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solarschule schrieb am 6.3. 2003 um 04:21:54 Uhr über

KeinMenschIstIllegal

Wahlkampagnen. Bei uns gibt es das auch. Das heißt dann aber nicht Rassismus, sondern Tribalismus, es ist jedoch auch eine Form von Rassismus. Und das ist gefährlich.
Mbongo-Mingi: Deshalb muß man den Leuten zeigen, daß es nicht stimmt, was die Politiker sagen. Das haben wir bei den ersten Aktionen während des Wahlkampfes auch versucht. Aber: Die Karawane hat erst nach diesen Aktionen richtig angefangen. Wir sollten uns nicht darauf beschränken, zu einem bestimmten Zeitpunkt ein paar Aktionen und Demonstrationen zu organisieren, sondern wir müssen daran arbeiten, eine Gegenmacht zu diesem rassistischen System aufzubauen.
Salifou, In München waren schon die ersten Aktionen ein Erfolg. Das lag daran, wie wir uns strukturiert haben. Bei der Rede auf der Demonstration haben wir drei Blöcke gebildet, je einen für Flüchtlinge, Migrantlnnen und einen für die Antirassistlnnen von hier. So konnten wir die verschiedenen Perspektiven darstellen, und kein bestimmtes Land wurde hervorgehoben. Und es haben deswegen sehr viele verschiedene Menschen an der Demonstration teilgenommen, obwohl das Wetter schlecht war.
MbOn90-Mingi: Du hast das Fest vergessen, Bachiri. Wir haben nach der Demonstration bis um vier Uhr in der früh gefeiert. Auch auf der Demo gab es eine besondere Stimmung. Man hat gesehen, wie emphatisch die Leute sich eingesetzt haben, um für ihre Rechte zu kämpfen.
Salifou: Für mich persönlich hat sich mit der Karawane mein Leben geändert. Ich habe viele neue Ieute kennengelernt, und wir wurden Freunde. Und wir haben zusammengearbeitet. Heute ist da noch etwas anderes als Freundschaft, mehr als Freundschaft. Das muß man auch erwähnen, denn das ist sehr wichtig.
MbOngo-Mingi: Das Thema Zusammenarbeit ist ein wichtiger Aspekt der Karawane. Die Zusammenarbeit zwischen Flüchtlingen, Migrantlnnen und AntirassistInnen. Ich lebe hier seit sechs Jahren und habe schon mit vielen Organisationen zu tun gehabt. Sie funktionieren oft so, daß die Deutschen Pläne für die Flüchtlinge schmieden. Da gibt es eine Form von Bevormun-

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dung bei vielen dieser Organisationen. An der Karawane ist das besondere: Die Zusammenarbeit basiert nicht auf Bevormundung. Da sind Leute zusammengekommen, die an die Menschenrechte glauben: Flüchtlinge, die vielleicht hierher kommen mußterl, weil sie gegen Menschenrechtsverletzungen in ihren Ländern gekämpft haben, Migrantlnnen und Antirassistlnnen, die ebenfalls an die Menschenrechte glauben. Sie sind zusammengekommen und versuchen auf gleichberechtigter Basis zusammenzuarbeiten. Das ist keine vertikale Zusammenarbeit, sondern eine horizontale Zusammenarbeit. Wir versuchen, gemeinsam Konzepte und Projekte zu entwickeln, um dem rassistischen System eritgegenzutreten. Wir sind Leute, die vor allem eines wollen: Gleiche Rechte für alle!
Salifou: Wir haben alle unsere eigenen wichtigen Probleme, aber dieses Zusammenkommen hat uns dabei geholfen, gemeinsame Bezugspunkte auszumachen. Es hat auch den deutschen Antirassisten geholfen, nachzuvollziehen, was Flüchtlinge unter Rassismus verstehen. Und gemeinsam können wir effizienter arbeiten. Nur ein Beispiel: Als ich hier angekommen bin, sind ein paar Deutsche gekommen und haben uns Kleidung und Lebensmittel in die Unterkunft gebracht. Die dachten, unser Problem sei der Hunger, aber das war nicht so. Wir hatten genug zu Essen, das Problem war mehr politischer Natur. Wenn man jemandem helfen will, ist es besser mit ihm zusammenzuarbeiten, statt alles für ihn zu machen.
Mbongo-Mingi: Das stimmt, es gibt Flüchtlingsorganisationen, in denen Leute sitzen, die an der Lösung der Probleme der Flüchtlinge arbeiten, aber nicht mit ihnen sprechen. In der Karawane ist das Gegenteil der Fall. Dies ist nützlich für die Flüchtlinge und auch für die deutschen Antirassistlnnen. Ein Vorteil ist, daß wir es gemeinsam schaffen, wirksame Öffentlichkeitsarbeit zu machen.
Salifou: Wir Togolesen haben hier schon viele Demonstrationen gemacht, aber die Presse hat sich dafür nicht interessiert. In Deutschland wird viel Zeitung gelesen und ferngeschaut. Wir haben alles versucht, unsere Probleme der Presse zu vermitteln, aber wir haben es nicht geschafft. Aber in der Karawane, zusam-

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