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Die Leiche schrieb am 19.6. 2009 um 16:00:25 Uhr über

Schriftsteller

Der 1965 geborene D.I. Laych entstammt einer alten Beamtenfamilie der Oberpfalz. Laychs Vater war Oberregierungsrat im Landratsamt Cham gewesen, wo Laych auf aufwuchs. Früh interessierte sich der junge Laych bereits für die staatsphilosophischen Klassiker, verschlang Hobbes, Montesquieux und Macchiavelli, der für ihn prägend wurde. Frühe Proben seiner Kunst zeigten sich schon in der Schülerzeitung des Herzog-Maximilian-Gymnasiums in Cham, und in kleinen Glossen für Chamer Anzeiger, in der er sich spöttisch-kritisch mit lokalpolitischen Themen befasste. Obschon seine Eltern Laychs literarische Begabung unterstützten, und seinem eigenen Lesehunger nicht nur eine respektable eigene Bibliothek zur Verfügung stellten, sondern ihm auch Wünsche nach Autoren von Thomas Mann bis Arno Schmidt erfüllten. Gleichwohl entschloß sich der junge Laych zum Jurastudium, und verwies stets darauf, daß schon Stendhal die stilbildende Kraft der Jurisprudenz erkannt habe. So pendelte Laych - Zeit seines Lebens ein begeisterter Motorradfahrer - mit seiner alten, gebraucht erworbenen Boxer-BMW zwischen dem heimatlichen Cham und der Universität Erlangen. Seine »Studentenbude« lag ausserhalb der Stadt am Rande der fränkischen Schweiz im ersten Stock eines ehemaligen Altenteilshauses auf einem Bauernhof. In dieser ländlichen Abgeschiedenheit brachte Laych, dessen erste Essays unter den Titeln »Der Betrug« über die Geldwirtschaft der Nachkriegszeit und »Allgemeine Theorie der Bisexualität« bereits in der ZEIT für großes Aufsehen und eine breite öffentliche Diskussion bis in den Bundestag hinein losgetreten hatte, seinen berühmten Erstlingsroman zu Papier: »Standartenführer«, der 1987 im renommierten Suhrkamp-Verlag erschien, und anhand der fiktiven Lebensgeschichte eines radikal opportunistischen SS-Offiziers, der im Nachkriegsdeutschland zunächst als Parteisekretär in Halle, dann nach der Flucht in den Westen als Politiker in der SPD hinlegte - wobei er sich der Hauptabteilung Aufklärung sogleich wieder als »Kundschafter« zur Verfügung stellte, und schließlich als Staatsekretär mit seiner SS-Vergangenheit konfrontiert wird und scheitert, die gesellschaftlichen und politischen Verhältnisse der ersten Jahre der deutschen Republiken mit einer für die Jugend des Autors ungeheuerlich erscheinenden Bildkraft geradezu sezierte. Ein Sturm der Entrüstung erhob sich vor allem aus sozialdemokratischer Richtung, als die kongeniale Verfilmung von Ulrich Schamoni in die Kinos kam, die beim Filmfestival in Cannes 1988 die goldene Palme errang. Günther Grass und Heinrich Böll wetterten in Reden und Aufsätzen ebenso gegen Laych, wie die SPD-Vorsitzenden Vogel und Glotz. »Standartenführer« wurde bis heute in einer Auflage von 4,8 Mio Exemplaren gedruckt, und ermöglichte Laych, das Jurastudium ohne Abschluß abzubrechen, und eine Existenz als freier Schriftsteller zu begründen, die mit der monumentalen Biographie »Herzog Maximilian-Ludwig von Bayern« (1990) einen weiteren Höhepunkt erreichte. Bemerkenswerterweise schwieg Laych als Schriftsteller zu dem Jahrhundertereignis des Untergangs der DDR und der Wiedervereinigung sehr lange, bis er 1995 mit »Operativvorgang« das Tabuthema der Stasi-Offiziere aufgriff, die durch den Besitz hochbrisanter Akten und Dokumente ein mafiöses Netz quer durch die wiedervereinigte Bundesrepublik gesponnen haben. Nach dem Regierungswechsel von Helmut Kohl zum Sozialdemokraten Gerhard Schröder erfolgte mit »Die Nachhaltigen« eine ätzend-satirische Abrechnung mit den Lebenslügen der Generation der Nichtraucher, Liegeradfahrer und Mülltrenner, die Laych den hochangesehenen Heinrich-Heine-Preis der Stadt Düsseldorf einbrachte. Die Tumulte bei der Preisverleihung, die durch Demonstranten der automonen Szene mehrfach unterbrochen wurde, sind heute noch in unserer aller Erinnerung.

In seinem nunmehr vorgelegten neuesten Polit-Krimi »Soziale Verantwortung« interpretiert Laych die Ereignisse um die gescheiterte Ablösung der CDU-Regierung unter Roland Koch im Jahre 2008 durch eine rot-rote Koalition unter der damaligen SPD-Landesvorsitzenden Ypsilanti unter Bruch eines zuvor abgegebenen Wahlversprechens in radikal zynischer Sicht als ein Machtspiel von Korruption, Bestechung und persönlicher Bereicherung. Versuche von Ypsilanti, die Auslieferung des Buches durch einstweilige Verfügungen zu stoppen, schlugen fehl. Der letztlich entscheidene Bundesgerichtshof befand, daß die Person des Parteiführers Buonarotti Ypsilanti nachempfunden sei, der Vorwurf jedoch, daß Ypsilanti für den Fall des Wahlsieges und der von ihr propagierten Solarökologischen Wende in Hessen dreistellige Millionenbeträge in Form von Beteiligungen an Unternehmen der Solar- und Windkraftbrance versprochen worden seinen, sei ersichtlich fiktiv und lediglich eine von der Meinungsfreiheit und der Kunstfreiheit gedeckte allgemeine Satire auf politische Korruption, die mit der BRD von heute nichts gemein haben könne. Wir freuen uns daher, dieses neueste Meisterwerk von D.I. Laych in gewohnt exklusiver Ausstattung für nur 39,90 anbieten zu können.


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