Einige überdurchschnittlich positiv bewertete
Assoziationen zu »Donnerstagsbeichte«
masXin schrieb am 25.2. 2018 um 10:31:28 Uhr zu
Bewertung: 14 Punkt(e)
Wir inspizierten den größten Raum in Gerdas Wohnung, den Salon nämlich, auch stellte sich Adrian, mein Donnerstagsbub, bald an das Rednerpult und begann laut vorzutragen, was man eigentlich nur leise und nicht öffentlich bereden sollte. In diesem Sinn rief ich ihm zu. Adrian begriff sogleich und sprach unhörbar leise weiter und behalf sich mit pantomimischer Verdeutlichung. Unterdessen entdeckte ich im rückwärtigen Bereich ein Regal mit Schallplatten, sowie auf dem Regal, unter einem Tuch verborgen, einen Plattenspieler. Indem für ihn Technisches doch das Allerinteressanteste ist, war Adrian sofort zur Stelle, und es gelang uns in kürzester Zeit, Verstärker und Lautsprecher aufzufinden und mit dem Plattenspieler zu verkabeln, auch griff sich Adrian irgendeine Schallplatte heraus, es war Smetanas Moldau und andere populäre Stücke. Da aber übernahm ich ganz das Kommando, indem Adrian Schallplatten ganz unbekannt sind, und legte in übertriebener Vorsicht die Platte auf, auch musste die Nadel von Hand aufgesetzt werden.
Wie Gerda hereinkam bald darauf und ganz hingerissen war, sogar sprachlos gegen die Wand sich lehnen musste, indem schallend laut die Moldau erklang und Adrian und ich tanzten und umschlungen im Kreis uns drehten. Und wie Adrian formvollendet (nie hatte er Tanzstunde und dergleichen notwendig gehabt) die Gerda zum Tanz aufforderte dann.
masXin schrieb am 29.6. 2018 um 15:36:17 Uhr zu
Bewertung: 15 Punkt(e)
Ja gibt es denn Sachen, die ich nicht hören darf, und trotzdem musst du sie mir berichten? Musst abwarten jedes Mal, bis ich eingeschlafen bin?
Weil ich ja immer alles aufschreibe grundsätzlich, sagt Adrian, schreibe ich doch auch ganze Bücher sogar, da es kann doch passieren, dass jemand das Buch kauft und darin liest womöglich.
Also, verteidige ich mich, ich verändere deine Worte immer ein wenig, und es sind ja auch erfundene Personen immer, die sie sprechen.
Er schüttelt den Kopf. Ich muss an dieser Stelle einflechten, sooft ich sage: nimm mal die Bürste, einen Kamm wenigstens! muss er nur den Kopf schütteln, schon sitzt jedes einzelne Haar exakt dort, wo es hingehört.
Erstens, so Adrian, ist alles, was er sagt, heilig, und darf nie mehr verändert werden. Und zweitens, es sind ja nicht nur so Personen! Buben immer müssen es sein bei mir, und da ist doch jedem mit ein bisserl Verstand vollkommen klar, dass er gemeint ist jedesmal und kein anderer.
Gerdas Wohnküche ist nicht geeignet für ernste Dinge, also gehen wir in unser Zimmer, greifen von den 50 Stühlen zwei, tragen sie hinüber in den Salon, wo alle paar Wochen Menschheitsfragen vorgetragen und reflektiert werden. Dieser Raum ist groß, still, und wenn die Stühle hinausgetragen sind, lädt er zu einer Andacht ein geradezu.
Dort versichere ich meinem Donnertagsbuben, dass mir viele seiner Worte heilig bleiben werden allezeit, dass sie nie verlautbart werden in irgend einer Form, indem es auch der Klang seiner Stimme ist, die seine Worte mir kostbar und unvergesslich machen.
Diese seine Stimme nah an meinem Ohr.
Natürlich will er wissen, welche Worte es gewesen sind beispielsweise. Ich nenne dieses, ich nenne jenes, erinnere auch daran, wie er „das will ich auch können!“ ausrief, welcher Ausspruch allerdings minder heilig ist und publiziert bereits. Ich meine, er hat sich an diese seine Worte erinnert sogleich, behauptet aber das Gegenteil, und was soll es denn gewesen sein, das er unbedingt hat können wollen.
