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Stöbers Greif schrieb am 27.1. 2000 um 11:57:52 Uhr über

Märchen

Für Liamara und alle anderen, die Märchen mögen:

Der König von Pietrasecca hatte seine Gemahlin verloren und lebte als Witwer. Da setzte ihm der böse Geist den Floh ins Ohr, er solle Penta, seine eigene Schwester, zur Gattin nehmen. Daher rief er sie eines Tages zu einer Aussprache unter vier Augen zu sich und sagte zu ihr: »Liebe Schwester, es geziemt sich nicht für einen urteilsfähigen Mann, das Gut, das er unter dem eigenen Dache hat, aus dem Hause zu lassen, ganz abgesehen davon, daß man nicht wissen kann, was einem zustößt, wenn man seinen Fuß zu fremden Leuten lenkt. (Klingt doch ganz vernünftig, oder? SG.) Über diesen Punkt habe ich gründlich nachgedacht und bin endlich zu dem Entschluß gekommen, daß ich dich zur Gattin nehmen will. Du bist eine Frau nach meinem Herzen, und ich kenne deine Gemütsart genau. Sei darum einverstanden, mit mir diese Intarsienarbeit, diesen Geschäftsvertrag, dieses uniantur acta, dieses misce et fiat potum (Da hilft die Asterix-Lextüre schon wieder ein bißchen weiter! SG.) zu machen, dann werden wir beide herrlich und in Freuden leben.« (Da hatte der Gute aber die Rechnung ohne die Wirtin gemacht! SG.)
Als Penta diese mißtönende Melodie vernahm, geriet sie außer sich und wurde abwechselnd bleich und rot. Denn sie wäre niemals auf den Gedanken gekommen, ihr Bruder könnte derartige Unsinnigkeiten ausdenken und versuchen, ihr ein paar faule Eier zu geben, während er selbst hundert frische nötig hatte. Eine Zeitlang stand sie starr und stumm und dachte darüber nach, welche Antwort sie auf einen so unverschämten und ungereimten Vorschlag geben sollte. Endlich aber warf sie die Last der Geduld ab (Oh, wie ich diese Erleichterung kenne! SG.) und sprach: »Wenn du auch den Verstand verlieren magst, so will ich doch nicht mein Schamgefühl verlieren. Ich wundere mich, daß du derartige Vorschläge über deine Lippen kommen läßt. Denn wenn du es nur im Scherz gesagt hast, so sind es Eseleien, wenn im Ernst, so stinken sie nach dem Ziegenbock. (So schimpfte sie noch eine Weile weiter. Weil mir schon die Arme vom tippen lahm werden, lasse ich jetzt diese und jene Rede aus und nehme den Faden erst wieder auf, wo Penta heftiger wird, SG.) Wo leben wir denn eigentlich? Bei den Hottentotten? Bin ich deine Schwester oder in Öl gekochter Käse? Räum dir das Oberstübchen auf, wenn dir dein Leben lieb ist, und laß dir nicht noch einmal Worte aus dem Munde schlüpfen wie diese. Sonst werde ich etwas tun, was du nicht für möglich hältst!« (Die kluge Penta sagte aber nicht was und ich denke, der König hat sich hernach, so wie zum Beispiel jetzt ich, ganz schlimme Dinge vorgestellt. SG.)
Nach diesen Worten eilte sie, wild empört, in ihre Kammer und schloß sich ein, verriegelte die Tür und zeigte sich dem Bruder nicht mehr einen ganzen Monat lang. Der unglückselige König aber, der mit eherner Stirn (? SG.) sein unnatürliches Gelüsten hatte stillen wollen, fühlte sich beschämt wie ein Kind, das ein Krüglein zerbrochen, verwirrt wie eine Köchin, der die Katze ein Stück Fleisch weggetragen hat.
Am Ende dieser Zeit wurde Penta erneut vom König vor das Steueramt seiner zügellosen Lüste geladen.

(Jetzt habe ich endgültig den Schreibkrampf gekriegt. Entweder, ihr kennt das Märchen von Penta schon sowieso oder ich erzähl es euch bei Gelegenheit weiter oder ihr denkt euch selber einen hübschen Schluß aus!SG.)


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