratungsstellen.


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