Für immer in mir versiegelt also soll bleiben, was an seinen Worten heilig ist, das bekräftige ich feierlich, und wir verlassen den Salon. Die Stühle mitnehmen will ich; er sagt: lass stehen! weil er später erst sie hinaustragen will.
masXin schrieb am 11.8. 2018 um 15:41:48 Uhr zu
Bewertung: 13 Punkt(e)
Er weiß ja selbst nicht recht, wie und wo, mein Donnerstagsbub. Ein Zimmer für sich hätte er schon gern, bei seinem Vater nämlich, aber mit dem Essen wiederum ist da ein Problem, er muss alles selbst besorgen, indem der Vater ganz patschert ist, was Essen angeht, und einen Papp anrichtet in der Küche meistens, immer eigentlich.
Unsere Gerda ist da eben unübertroffen. Ist überhaupt eine sehr Aufmerksame, ich kann ihr doch nicht vorwerfen, dass sie mir nicht alles berichtet stantepede, was ich ja selbst auch hätte bemerken können, die Sache mit dem Schlüssel meine ich. Wie hat er immer Sturm geklingelt an der Wohnungstür! indessen aber selbst geöffnet und ist hereingekommen.
Neulich aber, war es nicht Dienstag erst? wo er kurz nur geklingelt hat, und warten hat müssen, bis Gerda ihm aufmacht, indem er ihr die Schlüssel zurückgegeben hat vor geraumer Zeit bereits.
Habe es doch auch gehört, das schüchterne Klingeln, hätte alles sofort begreifen können, indes, begriffen habe ich viel später erst. Ergriffen hat es mich, so müsste ich sagen, als ein plötzlicher Schmerz.
masXin schrieb am 12.1. 2018 um 14:11:21 Uhr zu
Bewertung: 13 Punkt(e)
So ließ ich denn, wohlversorgt wie ich nun bin, die gestrige Donnerstagbeichte ausfallen. Hingegangen wenn ich wäre, hätte ich mich kaum zurückhalten können, und geradeswegs mein Glück allen gebeichtet, was nur allzubald wäre zu bereuen gewesen sicherlich. Andrerseits hatte ich mich zwar keiner Beichte, aber doch einer Inquisition zu unterziehen, indem eine Tante meines Donnerstagsbuben Adrian (nun kenne ich ihn schon über eine Woche!), welche ich bereits am Sonntag kennenlernen durfte (Fußball-Match FC Torpedo, Mittelstürmer Adrian), ihres Neffen neuen Wohnsitz aufsuchte. Genauestens hat die Bianca, so der Name, die Wohnung meiner Hausherrin Gerda inspiziert, (Adrian selbst war noch in der Schule). Anfänglich sehr kühl gegen Gerda. Später, am Küchentisch beim Häferlkaffee, fast herzlich.
Dann fiel ihr ein, dass das Schlafzimmer noch gar nicht kontrolliert worden war. Zum Glück hatte ich inzwischen dort einiges noch zurechtgerückt, insbesondere die Kopfkissen weiter auseinander geschoben, und Adrians ganz neue Kadetten-Uniform ins rechte Licht gerückt.
Tante Bianca ließ noch eine mit allerlei gefüllte Tasche für Adrian zurück und versprach, in Zukunft öfters nach dem Rechten zu sehen.
»Aber bitteschön, meine Liebe, herzlich gern!« sage Gerda in schöner Betonung, aber mit missmutigem Gesicht, indes, Bianca war schon draußen und sah nicht zurück.
masXin schrieb am 29.8. 2018 um 12:44:38 Uhr zu
Bewertung: 16 Punkt(e)
Überraschenderweise hat sich Herr Purpur am Montag die langen Haare abschneiden lassen, sogar den wilden Bart ganz abrasieren. Nun sieht er erheblich jünger aus, wie Anfang sechzig etwa.
