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Peter schrieb am 25.1. 2003 um 00:47:04 Uhr über

Björk

Björk in der Deutschen Oper Berlin, 15. November 2001

Ich hatte es geahnt. Dieses Konzert wird etwas ganz Großes werden.
Ich bin emotional aufgeladen. Gespannt und in erregter Erwartung. Dann kommt Björk auf die Bühne, nimmt eine Spieluhr auf den Schoß. Es regnet Papierschnipsel. Was ich unter anderen Umständen vielleicht als vollkommen kitschig empfunden hätte, berührt mich hier zutiefst. Ich muss weinen. Das Intro geht übergangslos in die Overture von Selmasongs über. Dieses Stück ruft ganz viele Erinnerungen in meinem Kopf hervor. Dinge, die nicht in Worte gefasst werden können. Deswegen gibt es diese Musik.
Nach diesem eher reduzierten Anfang wird nun aus den Möglichkeiten der mitgebrachten Musiker geschöpft. Ein etwa fünfzigköpfiges Orchester, Zeena Parkins an der Harfe, ein Chor von vierzehn grönländischen Frauen und das Elektronikduo Matmos, die für die meist sehr organisch wirkenden Beats sorgen.
All Is Full Of Love, sie singt zum ersten Mal. Ihre Stimme ist merklich von der bereits drei Monate dauernden Welttour gezeichnet. Aber im Laufe des Abends spielt das keine Rolle mehr. Sie flüstert oder schreit, alles glasklar. Kriecht ins Ohr.
Björk spielt Songs von jeder Platte. Venus As A Boy und Play Dead von Debut oder unter anderem Possibly Maybe von Post. Aber in erster Linie natürlich die Songs ihres neuen Albums Vespertine. Diese werden am Ehesten „werktreu“ wiedergegeben, denn die an den Aufnahmen Beteiligten befinden sich auf der Bühne. Trotz dieserWerktreuebleibt aber viel Raum für Björks stimmliche Improvisationen. Gestützt von den für sie typischen rhythmischen Armbewegungen, scheint sie ihre Stimme in jeden Winkel lenken zu können. Und die anderen folgen ihr.
Immer wieder wechselt die Dynamik. Stücken von wunderschön arrangierter Komplexität folgt die Reduktion. Björk steht neben der Harfenistin und singt Generous Palmstroke. Stille im Publikum. Man glaubt an etwas ganz Intimen teilnehmen zu dürfen. Vorher hatte sie bereits den Song Isobel allein mit dem Orchester gesungen. Es gibt sicherlich keine anderen Musiker, die sich derart innovativ zwischen den unterschiedlichen Genres bewegen können. Björk kann das, weil über allem immer ihre einzigartige Stimme liegt. Und der Einsatz der MittelHarfe, Orchester, Chor und die elektronischen Beatssind keinesfalls Anbiederungen an ein Genre. Der Songs scheint diese musikalischen Elemente zu fordern. Hier wird nichts um seiner Selbstwillen eingesetzt.
Der Abend in Berlin war ein wundersamer, 3 Stunden dauernder Moment. Obwohl 2000 Menschen im Raum waren und knapp 75 Musiker auf der Bühne, fühlte es sich so an, als wäre man mit allein Björk in einem kleinen Raum. Man konnte spüren, wie sich die einzelnen Menschen im Publikum in kleine Kokons verkapselten und für die Dauer des Konzertes in eine andere Welt verschwanden.

Setliste:

1.Frosti
2.Overture
3.All is full of love
4.Harm of will
5.Undo
6.Not up to you
7.Hidden Place
8.Cocoon
9.Unison
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10.You´ve been flirting...
11.Isobel
12.Pagan Poetry
13.Palmstroke
14.Possibly Maybe
15.Venus as a boy
16.Hyperballad
17.Bachelorette
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18.Joga
19.Play Dead
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20.Our Hands




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