Einige überdurchschnittlich positiv bewertete
Assoziationen zu »Donnerstagsbeichte«
masXin schrieb am 6.8. 2018 um 14:03:28 Uhr zu
Bewertung: 20 Punkt(e)
„Doch nicht Großmutter!“ so Ilyas über diese alte Dame nämlich, die ihn gesalbt und eingekleidet hatte neulich, und die meiner Meinung nach hätte seine Großmutter sein können. Nach allem, was ich erfuhr, ist sie eine Haussklavin eigentlich, indem sie vermutlich illegal in Wien lebt und ganz von des Ilyas Verwandtschaft abhängig ist. Nada heißt sie, und es ist wohl einzig Ilyas, von dem sie etwas Zuneigung erfährt, indem sie all seine Launen erträgt. Dieser hat, ganz unzusammenhängend übrigens, dies und jenes über sie und den Haushalt überhaupt mitgeteilt, wovon mir manches sehr komisch erschien, umso mehr, als er alles ganz ernst vorträgt. So ist die Nada für ganze Batterien von Tages- und Nachtcremes zuständig, derer des Ilyas empfindliche Haut bedarf, und die sachgemäß aufzutragen sie in all den Jahren immer noch nicht gelernt hat. Aber er ist nun einmal auf die Nada angewiesen, und für ihn ist sie gut genug, sagen alle immer. Ja, man hat schon gedroht, die nichtsnutzige Nada aus dem Haushalt zu entfernen und sie dorthin zurückzuschicken, wo sie herkommt, was ein ganz unbedeutendes Kaff in Ägypten sein muss, und er ist doch gelenkig genug, sich selbst überall einzucremen, womit auf eine Dienstleistung der Nada angespielt wird (das einzige, was sie wirklich gut kann, gab Ilyas zu), nämlich den Ort zu pflegen, dessen Eingang und Tiefe einem selbst nur mit Mühe und Überwindung zugänglich ist. Indem ich nicht alles sofort begriffen habe, glaubte Ilyas, ich hätte Zweifel, und sagte, was er schon ein paar Mal meinte bekräftigend sagen zu müssen: „so wahr ich meiner Mutter Sohn bin!“
masXin schrieb am 12.8. 2018 um 18:16:57 Uhr zu
Bewertung: 16 Punkt(e)
Indem wir, mein Donnerstagsbub und ich, uns mit allerlei Polyedern beschäftigen, wegen dem kommenden Schuljahr, und zwar am Küchentisch, so dass Gerda, die verständige Mitspielerin, in einem übertriebenen Mitleid den armen Buben bedauern muss immer wieder, welchem, es sind doch Ferien! der Kopf mit solchen Pallawatsch vollgestopft wird, und diese Abzählerei von Ecken, Kanten und Flächen muss ein Ende haben, indem jetzt das Abendbrot angerichtet wird. Dabei bin ich mit dem Adrian zum Eulerschen Polyedersatz noch nicht andeutungsweise vorgedrungen, und wir müssen die Papiere mit den teilweise aufwendig skizzierten Körpern - Würfel und Pyramiden hauptsächlich, aber auch einem Dodekaeder - notgedrungen beiseite packen.
Begeistert würde ich nicht sagen, aber doch angeregt war er, mit roten Backen, mit sogar einigen Schweißtropfen auf der Stirn. Ist da nicht eine schöne Nähe gewesen fast eine Stunde lang. Ist da nicht ein schöner Vorrat von Dingen, von denen er noch nichts weiß, und ist da nicht in ihm eine leicht entflammbare Wissbegier.
Das ist mehr als genug, sagt mir eine innere Stimme, da ist doch anderes eher unwichtig, ob er nun hier im Rennweg wohnt oder bei seinem Vater, obwohl, so ein Essen wie hier kriegt er bei seinem Vater nicht, wie Adrian soeben sehr glaubhaft bemerkt.
masXin schrieb am 29.4. 2018 um 22:18:23 Uhr zu
Bewertung: 16 Punkt(e)
Als Adrian gestern spät in der Nacht, oder war es Sonntag bereits? zurückkehrte, war eine Verstimmung spürbar, die mit dem Zusammmensein mit John und Alexander zu tun haben musste, und nicht mit der Auseinandersetzung am Samstag morgen, indem ich nach dem Frühstück im Rennweg mit Adrian spazierend und die freundliche Sonne genießend, geraucht hatte. Einen Joint wäre zuviel gesagt, es war eine selbstgedrehte Zigarette mit einer ganz unbedeutenden Anreicherung. Einen Zug nur, nicht mehr, hatte ich meinem Donnerstagsbuben gestattet, aber er hatte bei ihm einen Redestrom ausgelöst, dem ich kaum gewachsen war.