Und hat jetzt einen Zweireiher aus dem Nachlass eines der Ehegatten unserer Obfrau Gerda anprobiert. Indem er heute abend beim Mittwochssalon das Thema »Rebellion« angehen wird, findet er es unpassend, ja lächerlich, in dieser dem Publikum ohnehin schon viel zu lange vorgeführten Gestalt eines Rebellen aufzutreten. Den Schlips allerdings, den Gerda ihm aufzwingen will, verweigert er, auch hat er sich seit Montag nicht wieder rasiert. Erklärung: es gibt das Phänomen der Rebellion gegen die Rebellion, was er heute Abend noch näher erläutern will.
Mir hat Purpur aufgetragen, rechtzeitig, das heißt 17 Uhr, eine gewisse Susanne »Susu« Chelmsford persönlich abzuholen und zu unserem Salon zu begleiten. Habe ich sie nicht einst einen »Knaben mit Busen« genannt. Daran hätte mich Purpur gar nicht erinnern müssen. Es ist lange her, inzwischen muss Susu schon dreißig sein mindestens. Gerne werde ich sie abholen und um sie herumscharwenzeln, wenn es auch gegen meine innerste Natur ist.
Indes, ich weiß von Gerda, dass Ilyas, welcher beim Anrichten und Servieren unseres Buffets aushelfen wird (indem unser Donnerstagsbub bei seinem Vater wohnt momentan) hier bei uns im Rennweg übernachten und bei mir schlafen will. Darum gebeten hat er, und Gerda hat es ihm gestattet.
masXin schrieb am 2.7. 2018 um 12:29:29 Uhr zu
Bewertung: 13 Punkt(e)
»Indem ein Bub in seinem Alter nicht alles zur Sprache bringt, gar reflektiert, es sei denn etwas dem spontanen Fauchen oder Schnurren eines Katers vergleichbares...«
- das habe ich, gar nicht lange her, behauptet, und bin nun einigermaßen beschämt.
Hat nicht, erstens, Hochleitner, der Deutschlehrer, Adrians Aufsätze besonders gelobt seinerzeit?
Und zweitens - dass ich darauf ganz vergessen habe! - durfte ich selbst doch erleben, wie mein Donnerstagsbub übersprudeln kann vor Beredsamkeit, und zwar in ganz klaren Worten, indem ich ihm ein einziges Mal einen einzigen Zug erlaubt habe an meiner Geheizten, einer mit Cannabis angereicherten Zigarette also.
Nun hat er doch neulich in der Nacht, nur aus einem überfließenden Herzen heraus, so schön gesprochen wiederum! Hat auch aus einem Buch von mir zitiert, den Memoiren eines Neffen, zu meiner allergrößten Überraschung, indem ich selbst kein Exemplar davon mehr besitze (ich bin ein zu unbedenklicher Ausleiher von Büchern), und auch mein Buchhändler in der Garbergasse hat einen Nachdruck angefordert zum wiederholten Mal bereits. Es muss der Adrian ein Exemplar versteckt haben unter seinen Sachen, die ich aber nicht anrühren will.
masXin schrieb am 27.6. 2018 um 11:17:24 Uhr zu
Bewertung: 13 Punkt(e)
„Lass dich doch überraschen“ sagt mir mein Donnerstagsbub, indem er dieses Glücksversprechen gegeben hat für Freitag, das ist übermorgen. Und drehte mir im Bett den Rücken zu. Immerhin, indem ich von hinten den Arm um ihn legte, hielt er meine Hand fest in der seinigen ganz schön lange; war dann bald eingeschlafen. Es ist nun so mit mir, dass Vorfreude sich anfühlt wie Angst fast, ich kenne es nicht anders, indem Erwartung von etwas Schönem selten eine sichere, sondern eine ganz unsichere gewesen ist allermeistens in meinem Leben.
Hat doch Adrian Kerzenleuchter aus der ganzen Wohnung geholt und in unserem Zimmer versammelt, was mir gar nicht aufgefallen wäre, hätte Gerda mich nicht hingewiesen darauf, auch versichert zugleich, dass der Bub die Erlaubnis eingeholt habe zuvor.
