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masXin schrieb am 13.2. 2018 um 09:41:54 Uhr über

feinfrosterbsen

morgen Abend am 14. Februar 2018 auf der ARD gezeigt wird, ist eine Ansammlung all dessen, was den deutschen Film so schlecht macht. Schon das Drehbuch ist katastrophal unausgegoren und sollte den Autoren Gabriela Zerhau, sowie Eva und Volker A. Zahn um die Ohren gehauen werden. Sie schaffen es nicht, die Protagonisten mit Leben zu füllen und lassen sie stattdessen Sätze aufsagen, die kein Menschen wirklich sprechen würde.

Statt eines Ehepaars mit Kindern, lernen wir einen Mann, eine Frau und zwei Kinder kennen, die nur aus einem einzigen Grund zusammen sind: Weil es den Film gibt. Vier Menschen tun so, als wären sie eine Familie. Es ist ein Schauspiel der schmierigsten Sorte. Dabei können die Darsteller nichts dafür, denn sie müssen so abgrundtief schlechte Dialoge sprechen, dass selbst der beste Schauspieler daraus keine Kunst machen könnte.

Der Film beginnt mit einer Frau, die im Fernsehen sieht, wie in einem Deutschland der Zukunft eine rechtsradikale Regierung mit Gewalt und Unterdrückung regiert. Im Fernsehen ist die Stimme des deutschen Kanzlers dieser Zukunft zu hören. Seine Worte sind in abgewandelter Form einer Rede von Adolf Hitler entnommen, die er am 8. November 1942 hielt: „Sie haben mich immer als Propheten ausgelacht. Von denen, die damals lachten, lachen unzählige nicht mehr. Die jetzt noch lachen, werden in einiger Zeit vielleicht auch nicht mehr lachen.“

Der Kanzler im Film sagt: „Ja, am Anfang hat man uns noch belächelt, uns als Abschaum und Pack verhöhnt, aber wo sind die Zweifler jetzt?“
Provinztheater zur Primetime

Der Regisseur Kai Wessel lässt den deutschen Kanzler der Zukunft stimmlich so sehr wie Hitler sprechen, dass es peinlich ist. Kein Provinztheater hätte die erste Szene des Films dilettantischer umgesetzt. Wer glaubt, der Faschismus des 21. Jahrhunderts würde wie der Faschismus des 20. Jahrhunderts klingen, hat nicht nur keine künstlerische Phantasie, sondern macht sich der Verharmlosung aktueller faschistoider Strömungen schuldig.

Bei einer so grobschlächtigen Inszenierung wundert es nicht, dass sich zwischen der Frau und ihrem Mann gleich zu Anfang des Films dieser grottenschlechte Dialog entwickelt:

Frau: Was ist denn passiert?
Mann: Ich bin einer Bürgerbrigade in die Quere gekommen. Sarah, ich bin denunziert worden. Ich muss weg. Ich steh schon auf der Liste.
Frau: Was?
Mann: Die Verhaftungen gehen heute Nacht noch los. Wegen dieser Enteignungsgeschichte. Ich muss sofort weg. Ich geh nicht noch mal ins Gefängnis. Nochmal lassen die mich da nicht raus.
Frau: Warum hast Du mich nicht angerufen?
Mann: Ich musste mich um die Reise kümmern. Es geht ein Frachter morgen Nachmittag Richtung Kapstadt von Hamburg und der nimmt Leute mit.
Frau: Das schaffen wir nicht. Das ist viel zu kurzfristig.
Mann: Nein, nein, ich geh vor. Und wenn alles organisiert ist, dann hol ich Euch nach. Wie wir es versprochen haben.
Frau: Aber das war, bevor Peters ganze Familie verhaftet wurde, nur weil er versucht hat, das Land zu verlassen.

Der ganze Dialog dient einzig und allein der Informationsvergabe an den Zuschauer, was der denkbar armseligste Grund ist, seine Figuren reden zu lassen. Den Autoren ist das Schaffen einer lebendigen Situation egal. Er werden keine Gefühle transportiert. Die Figuren dienen lediglich als Vehikel der Ideen der Autoren. Sie sind bloßes Mittel zum Zweck. Die Autoren behandeln die Figuren ihres Films als Mittel, nicht als Menschen. Einen größeren Fehler können Drehbuchautoren nicht begehen.

Die Figuren im Film handeln und reden so unrealistisch, dass sie mir von Anfang an egal waren. Sollen sie doch abgeführt werden, dachte ich mir. Ist mir egal. Sie sind eh keine echte Menschen, sondern entspringen nur der schlechten Phantasie mittelmäßiger Autoren, die unter einem krankhaften Sendungsbewusstsein leiden und ihre Zuschauer erziehen wollen, statt sie zu unterhalten.


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