Sehr spät also kam er zurück, etwas polternd, was sonst seine Art nicht ist. Verschwand im Badezimmer, für nicht sehr lange. Und da war dieser mir vertraute Geruch an ihm nach einem gewissen Krem aus der Carolus-Apotheke. Und er schlüpfte zu mir ins Bett.
Wir hatten diese Sache noch nie zuvor geübt, nur beredet, und ich hätte so gern mich selbst vorbereitet, und zwar gründlich, vor allem auch mich mit dem Carolus-Krem versehen.
Nun war, was ich gern festlich und feierlich, weil zum ersten Mal, vollzogen hätte, ein heftiges und auch schmerzhaftes Erlebnis geworden. Was ich stöhnend verlautbaren musste und keineswegs verschweigen.
So schlimm war es auch wieder nicht! versicherte ich bald danach meinem ganz kleinlaut gewordenen Buben, und wir begaben uns ins Badezimmer. Säuberten uns, und nun bereitete ich mich für ein eventuelles zweites Mal vor, und zwar mit aller Sorgfalt. Wie bald wurde aus der Eventualität eine sichere Gewissheit!
Nun bat ich ihn, alles Ungestüm abzulegen. Es sich nach Einbringung auf mir bequem zu machen. Alles dem Lover und dessen rückwärtiger Muskulatur zu überlassen und der Beweglichkeit seines Beckens.
Hat es eine halbe Stunde gedauert womöglich, wenigstens zwanzig Minuten? Eine selige Ewigkeit jedenfalls, bis er derb meine Oberarme packte, mich wieder in dieselbe Stelle biss, am Nacken links (würde er doch rechts beißen endlich einmal, damit links ausheilen kann).
Tränen der Dankbarkeit? Tränen jedenfalls rannen meinen Hals entlang.
Und dass nach dieser Nacht, dass nach einem schönen Frühstück alles gelöst würde, was noch ungelöst war, da waren wir ganz zuversichtlich.
masXin schrieb am 21.2. 2018 um 14:59:28 Uhr zu
Bewertung: 16 Punkt(e)
Bei Hausaufgaben braucht Adrian, der Donnerstagsbub, so gut wie nie Hilfe, gestern aber meinte er, Gleichungen mit zwei Unbekannten seien ihm eine ärgerliche Sache.
Wir setzten uns also hin, und indem ich auf unserem Schreibtisch etwas Ordnung schaffte, dachte ich mir eine Übungsaufgabe aus. Heute ist dein Alter ein Drittel von meinem, erklärte ich ihm. Wenn du dereinst doppelt so alt bist wie heute, dann bist du nur noch halb so alt wie ich.
Indem ich also ein Papier mit Algebra bedeckte, »x« sei das das Alter von mir, Xaver, und »a« sei das von ihm, Adrian, indem ich also rechnete und rechnete, schaute Adrian gar nicht hin, schaute mich nur an und hatte den Mund geöffnet und machte Spielereien mit seiner Zunge die ganze Zeit.
Sollte ich mich darüber ärgern? Ich unterbrach die Algebra, wir gingen hinüber zum Bett und widmeten uns einer Aufgabe, wo ich als Lehrmeister erfolgreich war immerhin insofern, als Adrian gelernt hat, dass die schnellste Bewältigung bei weitem nicht die schönste ist.
Danach bat er mich, ihn für heute mit unsinnigen Matheaufgaben zu verschonen. Für heute nur? Nein, für immer.
masXin schrieb am 29.8. 2018 um 12:44:38 Uhr zu
Bewertung: 16 Punkt(e)
Überraschenderweise hat sich Herr Purpur am Montag die langen Haare abschneiden lassen, sogar den wilden Bart ganz abrasieren. Nun sieht er erheblich jünger aus, wie Anfang sechzig etwa.
Und hat jetzt einen Zweireiher aus dem Nachlass eines der Ehegatten unserer Obfrau Gerda anprobiert. Indem er heute abend beim Mittwochssalon das Thema »Rebellion« angehen wird, findet er es unpassend, ja lächerlich, in dieser dem Publikum ohnehin schon viel zu lange vorgeführten Gestalt eines Rebellen aufzutreten. Den Schlips allerdings, den Gerda ihm aufzwingen will, verweigert er, auch hat er sich seit Montag nicht wieder rasiert. Erklärung: es gibt das Phänomen der Rebellion gegen die Rebellion, was er heute Abend noch näher erläutern will.
