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Warte noch, sagte ich zu Ilyas, ich will sehen, ob der Code stimmt! Ging hinaus dann und machte die Tür zu. Welche Hitze draußen, und der Lärm, und die Haustür mit Graffiti beschmiert. Sah auch die Tastatur und siehe da, ich konnte hinein wieder. Und jetzt der Abschiedskuss.
Hat er noch ein Geld von mir erwartet? Ich suche in der Hose nach einem Schein, Ilyas aber schüttelt heftig den Kopf. Habe immerhin der Alten einen Schmuck gegeben, nichts Wertvolles, aber auch keinen Talmi, Ohrringe ein Paar im Art-Deco-Stil, welche Gerda einst gehört haben - wir haben eine ganze Schachtel voll mit derlei Kleinkram bei uns in der Garderobe, im Fall dass irgend eine kleine Gefälligkeit notwendig wird unvorhergesehenerweise.
Wie hat da diese Alte, welche den Ilyas für das Rendezvous hergerichtet hat, die Hand gleich ausgestreckt und hat zugegriffen und die Klunkerln eingesackt.
Indes, ein flüchtiger Abschiedskuss war dem Ilyas zu wenig. Er hatte nichts an, nur dieses rote Tuch umgehängt, ein Vorhangsstoff womöglich, er hat das Papier von einem Wäschepaket aufgerissen einfach und den Stoff herausgezogen, hatte auch Flipflops an den Füßen von zufällig genau derselben Farbe. Das Korsett übrigens hatte er abgelegt schon lange vorher, wobei er um meine Mithilfe hat bitten müssen. Jedenfalls war da unten in diesem rückwärtigen Treppenhaus eine besondere Stimmung, eine Abgeschiedenheit und zugleich vor der Haustür der Lärm.
Eine Unwirklichkeit. Es begann der Ilyas heftig zu atmen, schon wieder jetzt also, er schien nicht im Traum daran zu denken, dass jederzeit die Haustür aufgehen könnte.
Später dann stand ich auf der anderen Straßenseite und schaute hinüber auf das hässliche Haus, glaubte auch das Fenster erkennen zu können, und wo der Ilyas also sein Zimmer hat. Im Parterre muss vor langer Zeit ein Lokal gewesen sein, es war da eine verblasste Aufschrift »BAR CELONA«.
Ging dann die Straße hinab, geh zweimal links, sagte ich mir, dann bist du wieder da, wo du hinein bist ursprünglich. Es ist mir nicht gelungen. Drin war es wie ein Traum, und draußen jetzt wieder. Es kommt praktisch nie vor, dass ich einen Passanten nach dem Weg fragen muss. »Richtung Schottentor will ich.« Wo ich mit dem Ilyas verabredet war nämlich, beim dortigen Kepabladen. Schottentor war diesem Passanten durchaus bekannt. Aber wie erklären. Er hat mich zweifelnd angeschaut. »Na, die grobe Richtung nur, das genügt!«
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