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anderen, der immer mehr zum Übermenschen, zum Menschen-
feind wird. Henry Thorau
Ich hasse den Künstler als »höheres Wesen« und suche in jedem Augusto Boal oder Die Probe auf die Zukunft
Menschen den Künstler zu finden.
Ich verachte autoritäres Theater und mache Theater der Unter-
drückten. Theater nicht als Evangelium, nicht als Propaganda,
nicht als etwas Unumstößliches. Äuch didaktisches Theater ist Vor Jahren, als Sir Laurence Olivier in London seine großen
autoritär, denn es geht davon aus, daß der Künstler mehr weiß Bühnenerfolge hatte, klagte auf einer Party in Säo Paulo die
und kann, als der Zuschauer wissen kann und darf. Es schreibt Gattin eines Industriellen über das niedere Niveau des brasiliani-
Verhaltensnormen vor, einen ganzen Handlungsablauf - ohne schen Theaters. Nach London und Paris müsse man reisen, um
den Zuschauer zu fralen. »Kunst zu erleben«. Herr Zampari machte in dieser Lage den
Das didaktische Thiater geht von der eichen Subliekt-Objekt- Vorschlag, »die Kunst nach Brasilien zu holen«, und er versprach,
Konstellation aus: Lehr ne-Publikum. Sender- in kurzer Frist in Säo Paulo »bestes europäisches Theater« zu
siv" wie die alte didaktische bieten. So wurde das TBC geboren, das Teatro Brasileiro de
tzten jah st wird von moder@ C@dia, das für die nächsten fahre in Brasilien die Maßstäbe für
te didaktische Theater dramatische Kunst setzen sollte. Regisseure und Bühnenbildner
ersetzt w( sagen wir Pädagogiscbe Theater. aus Italien wurden engagiert, in der Escola de Arte Dramätica
Alle so, lernen, Z'Uschauer und Schauspieler, wurden Schauspieler mit europäischem Akzent herangebildet.
keiner ist me r als der andere, keiner weiß es besser als der Der Import ausländischer Kultur erwies sich in mehrfacher
andere: gemeinsam lernen, entdecken, erfinden, entscheiden. Hinsicht als nützhch. Man fühlte sich nun dem europäischen und
Nach langem und stetigem Austausch mit vielen Le ten in nordarnerikanischen Kontinent nicht nur wirtschaftlich und poli-
vielen Ländern, unterschiedlichen Kulturen, unter widerspurüchli- tisch, sondern auch intellektuell nahe. Man konnte neben dem
chen Bedingungen weiß ich, daß ich die Wahrheit nicht gepachtet »großen Bruder« bestehen. Es gelang, die junge brasilianische
habe. Ich habe nicht den Stein der Weisen bei mir, ich verfüge Avantgarde einzuschüchtern, und gleichzeitig von der düsteren
lediglich über ein paar Techniken, die helfen können, mir und brasilianischen Realität abzulenken, wie sie europäische Statistiken
meinen Zuschauern, der Wahrheit auf die Spu.- zu kommen - die belegten: 40 Prozent der Kinder im Nordosten sterben, ehe sie
Techniken des Theaters der Unterdrückten. das erste Lebensjahr vollendet haben, 95 Prozent der Brasilianer
leiden an Infektionskrankheiten. Eine Untersuchung des Ernäh-
Paris, Januar 1979 Auffusto B@ !Chavesim Auftrag de@Ford-Foun-
dation ergab, daß die Anzahl der Kalorien, die ein brasilianischer
Bauer täglich konsumiert, gerade ausreicht, um ihn bei strikter
Bettruhe am Leben zu erhalten. Dies sind Fakten und Zahlen, die
seit vielen Jahren stabil bleiben. An ihnen vermochte auch eine
relativ Eberele Regierung wie die des Präsidenten Goulart nichts
zu ändern, die eine Agrarreform und die Zulgssung von Gewerk-
schaften für Landarbeiter diskutieren und in den 2oo ooo Exem-
plaren der drei größten brasilianschen Tagesz@itungen über diese,
Vorhaben schrt4ben liej3. 4@ _ehe, waren Anaf-
phabeten; für sie wurden die Alphabetisierungskurse der MO-
BRAL eingerichtet, die sich zum Ziel setzten, -den Menschen ein
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