Mir hat Purpur aufgetragen, rechtzeitig, das heißt 17 Uhr, eine gewisse Susanne »Susu« Chelmsford persönlich abzuholen und zu unserem Salon zu begleiten. Habe ich sie nicht einst einen »Knaben mit Busen« genannt. Daran hätte mich Purpur gar nicht erinnern müssen. Es ist lange her, inzwischen muss Susu schon dreißig sein mindestens. Gerne werde ich sie abholen und um sie herumscharwenzeln, wenn es auch gegen meine innerste Natur ist.
Indes, ich weiß von Gerda, dass Ilyas, welcher beim Anrichten und Servieren unseres Buffets aushelfen wird (indem unser Donnerstagsbub bei seinem Vater wohnt momentan) hier bei uns im Rennweg übernachten und bei mir schlafen will. Darum gebeten hat er, und Gerda hat es ihm gestattet.
masXin schrieb am 1.7. 2018 um 08:52:51 Uhr zu
Bewertung: 16 Punkt(e)
Indem neuerdings Adrians Kameraden vom FC Torpedo Frühsport betreiben wollen sonntags immer, haben wir heute ein sehr frühes Frühstück eingenommen.
Nach Adrians Verabschiedung kam Gerda nochmals auf den Ballettabend vom Freitag zurück. Wie sie in der Pause den Gesprächen der Freunde von John zugehört hat, John zuliebe, dem sie doch die Freikarte verdankt. Seine Freunde sind wohl alle auch vom Ballett, und ehrlich, in ihrer eigenen Welt leben die ja, und selten hat sie ganz begriffen, worum es ging. Eifersüchteleien wohl meistens, indem der eine in seiner Karriere sich behindert glaubt, während ein anderer einer ganz unverdienten Beförderung verdächtigt wird. Oder geht es da um Liebschaften? Ist da überhaupt ein Unterschied? Auch die Affäre John - Alexander wurde beleuchtet. Und ein gewisser Adrian wurde einmal erwähnt - ob mit diesem mein Donnerstagsbub gemeint gewesen sein könnte? oder irgend ein anderer Adrian?
Nein danke, liebe Gerda, sagte ich, keinen Kaffee mehr. Vielleicht muss ich noch ein Stündchen ausschlafen.
Gerda: irgendwie hast du ja den Adrian richtig verliebt in dich gemacht. Das ist mir neuerdings aufgefallen. Wenn er sich von dir verabschiedet - Schule vorgestern, heute Sport - als ob es für immer wäre!
masXin schrieb am 2.7. 2018 um 12:29:29 Uhr zu
Bewertung: 13 Punkt(e)
»Indem ein Bub in seinem Alter nicht alles zur Sprache bringt, gar reflektiert, es sei denn etwas dem spontanen Fauchen oder Schnurren eines Katers vergleichbares...«
- das habe ich, gar nicht lange her, behauptet, und bin nun einigermaßen beschämt.
Hat nicht, erstens, Hochleitner, der Deutschlehrer, Adrians Aufsätze besonders gelobt seinerzeit?
Und zweitens - dass ich darauf ganz vergessen habe! - durfte ich selbst doch erleben, wie mein Donnerstagsbub übersprudeln kann vor Beredsamkeit, und zwar in ganz klaren Worten, indem ich ihm ein einziges Mal einen einzigen Zug erlaubt habe an meiner Geheizten, einer mit Cannabis angereicherten Zigarette also.
Nun hat er doch neulich in der Nacht, nur aus einem überfließenden Herzen heraus, so schön gesprochen wiederum! Hat auch aus einem Buch von mir zitiert, den Memoiren eines Neffen, zu meiner allergrößten Überraschung, indem ich selbst kein Exemplar davon mehr besitze (ich bin ein zu unbedenklicher Ausleiher von Büchern), und auch mein Buchhändler in der Garbergasse hat einen Nachdruck angefordert zum wiederholten Mal bereits. Es muss der Adrian ein Exemplar versteckt haben unter seinen Sachen, die ich aber nicht anrühren will.
