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mcnep schrieb am 23.4. 2007 um 07:45:01 Uhr über

Yogeshwar

Um es an dieser so passenden Stelle erneut zu erzählen, gewissermaßen freihand-crossgepostet von einem mir derzeit ohnehin nicht mehr erinnerlichen Stichwort wie Kater oder Kelch:

Ranga Yogeshwar ist es als einem der wenigen Menschen auf diesem Planeten gelungen, mich zum Kotzen zu bringen. Das muss schon recht lange her sein, 12, 15 Jahre oder so. Damals erwachte ich an einem Katermorgen, der schon in die härtere Kategorie fiel, einer dieser Tage, den man dann oft bis kurz vor der Abenddämmerung semikomatös brütend im Bann von Haarweh und Gärbauch verbringt. Linderung hätte allenfalls ein kräftiges Übergeben versprochen, zumal die Einnahme von AlkaSeltzer und anderer Hilfsmittel einen beruhigten Magen voraussetzt, nach dem ersten Schluck Wasser ist die Panazee ja oft schneller wieder raus, als sie reingekommen ist. Zur Vorbereitung der Medikamenteneinnahme versuchte ich, mich zu übergeben, doch sei es, dass da keine Grundlage mehr war, auf die sich der Würgereflex hätte stützen können, sei es, dass mein Gaumensegel gegen Reizung immun geworden war - es kam nichts. Ungelinderten Leids verbrachte ich die auf die Göbelversuche folgende Stunde stoisch vor dem Fernseher, damals, vor der allgemeinen Verbreitung des Internets eins der probatesten Mittel, sich unter Abschaltung nahezu aller Hirnareale eine unbeteiligte Ablenkung zu verschaffen. Und da kommt Ranga Yogeshwar ins Spiel: Er moderierte damals erst seit kurzem eine eigene Sendung, 'Kopfball', bis dahin war er meist nur als Experimentierkasper von Jean Pütz aufgefallen, für den er ungefähr das war, was Volker Arzt für Hoimar von Ditfurth darstellte - eine willkommene Gelegenheit zum Kameraschwenk, damit sich der Hauptmoderator mal unauffällig am Sack kratzen konnte. Wobei ich mir bei Jean Pütz schon vorstellen könnte, wie er in einer Studioecke die Kronjuwelen geraderückt, Ditfurth hatte dagegen immer so etwas preußisch-akkurates, der wird sich allenfalls mal, die linke Hand in der Hosentasche seines Maßanzugs verborgen, ein linderndes Kratzen unterhalb der Tischkante verstattet haben. Ich schweife ab: Auftritt Ranga Yogeshwar, der eine naturwissenschaftliche low Budget-Sendung moderierte, bei der ich mich immer noch frag, weshalb Zuschauer dort anriefen, um volkshochschulweise Fragen zu beantworten, mit der schwachen Aussicht, zwei bedruckte Kaffeebecher zu gewinnen. Mit wachsendem Widerwillen sah ich also auf die Sendung und ihren Moderator, der aussah wie drei gewonnene Wettbewerbe 'Jugend forscht' und auch bemüht war, einen solchen Eindruck zu machen. Ja und irgendwann merkte ich dann, dass ich diese Abneigung produktiv kanalisieren konnte, versenkte mich in das ebenmäßige arische Gesicht, lauschte konzentriert den freundlich-wohlgesetzten Worten in kaum wahrnehmbarer moselfränkischer Färbung, sann über die Körpersprache, die die eines Menschen im aufsteigenden Knoten war - und schaffte es darauf gerade noch bis zur Toilette, wo ich mich einem unangenehmen, jedoch befreienden Gallekotzen hingeben konnte. Jahre später habe ich Ranga Yogeshwar auch einmal von Angesicht zu Angesicht gesehen, als er durch das Kölner WDR-Gelände schritt. Ich hätte ihn gerne in ein Gespräch verwickelt, in dessen Verlauf ich ihm meine Reihererfahrung aufs Butterbrot schmieren wollte, aber er wirkte wie immer so erschreckend zielstrebig, als sei er gerade auf dem Weg zur Fernsehratskonferenz.


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