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Die Leiche schrieb am 14.3. 2010 um 19:56:46 Uhr über

Teilzeitjob

Die Firma in Mannheim bestand aus einem Büro in der Innenstadt - Im- und Export. Die Typen dort waren ganz normale Geschäftsleute. Als ich dort anrief, und erklärte, die Kollegen aus Zella-Mehlis hätten mir n Job angeboten, ich sollte mich an sie wenden, wurde ich prompt eingeladen. Man erklärte mir dann dort bei Kaffee und Zigaretten, daß der Ost-West-Handel ein super Geschäft wäre, und ja auch von der Regierung der BRD gewollt: »Wandel durch Annäherung«. Das würden »die Offiziellen« in Ost-Berlin zwar anders sehen, aber sie hätten auch ihre Interessen: Anschluß an den wissenschaftlich-technischen Fortschritt behalten ! Ja und mein Job wäre da so eine Art Dienstleistung am Rande: ich sollte wissenschaftliche Literatur besorgen - das wäre nämlich in der DDR verdammt umständlich, würde ewig lange dauern. »Die Offiziellen« in Ost-Berlin würden endlos herumkaspernen mit den Einfuhrgenehmigungen und der Zensur, daß nur ja nix in die DDR eingeführt wird, wo der Sozialismus schlecht bei weg kommt. Und an der Front würden sie derweil verhungern - Jahre würde es dauern, bis man auf dem offiziellen Weg bekommt, was man braucht ! Und deswegen wäre man auch bereit, was springen zu lassen, wenn man ihnen da ein bischen entgegenkäme. Es würde so laufen: ich bekäme regelmässig Listen zugeschickt, mit Büchern und Zeitschriftenartikeln, die ich kaufen oder kopieren sollte. Dafür bekäme ich eine Art Spesenkonto. Und ein, zwei Mal im Monat sollte ich nach Westberlin fahren. »Offiziell« würde ich in Mannheim ein paar Unterlagen abholen für die Niederlassung in Westberlin, und auch dort abgeben. »Das könnten wir genausogut mit der Post schickenUnd auf einem Rasthof in der DDR würde dann ein Vertreter von VEB Robotron auf mich warten, dem ich das Paket dann übergeben würde, ganz offen, kein Grund für Heimlichkeiten ! Ich würde ja nichts strafbares tun - auch nicht nach dem Recht der BRD ! Und in der DDR, an dem Rasthof - »Das hammwer unter Kontrolle«, erklärte man mir. Man kooperiere mit dem MfS, aber das nähere bräuchte ich ja wohl nicht zu wissen - oder ? Nur wenn man mich auf westdeutscher Seite kontrollieren und die Zeitschriften und Bücher entdecken würde, sollte ich sie mit nach Westberlin nehmen, einfach an der Raststätte vorbeifahren, und auf dem Rückweg auf dieselbe Raststätte auf der anderen Seite fahren - genau 1 Tag später. Und das wäre schon alles ! Es gäbe für die Literaturbeschaffung einen tausender Pauschal, und dann Fahrtgeld - jedesmal 250 Mark für die Tour: Spritgeld und Übernachtung in Berlin. Gefahren würde regelmässig Freitags, wenn ich auf der Hinfahrt meine Bücherfracht loswürde, wäre es egal, wann ich zurückfahre, könnte gerne ein paar Tage in Westberlin bleiben ! Ich unterschrieb ein paar Verträge, ging mit jemand um die Ecke zur Bank, wo ich eine Vollmacht für das Spesenkonto bekam - »Aber das Kontrollieren wir jedesmal genausagten sie - wegen dem Finanzamt.

Zuhause bekam ich dann wieder Besuch von einem der Typen vom Verfassungsschutz - so ein langhaariger Typ mit Antiklederhose und Ohrstecker. Er hörte sich die Geschichte an. »Die Firma in Mannheim kennen wirsagte er. Ich hätte alles richtig gemacht, soweit er sehe, und sollte ruhig anfangen mit meinem Job. Ach ja - meine Post würde selbstverständlich überwacht werden müssen; er hielt mir ein Formular unter die Nase. »G-10-Einverständniserklärung« hieß es obendrauf. Was sollte ich tun ? So ersparte ich mir auch, die Liste für den Verfassungsschutz zu kopieren. Und nach jeder Fahrt sollte ich berichten. Er gab mir eine Telefonnummer. »Das ist keine offizielle vom AmtUnd die Nummer dürfe ich auf gar keinen Fall bei mir haben, wenn ich die Kurierfahrten machen würde. Nach meiner Rückkehr sollte ich die Nummer von einer Telefonzelle aus anrufen, dann würde man sich mit mir verabreden. »Es kann sein, daß auch die anderen Sie überwachensagte der Langhaarige. Und er händigte mir noch ein geheimes Dokument aus: meine geheime Ernennung zum Beamten auf Widerruf beim Landesamt für Verfassungsschutz. Ich würde, solange der Job lief, die Bezüge eines Inspektors bekommen. »Das wird aber auf ein Sperrkonto eingezahlt!« Weil: es könnte ja sein, daß die anderen mein Konto überwachen ! Wenn ich dringend was bräuchte, sollte ich es sagen, dann würde man was arrangieren. Und ich bekam eingeschärft, was ich tun sollte, wenn sie mich hops nehmen. »Sie sind kein Profi - lassen Sie die Hosen runter, sagen Sie, was Sie wissen, und verlangen sie die Ständige Vertretung zu sprechen! Aber wir merken das ja sowieso, wenn sie aus der Zone nicht wieder rauskommen, und kümmern uns


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