masXin schrieb am 24.6. 2018 um 11:55:36 Uhr zu
Bewertung: 25 Punkt(e)
Selten zwar, aber gelegentlich doch bringe in meinen Donnerstagsbuben auf ein gewisses Thema - dem er aber beharrlich ausweicht - indem ich glaube, dass er in einem Alter sich befindet, wo noch nichts festgelegt ist für alle Zeit. Wenn es auch heißt, derlei sei von Geburt an vorbestimmt fürs ganze Leben. Altmodisch, wie ich im Grunde bin, und indem ich sein Glück will, wünsche ich, er möge eines Tages, nicht zu früh, aber zur rechten Zeit, die kongeniale Gefährtin finden und ein zahlreiche Familie gründen. Mag er auch selbst nicht in eine geradezu vorbildliche Familie hinein geboren sein.
Nun kam Adrian aber von sich aus auf dieses lebenswichtige Thema zu sprechen - indem er ohnehin alles Glaubliche und Unglaubliche aus seinem Schulalltag zu berichten pflegt - nämlich, dass der Alexander immer öfters mit eine gewissen Bettina zusammen gesehen wird. War dieser Alexander nicht mit John, dem Ballett-Tänzer an der Staatsoper, verlobt geradezu gewesen schon geraume Zeit.
Eine gewisse Unruhe hat diese Mitteilung in mir ausgelöst. Und hat einen Traum mir beschert heute Nacht, wo ich wieder einmal auf meinem »Traumschiff« mich befand, das am Donaukanal festgemacht hat, und das mir gehört offenbar. Jedenfalls scheine ich dort mich zu mehr Hause zu fühlen als irgendwo sonst auf festem Boden. Ein Ablegen und Davonfahren allerdings ereignet sich nie.
Es hatte im heutigen Traum ein anderes Schiff an der Wasserseite meines Traumschiffs festgemacht, zu meiner Überraschung, sogar Freude. Proviant wurde von der Ufermauer über mein Schiff hinweg zur »Aquarius« getragen, so übrigens war der Name des Schiffs. Nicht sehr vorsichtig übrigens, indem ich selbst mein Schiff immer sehr pfleglich behandele und keine Besucher dulde für gewöhnlich. Hin und her überlegte ich, ob ich mich freuen soll über den Besuch oder ärgern, und so bin ich allmählich wach geworden heute früh.
masXin schrieb am 18.6. 2018 um 16:43:43 Uhr zu
Bewertung: 13 Punkt(e)
Am Feldmochinger See den Minigolf habe ich ausgesucht, die Idee gehabt hat aber Adrian, der Donnerstagsbub. Auf 18 Bahnen sammelte er 60 Punkte ein, ich 68.
Ab Bahn № 15 oder 16 verschlechterte sich seine Laune zusehends, weil er sich bereits auf die Zeit danach besann, und Adrian dieses ihm widerfahrene Unglück wieder bewusst wurde, indem wir am Vormittag bei »Early« blütenweiße PUMA-Sneakers eingekauft hatten; die mit dem praktischen Drehknopf.
Hätte ich ihn nur gewarnt; er musste sie einfach anbehalten - es waren die alten Schuhe, die in die stylische Tüte gepackt wurden.
Wir sitzen in der U2 nach Feldmoching hinaus, da entdeckt er den ersten Fleck, er versucht es mit Spucke, nun reibe doch nicht, sage ich und reiche ihm ein Tempo, vorsichtig tupfen musst du. Alles vergeblich, ja weitere Flecke wurden entdeckt. Beim Minigolf wenigstens trug er die alten Schuhe wieder.
Und nun diese Laune, diese unerträglich üble Laune. Das war nicht mehr mein Donnerstagsbub.
Nahe an unserer Pension Silvia ist im Bereich eines Gymnasiums dieser Bolzplatz, wo ein Fußball gegen die Metallgitter donnert immer wieder.
Ja, spiel gerne mit! war die Auskunft - klettere nur herüber, auch wir haben alle hinübergeklettern müssen! Vier Meter hoch außen, vier Meter tief innen - wie ängstlich war ich und wollte abraten.
Nach einer Stunde hab ich ihn wieder abgeholt, jetzt war er der zufriedenste Bub der Welt. Im Badezimmer füllte er das Waschbecken mit Wasser, rührte Seife hinein. Gründlichst wurden die Sneakers bearbeitet. Und die waren, als wir spät in der Nacht vom Italiener, danach Spanier (Tapas) zurückkehrten, wieder ganz trocken und jungfräulich weiß.
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