Es muss damit zusammenhängen, dass unser Zimmer in der Pension Silvia in der Nacht nicht ganz zu verdunkeln gewesen ist, und ich somit die schöne Gelegenheit hatte, den wachen, den schläfrigen, den schlafenden Buben zu betrachten, bis ich selbst dann eingeschlafen bin gegen meinen Willen eigentlich.
Das muss Adrian zu denken gegeben haben, indem unsere Wohnung im Rennweg im fünften, im obersten Stock sich befindet, und folglich die Straßenlaternen tief unten hängen; selbstverständlich ist auf die Dauer Dunkelheit im Schlafzimmer nur von Vorteil.
masXin schrieb am 18.9. 2018 um 16:07:23 Uhr zu
Bewertung: 15 Punkt(e)
Donnerstagsbub Adrian erschien heute verspätet zum Mittagsmahl. Wir richten uns immer nach den Unterrichtszeiten, heute aber musste Gerda Adrians Anteil beiseite tun, um ihn dann wieder aufzuwärmen.
Nun war es so heute, dass er zum Arcadia Opera Shop gegangen ist gleich nach der Schule, wo derzeit ein Buch von mir verkauft wird. Er kennt es zwar bereits, indem Freunde von ihm, John und Alexander, darin vorkommen.
Er brachte aber jetzt eine Visitkarte mit, die, wie er behauptet, in alle Bücher eingesteckt sei! War ich nicht heute früh schon dort und habe diese nicht bemerkt! Oder sie sind inzwischen eingesteckt worden.
Auf dieser Karte will sich eine Firma bekannt machen:
De Waal
(Inh. Malte Regow)
Barnabitenstiege
WIEN
Ich muss da doch etwas erschrecken, indem ich bei einem Nachdruck meines Werks (»Marimbaphon, ein Tod in Venedig«) eine »Edition Favoriten« und als Verlagsort »Barnabitenstiege« hinzuerfunden habe.
Wir haben in Wien zwar eine Barnabitengasse, und zwar hier gleich um die Ecke, aber keine Barnabitenstiege.
Indem Adrian nur die frühere Ausgabe des Todes in Venedig besitzt, will er jetzt unbedingt noch die neue haben mit dieser Ergänzung.
»Signiert hast du ja bereits« sagt er »aber schreib mir noch eine Widmung dazu!«
masXin schrieb am 19.7. 2018 um 01:08:36 Uhr zu
Bewertung: 14 Punkt(e)
Bin hinunter indem ich mir eine mild Angeheizte gedreht habe und sehe, der Callshop ist noch auf, also hinein und Rauchen dort ist eh erlaubt. Es sind ja Ferien, der Adrian darf folglich aufbleiben so lang er will und hilft der Gerda beim Aufräumen momentan, indem wir einen Mittwochssalon hatten. Das Thema des Herrn Purpur war Dynamik und nicht Dynamit wie Gerda fälschlicherweise in den Einladungen geschrieben hat. Hätte Hofrat Dallhofer nicht protestiert und zwar kaum dass der Purpur begonnen hatte, es wäre niemand aufgefallen. Der Dallhofer ist aber Ingenieur und ist wegen Dynamit gekommen und nicht zu einem philosophischen Larifari, wie er sich ausgedrückt hat. Ist aber dann doch bis zum Ende geblieben, indem seine Ehefrau ihm ein Redeverbot erteilt hat. Er hat sich dann an unserem Buffet verlustiert. Obgleich wir zu viel angerichtet haben und zu wenig Gäste gekommen sind, ist wegen dem Dallhofer nicht 1 Canapé übrig geblieben und ich muss darauf vertrauen, dass mein Donnerstagbub, der Adrian also, mir ein paar von denen mit Greyerzer/Speck beiseitegelegt hat.
»Mein Geschäft hab ich wollen gründlich lüften diese Nacht, und er stänkert wieder alles voll.« Eine freche Goschn hat der Wladi, was der Callshopbesitzer ist. Er wird ein extra Schmattes kriegen, damit wir amikal auseinandergehen können.
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